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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Saccharometer - Sacchini
brachte reine S. besteht aus etwa 60 Proz. des
Anhydrids der Ortho und 40 Proz. der Para- und !
^ietaverbiuduug (letztere nur in geringer Menge) ^
der Sulfaminbenzoesäurc. l Teil dieses S. kommt ^
WO Teilen Rohrzucker an Süßigkeit gleich, während !
das seit 1892 im Handel befindliche raffinierte
S., das reine Benzoesäuresulfinid, die 500fache Süß-
kraft des Zuckers hat. Die Natriumfalze beider l
"Formen, die etwa 10 Proz. Natriumbicarbonat ent- !
baltcn, sind in Waffer sehr leicht löslick und werden !
als leichtlösliches (^. (27Ofach süßend) und
leichtlöslich raffiniertes S. (450fach fußend) ^
in den Handel gebracht. 1 1^ S. kostet im Groß- z
Handel (1895) 70-105 M. Zum bequemen Ge- ^
brailch bringt man das S. auch in Tablettenform.
Zwei Tabletten haben die Süßigkeit von drei Rohr-
zuckerwürfeln. Es wird als Gefchmackskorrigcns, !
Ersatz des Zuckers für Diabetiker, Magenkranke, !
Fettleidige, Gichtleidende und Fieberkranke benutzt, '
da es den Organismus unverändert passiert; Haupt- ,
sächlich aber findet es Verwendung als Süß- und
Konfervieruugsstoff in der Brauerei, Liqucur-, Limo- ,
naden- und Vtineralwafferfabrikation, in der Frucht' i
konfervenfabrikation, Bäckerei, Konditorei u. s. w.
Als Nabrungsnuttel kann es den Zucker nicht er-
setzen. Zur Verhütung einer Verminderung der Pro-
duktion und des Verbrauchs von Zucker ist die Sac-
charineinfuhr von zahlreichen Staaten mit einem
erheblichen Zoll belegt worden. Neuerdings wird !
auch in Deutschland von den Zuckerfabrikanten eine
Besteuerung des S. erstrebt. - Vgl. Stutzer, Das
Fablbergfche S. (Brauufchw. 18W).
S. heißt auch eine von Peligot entdeckte, bei der
Einwirkung von Kalk auf Dextrose und andere Zucker-
arten entstehende organische Verbindung (^II^^,
die als Lakton der Eaccharinsäure,
OII^OII) - (MOtl) - 0I1(0ll)0(0I1)(0II,) - 00011,
zu betrachten ist. Dieses S. krystallisiert in großen
Prismen, schmeckt bitter und schmilzt bei 160". Die
wässerige Lösung dreht die Polarisationsebene des
Lichtes nach rechts. Zur Unterscheidung vcm dem
Peligotfchcn wird das Fahlbergsche S. zuweilen auch
Pseudosaccha^rin genannt.
Saccharometer, s. Saccharimeter.
Saccharometrie, s. Saccharimeme.
3aook2.i-oinvoo8, Hefepilz, f. Hefe und Gä-
rung ; 3. ill^coäoi-m!^ f. Kahm.
Saccharosen, Biosen oder Disaccbaride, !
zusammenfassende Bezeichnung für die Zuckerarten !
von der Zusammensetzung (^I^^i, wozu außer !
Rohrzucker noch Milchzucker und Maltose geboren.
Sie spalten sich durch die Einwirkung von Säuren >
in die Glykosen (s. d.) (^12^.
Iaooliärum(grch. 8akcliai-ou),Zucker; 8. I^ctiä,
Vtilchzucker; 3. 3awi-ui, Vleizucker.
32.ook3.rrlinI..,Zu ckerr 0 h r, Pflanzen gattung
aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit etwa
12 Arten in den tropischen und subtropischen Ge-
aenden der Alten Welt, hohe, schilfartige Rohrge^
lvächsc mit langen, breiten Blättern und großen,
dichten, seidenglänzend behaarten Blütenrispen. Dic
zweiblütigcn Ährchen sind mit Büscheln seidenglän-
zender Haare umgeben. Die wichtigste Art ist das
gemeine Zuckerr0 hr (8. ot'tioinai-uni /^., s. Tafel:
Gramineen II), das aus dem mittlern Asien und
südl. China stammen soll und durch die Araber und
die Kreuzzüge ins südl. Europa verpflanzt worden
ist. Bald nach der Entdeckung Amerikas wurde das-
selbe auch iu die Tropen dieses Erdteils gebracht, und
setzt ist die Kultur des Zuckerrohrs in alleil Tropen-
ländern sowie in mehrern subtropischen Gebieten eine '
ausgedehnte. In Europa, wo gegenwärtig die Kultur
des Zuckerrohrs nur in Südspanien (besonders in
der Provinz Malaga) in größerm Maßstabe be-
trieben wird, reickt dieselbe über Sicilicn und Anda-
lusien hinaus, in Cbina bis zu 30", in Nordamerika
bis zu 32° nördl. Br., auf der füdl. Halbkngel bis
zu 22° füdl. Br. über Produktion, Handel und Ver-
brauch f. Zucker. Aus dem ausdauernden, knotigen,
weit unterkriechenden Wurzelstock fchießen mehrere
vielknotige, verschieden gefärbte Halme 2,6-1 m
hoch auf, die 24-48 min dick und zu zwei Dritt-
teilen ihrer Länge mit einem lockern, fußen, faftigen
Marke erfüllt sind. An jedem Knoten befindet sich
eine Knofpe (c). Die 1,3 bis 1,<; m langen band-
förmigen Blätter haben häusig einen starken weiß-
lichen Mittelnerv (ä). Die stets unfruchtbaren Blü-
ten (d) stehen in gewaltigen, ellenlangen, pyrami-
dalen Nifpen sa.) an der Spitze des "Pfeils", des
Halmteils zwifcben den beiden obersten Knoten. Von
den zahlreichen Spielarten gelten als die besten das
Otahiterohr, das Salangur- und das Bourbonrohr,
am größten ist das Elefantenrohr von Cochinchina.
Das Zuckerrohr bedarf zum gewinnbringenden
Gedeihen eines feuchtwarmen Klimas, das weder
von andauernder Lufttrockenheit noch zu starker
Kälte betroffen wird: anch anhaltender Negen wäh-
rend der Reifezeit ist fchädlicb. Der Boden muß
kalkhaltig, aber einigermaßen frei von Alkalien sein,
die den Saft vcrfäuern. Eine regulierbare Bewässe-
rungsanlage verbindert Fehlernten. Gewöhnlich
wird die Plantage in vier Abteilungen geteilt, von
denen eine in jedem Jahre neu bepflanzt wird, so
daß man nach der Aderntung des Erstlingsrohrs
den Wurzelstock nur dreimal wieder ausschlagen
lratnnen) läßt. Die Fortpflanzung geschieht allein
durch Stecklinge-, am vorteilhaftesten dienen als
folche die drei obersten Knoten des Erstlingsrohrs.
Durch Bestockung vermehrt sich der Steckling auf
5-25 Stengel. Als Dünger wird am besten ein
Kompost von Vagasfe (den ausgepreßten Rohren),
dem Wafchwasfer der Rohre (Dnnder) und Gülle
verwendet; von guter Wirkung, aber felten durch-
führbar ist ein Fruchtwechsel, besonders mit Hülsen-
früchten. Die jungen in Furchen siebenden Pflanzen
werden behäufelt, durch Jäten von Unkraut frei ge-
halten und fpäter wiederholt von den welken Blät-
tern befreit, mit Ausnahme derjenigen des Wipfels
(Pfeils), die nach der Ernte als Viehfutter verwen-
det werden. Wenn alle Blätter nur Ausnahme des
Wipfels abgestorben sind, wird geerntet und zwar
durch zwei Abteilungen, von denen die erste mit Hau-
messern die Spitzen abschlägt und den Rest der Blät-
ter abstreift, während die andere mit fcharfen Beilen
die nackten Halme möglichst tief abhaut. (S. Kolo-
nialzucter und Zuckerfabrikation.) Von den zadl-
reicken Schädlingen sind am verbreitetsten der Zucker-
rohrkäfer, der sich unter der Erdoberfläche in das
Rohr einbohrt, und die Raupe einer Motte, des
Zuckerrohrbobrers, die von den Blättern aus die
Halme anbobrt. Wo es Termiten giebt, sind auch
diefe arge Zerstörer der Zuckerrobrplantagen. - Vgl.
Semler, Die tropische Agrikultur, Bd. 3 (Wism.
1888), S. 197--293.
Sacchini (spr. sack!-), Antonio Maria Gasparo,
ital. Komponist, geb. 23. Juli 1734 zu Puzzuoli (bei
Neapel), Schüler von Durante, machte sich zuerst