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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sachs; Sachsa; Sachse-Hofmeister; Sachseln; Sachsen

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Sachs (Jul. von) - Sachsen (Volksstamm)

16. Jahrh. Von 1556 an überwiegt die Novelle und der Schwank in Reimpaaren, darunter die entzückenden Legenden vom heil. Petrus. Je älter der Dichter wird, um so mehr treten ernste biblische Stoffe in den Vordergrund.

Dem 17.Jahrh. war S. das Urbild elender Reimerei. Erst Goethe hat den Meister in dem wunderbar kongenialen Gedicht «Hans Sachsens poet. Sendung» (in Wielands «Deutschem Merkur», 1776) wieder zu Ehren gebracht. Durch Rich. Wagners «Meistersinger von Nürnberg» ist er uns eine vertraute Gestalt geworden, nachdem ihn schon Lortzing (1840) und Gyrowetz in komischen Opern behandelt hatten; Deinhardstein hat ihm (1829) eins seiner Künstlerdramen gewidmet. Sein Fastnachtspiel «Das heiß Eisen» ist in Genées Bearbeitung auch über die neuere Bühne gegangen. 1874 wurde sein Denkmal (sitzende Erzfigur) in Nürnberg enthüllt.

Bei S.' Lebzeiten sind seine Gedichte großenteils als Einzeldrucke mit Holzschnitten geziert verbreitet worden (vgl. Hans S. im Gewande seiner Zeit, Gotha 1821). Von den 34 Bänden, in denen er selbst seine Werke niederschrieb, sind nur 20 auf uns gekommen. Der erste Druck seiner gesammelten Dichtungen erschien 1558‒79 in Nürnberg; er liegt zu Grunde der neuen Ausgabe von A. von Keller und E. Goetze in der «Bibliothek des Stuttgarter Litterarischen Vereins» (22 Bände bis 1895). Die beste Auswahl gaben Gödeke und Tittmann in den «Deutschen Dichtern des 16. Jahrh.», Bd. 4‒6 (2. Aufl., Lpz. 1883‒85). – Vgl. Schweitzer, Étude sur la vie et les œuvres de H. S. (Nancy 1889); Goetze in der «Allgemeinen deutschen Biographie», Bd. 30, und in der «Bayrischen Bibliothek», Bd. 19 (Bamb. 1890); Drescher, Studien zu H. S. (2 Bdchn., Berl. 1890 und Marb. 1891); Goetze, H. S. (Bamb. 1890); Genée, H. S. und seine Zeit (Lpz. 1893); Suphan, H. S. in Weimar (Weim. 1894); ders., H. S., Humanitätszeit und Gegenwart (ebd. 1895); Hans Sachs-Forschungen (hg. von Stiefel, Nürnb. 1894).

Sachs, Jul. von, Pflanzenphysiolog, geb. 2. Okt. 1832 zu Breslau, studierte zu Prag, wo er Privatassistent des Physiologen Purkynje war, wurde 1859 Assistent an der Forstakademie zu Tharandt, 1861 Professor an der Landwirtschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf, 1867 Professor der Botanik an der Universität Freiburg und 1868 an der Universität Würzburg. Seine wissenschaftlichen Forschungen betreffen die Ernährungsbedingungen der Pflanzen, die Assimilationsthätigkeit des Chlorophylls, die Bewegung der assimilierten Stoffe im Pflanzengewebe, den Einfluß von Wärme und Licht auf das Wachstum der Pflanzen und die Mechanik dieses Wachstums. Die Resultate dieser Forschungen sind meist in Fachzeitschriften und in den von ihm seit 1871 herausgegebenen «Arbeiten des botan. Instituts in Würzburg» niedergelegt, sowie in den Werken: «Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen» ( Lpz. 1865), «Lehrbuch der Botanik» (ebd. 1868; 4. Aufl. 1874) und u. dgl. «Vorlesungen über Pflanzenphysiologie» ( ebd. 1882; 2. Aufl. 1887). Auch schrieb er eine «Geschichte der Botanik vom 16. Jahrh. bis 1860» (Münch. 1875). Seine «Gesammelten Abhandlungen über Pflanzenphysiologie» erschienen Leipzig 1892‒93 (2 Bde.).

Sachsa, Stadt im Kreis Grafschaft Hohenstein des preuß. Reg.-Bez. Erfurt, am Südrand des Harzes, an der Linie Nordhausen-Northeim der Preuß. Staatsbahnen (Station S.-Tettenborn), hat (1890) 1490 meist evang. E., Post, Telegraph; Mostrich-, Liqueurfabrikation, Ziegelei, Holzsägewerk, Geflügelzucht und wird als Kurort besucht. Nordwestlich der Ravensberg (Ravenskopf 660 m), ein vielbesuchter Aussichtspunkt.

Sachse-Hofmeister, Anna, dramat. Sängerin, geb. 26. Juli 1852 in Gumpoldskirchen bei Wien, wurde von Frau Passy-Cornet und Kapellmeister Proch ausgebildet und debütierte, 19 J. alt, in Würzburg. Nach kurzem Aufenthalt in Frankfurt kam sie 1876 an die Hofoper in Berlin, der sie mit zweimaligen Unterbrechungen durch kürzere Engagements in Dresden und Leipzig bis 1889 angehörte. Seitdem wirkt die Künstlerin, die sich durch eine schöne, technisch vorzüglich gebildete Stimme und Klarheit und Sicherheit ihrer künstlerischen Intentionen auszeichnet, nur noch auf Gastspielen und in Konzerten. Ihr Gemahl, Max Sachse, war ebenfalls eine Zeit lang Mitglied der Bühne als Tenorbuffo und ist jetzt Schriftführer des Deutschen Bühnenvereins.

Sachseln, Dorf in der Schweiz, s. Sarnen.

Sachsen, in der Heraldik die Flügelknochen eines Fluges (s. d.), aus denen die Federn desselben hervorzuwachsen scheinen. Beim offenen Fluge stehen die S. einander nach innen zugewendet.

Sachsen (lat. Saxones), deutscher Volksstamm, dessen Namen man von dem Sax (s. d.) ableitet, werden im Altertum zuerst von dem Geographen Ptolemäus in Schleswig-Holstein erwähnt. Von diesem ihrem Stammsitze aus drangen sie im 3. und 4. Jahrh. erobernd bis über die Weser hinaus vor. Seitdem sie sich hier die Chauker und die Angrivarier (Engern) unterworfen hatten, bedeutet der Name S. den großen niederdeutschen Volksstamm (s. Niederdeutsch), der von der Eider und dem Zuidersee bis nach Cassel und Magdeburg hin reichte. Über ihre Stellung zu den andern deutschen Stämmen und zu den Angelsachsen s. Deutsches Volk (Bd. 5, S. 93 fg.). Die S. waren ein kriegerisches Volk. Zu Lande drangen ihre Haufen am Niederrhein vor, wo sie 373 bei Deutz geschlagen wurden, besonders aber waren ihre Einfälle zur See gefürchtet. Mit ihrer Hilfe erhob sich Carausius 287 in Britannien zum Kaiser. In der heutigen Normandie hatten sich S. als röm. Söldner und Bundesverwandte schon zu Anfang des 5. Jahrh. festgesetzt, so daß der Landstrich von ihnen den Namen der sächs. Küste (litus Saxonicum) trug. Auch an der Loiremündung ließen sich S. nieder; beide verschwinden später unter der fränk. Herrschaft. In Britannien dagegen wurde seit der Mitte des 5. Jahrh. von den Angelsachsen (s. d.) die sächs. Herrschaft für lange Zeit begründet. Die in Deutschland gebliebenen S., nun häufig Altsachsen benannt, dehnten sich schon früh gegen Westen über die alten Gebiete der Bructerer und Chamaven bis an den Zuidersee und fast bis zum Rhein aus, an die salischen und an die ripuarischen Franken grenzend; gegen Süden wohnten sie bis zur Quelle der Sieg, über die Diemel bis nahe an die Eder (wo der sächs. Hessengau); weiter östlich bildete eine Linie Münden-Harz ihre Grenze gegen die Thüringer. Die West- und Südgrenze der S. ist als Sprachgrenze noch erhalten. (S. Karte der Deutschen Mundarten, Bd. 5, S. 28.) Gegen Osten besaßen die S. ursprünglich nur die Provinz Hannover; die gesamte Provinz Sachsen gehörte zum Reich der Thüringer. Dieses zerstörten sie 531 im Bunde mit den Franken und erhielten alles Land ^[Fortsetzung Seite 132]