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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sachsen, Königreich (Pflanzenreich. Bevölkerung. Land- und Forstwirtschaft)

Edelsteinen findet man Jaspis, Achat, Amethyst, schöne Topase, Turmaline, Bergkrystalle, selten Opal, Saphir, Granat und Karneol. Silberbergwerke bestehen bei Freiberg (s. d.). Häufig sind Eisen, Blei, Zinn, besonders bei Altenberg, Arsenik, Spießglanz, Kobalt, Nickel, Wismut und Vitriol, seltener dagegen Kupfer und Quecksilber.

S. zählt über 30 Mineralquellen. Die meisten sind kalt, einige nur lauwarm; einzelne werden zum Trinken, fast alle zum Baden benutzt. Das besuchteste Bad ist Bad Elster im Vogtlande; außerdem sind nennenswert: das Augustusbad bei Radeberg, Neustadt bei Stolpen (Mineralbad), Warmbad bei Wolkenstein (29° C.), Schweizermühle (im Bielaer Grunde), Wiesenbad bei Annaberg (23° C.), Hohenstein, Bad Marienborn bei Schmeckwitz (Schwefel- und Eisenquelle), Tharandt, Berggießhübel, Lausigk (Hermannsbad), Grünthal (Schwefel- und Eisenmineralquelle), Gruben (eisen- und manganhaltige Quelle). Salzquellen kommen nicht vor. S. muß seinen ganzen Bedarf an Salz von auswärts beziehen, besonders aus der preuß. Provinz Sachsen (Dürrenberg) und aus Anhalt.

Pflanzenreich. Die Flora wird hauptsächlich durch das Erzgebirge bedingt; doch dringen einerseits fries. und balt. Charakterpflanzen (Gentiana pneumonanthe L.) in die nördl. Niederungen, andererseits Glieder der südöstl. Steppen (Cytisus nigricans L.) in das Elbthal bis abwärts nach Meißen ein. Im Erzgebirge herrscht der Wald vor, besonders die Fichte, in den Niederungen, namentlich auf Sandboden, die Kiefer. Laubwald (Buchen) findet sich um Tharandt, Marienberg und Olbernhau und erreicht bei 700 m seine obere Grenze. Für die Hochmoore des Erzgebirges sind charakteristisch die Sumpfkiefer, Rauschbeere, Preißel- und Moosbeere, Heidekraut, Wollgras und Torfmoose. - Der Fauna nach gehört S. zum mitteleurop. Gebiet.

Bevölkerung. Volkszählungen haben von 1834 bis 1867 alle 3 Jahre stattgefunden, ferner 1871, 1875 und seitdem von 5 zu 5 Jahren. S. hatte (1. Dez. 1890) 3502684 (1701141 männl., 1801543 weibl.) E., d. i. 234 E. auf 1 qkm und 1059 weibl. auf 1000 männl. E. Die Einwohnerzahl belief sich 1815 auf 1178802, 1834 auf 1595668, 1846 auf 1836433, 1855 auf 2039176, 1871 auf 2556244, 1880 auf 2972805 und 1885 auf 3182003. Die Zunahme betrug 1880-85: 7,04, 1885-90: 10,08 und 1871-90: 37 Proz., die größte Zunahme in allen deutschen Bundesstaaten, nächst Reuß älterer Linie und den Freien und Hansestädten.

Die Bevölkerung verteilt sich folgendermaßen auf die 4 Kreishauptmannschaften:

Kreishauptmannschaften qkm Bewohnte Gebäude Haushaltungen Einwohner E. auf 1 qkm Evangelisch Katholiken Israeliten

Bautzen 2469,73 50657 88228 370739 150 334506 34303 268

Dresden 4336,86 74961 220311 950530 219 901096 43001 2999

Leipzig 3567,35 69012 190744 871132 244 842331 21650 4523

Zwickau 4619,00 104970 292199 1310283 284 1273818 30428 1578

^[Additionslinie]

Zusammen 14992,94 299600 791482 3502684 234 3351751 129382 9368

Von der Gesamtbevölkerung entfielen 1596797 Personen (45,6 Proz.) auf die Stadt-, 1905887 (54,4 Proz.) auf die Landgemeinden. Die Zahl der bewohnten Gebäudekomplexe betrug (1890) 299600, der bewohnten Wohnhäuser 320305, der unbewohnten 3802, der Haushaltungen 729965, der einzeln lebenden Personen mit eigener Hauswirtschaft 58251 und der Anstalten 3266. Dem Familienstand nach waren (1890) 2032822 Ledige, 1267004 Verheiratete, 193449 Verwitwete und 9409 Geschiedene; dem Religionsbekenntnis nach 3337850 Evangelisch-Lutherische, 12024 Evangelisch-Reformierte, 1877 sonstige Evangelische, 128509 Römisch-Katholische, 620 Griechisch-Katholische, 1180 Anglikaner, 1421 Deutsch-Katholische, 2289 Dissidenten, 9368 Israeliten und 650 mit unbestimmter und ohne Angabe der Religion. Der Staatsangehörigkeit nach waren 3423493 deutsche Reichsangehörige, 67299 Österreicher, 9702 andere Europäer und 2141 Angehörige außereurop. Staaten. Von der ortsanwesenden Bevölkerung waren geboren in S. 3083958, in andern deutschen Bundesstaaten 348451, in einem andern europ. Staate 67240, außerhalb Europas und auf See 2848 und unbekannten Geburtsortes 187.

Die Altersgliederung der Bevölkerung 1890:

Altersklassen Personen

Bis unter 10 J. alt 863924

10 bis unter 20 J. alt 720285

20 " " 30 " " 610915

30 " " 40 " " 468950

40 " " 50 " " 349661

50 bis unter 60 J. alt 248272

60 " " 70 " " 162802

70 " " 80 " " 67761

80 " " 90 " " 9852

90 J. und darüber 262

Die Zahl der Eheschließungen betrug (1893) 31388, der Geborenen 151293, darunter 5135 Totgeborene, der Gestorbenen (ausschließlich der Totgeborenen) 97883. Im J. 1893 wanderten aus S. nach überseeischen Ländern aus 2018 (853 weibl.) Personen, darunter 1662 nach den Vereinigten Staaten.

Nach der Berufszählung vom 5. Juni 1882 entfielen von den Berufsthätigen mit Angehörigen auf Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei 602378 (20,0 Proz.), auf Bergbau, Hüttenwesen, Industrie und Baugewerbe 1695895 (56,2), auf Handel und Verkehr 360675 (12,0), auf Militär-, Staats-, Gemeinde- und kirchlichen Dienst sowie die sog. freien Berufsarten 148361 (4,9), auf häusliche Dienste und Lohnarbeit wechselnder Art (nicht im Hause des Dienstgebenden Wohnende) 53584 (1,8); ohne Beruf und Berufsangabe waren 153929 (5,1 Proz.). Die Erwerbsthätigen überhaupt zählten 1334478 (44,3 Proz.), die in der Haushaltung ihrer Herrschaft lebenden Dienstboten 66914 (2,2), die Haushaltungsangehörigen, welche nicht oder nur nebenbei erwerbsthätig waren, 1613430 (53,5 Proz.). Von der damaligen Gesamtbevölkerung (3014822 E.) waren 393669 Personen (13,6 Proz.) selbständig und 754626 Personen (25,3 Proz.) Gehilfen.

Land- und Forstwirtschaft. Von der Gesamtfläche kamen (1893) auf Acker- und Gartenland 847353, Wiesen 175727, Weiden und Hutungen 10940, Weinberge 823, Öd- und Unland 1803, Forsten und Holzungen 387729, Haus- und Hofräume 16367, Wegeland, Straßen, Eisenbahnen,