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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sahel - Saigern
Vorderindiens, an beiden Ufern des Damaula-
flusses, in sumpfiger Thalebene, Station der Sindh-
Pandschab-Dehli-Eisenbahn und der von Lakhnau
über Muradabad nach Ambala führenden Bahn,
früher wegen Malariasieber berüchtigt, doch infolge
Sumpfdrainierung mit erheblich besserm Klima, hat
(1891) 63194 E., darunter 26547 Hindu, 34240
Mohammedaner und 772 Christen. Außer den Ne-
gierungs-, Post- u. s. w. Gebäuden besitzt S. eine
schöne neue Moschee und eine St. Thomaskirche,
mehrere Hotels und einen parkartigen botan. Gar-
ten. Der Handel (mit Korn, Zucker, Melasse, gröberm
Tuch u. s. w.) nimmt stetig zu; im Frühjahr großer
Pferdemarkt und landwirtschaftliche Ausstellung. S.
ist Sitz der Verwaltung des Ost-Dschamna-Kanals.
Sahel, Hügelland bei Algier (s. d.).
Sahib(arab., "Genosse", "Herr"), inPersien und
Indien üblicher Titel der Europäer. ^S. 683a).
Sahibkran, pers. Münze, s. Kran (Bd. 10,
L"/llb., bei lat. Insektenbenennungen Abkürzung
für Karl Neginald Sahlberg, einen schwed.
Naturforscher.
Sahlband, Sahlleiste, s. Sallciste.
Sahne, sowiel wie Nahm (s. d.).
Saho, Volk in Afrika, f. Hamitische Völker und
Sa'i, Stadt in Gando, f. Say. ^Sprachen.
Saibling, Saibling, Salmling, Ritter,
Notforelle (Z^iino 8Hiv6iinu8 ^.), einer der wohl-
schmeckendsten, aber auch teuersten Fische aus der
Familie der Lachsfische (s. d.), der in den Tiefen der
Seen der Alpen, der Gebirge Skandinaviens und
Großbritanniens vorkommt, bis 50 cm lang wird
und eine veränderliche Färbung hat, im allgemei-
nen ist der Grundton des Nückens blaugrau, der
Seiten gelblich und des Bauches orange. Der S.
laicht im Spätherbst. ^Obcrägyptcn.
Sa't'd ("das Aussteigende"), arab. Name für
Sa'id, Stadt in Ägypten, f. Port-Sa'id.
Saida, Stadt in Sachsen, s. Sayda.
Saida, Stadt in Algerien, Provinz Oran, am
Nordrande des Saidagebirges, 890 in ü. d. M.,
Etation der von Arzeu ausgehenden Bahn, mit
4524 E., Hospital, Kaserne und arab. Markt, ist
Hauptstapelplatz des auf dem Plateau wachsenden
Halfagrases und Kulturstation für curop. Früchte
und Gemüfe.
Saida, Seida, das altphö'niz. Sidon (s. d.),
Küstenstadt im türk. Wilajet Beirut in Syrien,
am Nordwestabhange eines Vorgebirges, in einer
fruchtbaren, durch Obst- und Seidenbau ausgezeich-
neten Gegend, im Innern eng gebaut, schmutzig,
feucht und ungesund, aber von Gärten umgeben, ist
nur noch kleinen Schissen zugänglich, hat 9-12000
E., meist Mohammedaner, neben einer geringen
Anzahl griech.-kath. und maronitischer Christen und
etwa 80 jüd. Familien, Trümmer eines Schlosses
auf einem künstlichen Molo am Eingang des Hafens
und Fischerei. Als wichtige Feste der Küstcnstraße
war S. wiederholt Gegenstand des Kampfes zwi-
schen den Kreuzfahrern und den Sarazenen, wurde
1107 von Balduin I. belagert, 19. Dez. 1110 nach
sechswöchiger Belagerung übergeben, 1187 von
Saladin erobert, über dessen Truppen die Christen
23. Okt. 1187 hier einen Sieg erfochten, 1249
von den Sarazenen geplündert und zerstört, dann
1253 von Ludwig dem Heiligen von Frankreich
wicdcr aufgebaut, aber 1260 von den Mongolen
abermals zerstört; 1291 fiel S. sür immer m die
Hände der Moslim. Am 28. Sept. 1840 wurde S.
von der türk. - österr. - engl. Flotte bombardiert und
erstürmt. 2 km östlich liegt das Kloster MarElias.
Saidagebirge,Teil des Kleinen Atlas <s. Atlas,
Bd. 2, S. 42 a).
Sa't'd Pascha, Vicekönig von Ägypten (1854
-63), vierter Sohn Mehemed Alis, geb. 1822, ge-
langte nach dem Tode seines Neffen Abbas Pascha
13. Juli 1854 gemäß der in seinem Hause gültigen
Senioratserbfolge zur Negicrung. Europäisch ge-
bildet und wohlwollenden Charakters, bemühte sich
S. P., im Innern die unter seinem Vorgänger ein-
geschlichenen Ubelstände zu beseitigen. E/beschränkte
die Gewalt der Provinzial- und Gemeindebehörden,
führte eine regelmäßige Rekrutierung ein, schaffte
das staatliche Monopolsystcm ab, ordnete das Steuer-
wesen, gab die Bodenkultur frei und verwandelte
die Naturalleistungen in eine Geldsteuer. Im März
1857 ging er mit einem Korps von 5000 Mann in
den Sudan, wo er ebenfalls auf persönliche Freiheit
gegründete Zustände anzubahnen suchte. Gegen die
Sklaverei und den Sklavenhandel wurden strenge
Edikte erlassen. Im Finanzwesen des Landes trennte
er die Staatsbedürfnisse von seinen persönlichen
Ausgaben und führte eine Kontrolle ein. 1860
schasste er den aus Würdenträgern und Mitgliedern
seiner Familie zusammengesetzten Nat ab, der zu-
gleich als Staatsrat und Kassationshof gegolten
hatte, und führte einen Geheimen Nat von sieben
Mitgliedern ein, die ihm überallhin folgten. Unter
dem Einflüsse Lesscps' nahm er das schon von feinem
Vater gehegte Projekt des Sueskanals wieder auf,
dessen Ausführung er eifrig betrieb. Er starb 18. Jan.
1863. In der Negierung folgte ihm sein Neffe Is-
mail Pascha (s. d.).
Saigaatttilope (^o1u8 tatariciiZ ^Mas, s. Ta-
fel: Antilopen II, Fig. 5), eine 1,30 m lange und
89 cm hohe schmutzig-weihgraue Antilope, im
männlichen Geschlecht mit 35 cm langen, leierför-
mig gebogenen Hörnern. Der obere und vordere
Teil der Nase ist zu einem aus Bindegewebe und
Fett bestehenden Rüssel umgewandelt, der durch zahl-
reiche innere Muskelbündelchen eine große Beweglich-
keit besitzt. In der frühern Diluvialzcit bewohnte die
S. ganz Mitteleuropa bis Frankreich, im vorigen
Jahrhundert kam sie noch in Polen vor; gegenwärtig
findet sie sich in Europa, als einzige hier vorkom-
mende Antilope, in der Kalmückcnsteppe zwischen
Don und Wolga. In Westasien bewohnt sie die
Steppen bis zum Altai und Irtysch. In die Ge-
fangenschaft gelangen die S. nur selten und halten
sich schlecht. Es sind höchst stupide Tiere und laufen
in der Negel so lange am Gitter auf und ab, bis
sie sich den Kopf eingerannt haben.
Saiger oder feiger, im Bergbau gleichbedeutend
mit senkrecht; saiger fallende Gänge find solche
mit 75 - 90° Fallen', der Saigerpunkr ist die
senkrechte Projektion einer Stelle in der Grube nach
oben oder unten. Über saigcre Schlacke s. d.
Saigerdörner, s. Zinn.
Saigeru, Ab saigern, ein Hüttenprozeß, der
auf der verschiedenen l^chmelzbarkeit der Bestandteile
einer Legierung oder eines Gemenges beruht und aus-
geführt wird, indem man die Masse so weit erhitzt,
daß sich der leichtflüssige Teil von dem strengflüssi-
gern, fest bleibenden durch Schmelzen absondert.
Das S. wird auf Saigerplatten, gemauerten oder
eisernen etwas geneigt liegenden Platten, in Tie-
geln oder auch in Ofen, Herd-, Wind- oder Nöhren-
öfen, vorgenommen und angewendet zur Trennung