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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Salzburg

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Salzburg (Stadt in Ungarn) - Salzburg (Schloßruine)

einer großen Orgel und vorzüglichen, infolge des Brandes 1859 beschädigten, aber später restaurierten Gemälden; die roman. Stiftskirche (1127) und der berühmte alte Friedhof St. Peter mit in den Fels gehauenen Zellen und vielen Denkmälern bis ins 14. Jahrh. zurück, darunter dasjenige Michael Haydns; die schöne Margaretenkirche auf dem Petersfriedhof, 1485 erbaut, 1864 restauriert; die Universitätskirche, nach Plänen Fischer von Erlachs erbaut, die Kirche der Benediktinerinnen auf dem Nonnberge (1009) mit roman. Portal und schönen Glasmalereien (1480) und die nach dem Brande von 1818 neu gebaute St. Sebastianskirche mit Grabmal des Theophrastus Paracelsus und dem Mausoleum des Erzbischofs Wolf Dietrich, der Gabrielskapelle; die Franziskanerkirche, innen mit allen Baustilen vom romanischen an. Das Benediktinerstift St. Peter besitzt eine Bibliothek (40000 Bände), eine Schatzkammer und ein Archiv.

Von den weltlichen Gebäuden ist das hervorragendste das prächtige ehemalige Residenzschloß der Erzbischöfe, 1592‒1724 erbaut, jetzt kaiserl. Residenz und zum Teil vom Großherzog von Toscana bewohnt, gegenüber der Neubau, 1588 begonnen, jetzt Sitz der Regierung, des Landesgerichts und des Post- und Telegraphenbureaus, mit prachtvollen Plafonds aus dem Anfang des 17. Jahrh. und einem berühmten Glockenspiel im Turm. Neben einem zweiten Schloß der Erzbischöfe, Mirabell, vom Kaiser Franz Joseph der Stadt käuflich überlassen und nach dem Brande von 1818 renoviert, das ein reiches Stiegenhaus von Raphael Donner enthält, befindet sich ein schöner, in altfranz. Geschmack angelegter Lustgarten mit Marmorstatuen. Der ehemalige erzbischöfl. Marstall für 130 Pferde, jetzt Kavalleriekaserne, war einer der schönsten in Europa und besitzt eine Reitschule mit in den Felsen gehauenen Galerien. Andere bemerkenswerte Gebäude sind: die ehemalige Universität, das Priesterseminar mit der ehemaligen Pagerie und der Dreifaltigkeitskirche, ebenfalls nach Plänen von Fischer von Erlach, das Benediktinerkloster von St. Peter, das Cajetanerkloster, jetzt Militärspital, das Künstlerhaus, das Oberreal- und Bürgerschulgebäude u. s. w. Außerdem hat die Stadt einen neu angelegten Stadtpark mit dem berühmten Sattlerschen Panorama und Kosmoramen, eine Kur- und Badeanstalt, ein städtisches Vollbad, Volksbrausebad und eine Schwimmschule in Leopoldskron. Über der Stadt erhebt sich das alte weitläufige Schloß Hohensalzburg (542 m, 130 m über der Stadt) mit neu restaurierten alten und gotisch ausgestatteten Sälen und Zimmern, bis 1866 Festung, jetzt Kaserne. Der 25 m hohe Folterturm bietet eine prachtvolle Rundschau. Die Festung wurde im 9. Jahrh. gegründet und 1496‒1569 ausgebaut. Am Ausgange des Neuthors (130 m lang, 7 m breit, 8 m hoch und 1767 unter dem Erzbischof Sigismund Ⅲ., Grafen von Schrattenbach, durch den Mönchsberg gebrochen) steht eine Statue des heil. Sigismund von Hagenauer. Bei der Grundlegung des Mozartdenkmals fand man 1840 einen herrlichen röm. Mosaikboden, der im städtischen Museum aufbewahrt wird. Ein röm. Cisternenbau, noch wohlerhalten, findet sich im Johannisspital.

Unterrichts- und Bildungsanstalten. Die 1620 gestiftete, 1625 vom Papst bestätigte Universität wurde 1804 erweitert und 1810 aufgehoben. Von höhern Unterrichtsanstalten bestehen eine kath. theol. Fakultät, ein Staats- und ein fürsterzbischöfl. Privat-Obergymnasium, eine Oberrealschule, ein erzbischöfl. Priesterseminar, eine Staatsgewerbeschule, eine Staatslehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt der Ursulinerinnen und die Musikschule des Mozarteums; ferner ein reichhaltiges städtisches Museum Carolino-Augusteum, eine der besten kunsthistor. Provinzsammlungen, mit Bibliothek (50000 Bände), naturhistor. Sammlungen und den großen Keilschen Reliefkarten des Herzogtums S., die k. k. Studienbibliothek, die Bibliothek im Stift von St. Peter und ein botan. Garten. Vereine bestehen für Kunst, Musik und Landeskunde; ferner eine Landwirtschaftsgesellschaft und ein Gewerbeverein, Ärztlicher Verein, Verschönerungsverein u. s. w. sowie ein neues Theater. Besonders reich ist S. an Stiftungen aller Art, an Versorgungs- und Unterstützungsanstalten, welche größtenteils ansehnliche Fonds besitzen. – Industrie und Handel sind im Aufblühen. Der in stetem Aufschwunge begriffene Fremdenverkehr im Sommer ist von großer Bedeutung für die Stadt. S. ist der Geburtsort Mozarts, dessen Geburtshaus mit dem Mozartarchiv in der Getreidegasse, das Wohnhaus am Makartplatze steht, und des Malers Makart.

In der Umgebung giebt es zahlreiche Parks und Villen sowohl ältern als neuern Ursprungs, z. B. das kaiserl. Lustschloß Hellbrunn, 1615 erbaut, berühmt durch seine romantischen Wasserkünste und Felsentheater, Schloß Kleßheim des Erzherzogs Ludwig Victor, der fürstl. Schwarzenbergsche Park zu Aigen (s. d.), das Schloß Leopoldskron mit großem Teich, ehemals der Lieblingsaufenthalt König Ludwigs Ⅰ. von Bayern, das gräfl. Arcosche Schloß im got. Stil zu Anif u. s. w. Im nahen Leopoldskroner Moos finden sich mehrere Schlamm- und Moorbäder, darunter das Ludwigsbad und das Marienbad. Östlich von S. der Gaisberg (1286 m) mit Zahnradbahn von dem am Fuße liegenden Parsch aus, Station der Linie S.-Wörgl der Österr. Staatsbahnen, und mit S. durch Straßenbahn verbunden. Eine weite Aussicht bietet die im Norden von S. auf einem Hügel gelegene, 1634 erbaute Wallfahrtskirche Maria-Plain (525 m). – S., das alte Juvavum, ward während der Völkerwanderung zerstört, von dem heil. Rupert 696 zum Bistum, unter dem Bischof Arno 798 zum Erzbistum erhoben. 1802 säkularisiert, ward es die Hauptstadt des Herzogtums Salzburg (s. d.). – Vgl. Hübner, Beschreibung der erzbischöfl. Haupt- und Residenzstadt S. (2 Bde., Salzb. 1792‒93); Bühler, S., seine Monumente und seine Fürsten (ebd. 1873); Führer durch S. (11. Aufl., ebd. 1892); Zillner, Geschichte der Stadt S. (Buch 1 u. 2, ebd. 1885‒90).

Salzburg, ungar. Vizakna, Stadt mit geordnetem Magistrat und Badeort im Komitat Unter-Weißenburg, am Weißbach und der Linie Kis-Kapus-Hermannstadt der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 3772 meist griech.-orient. rumän. E. (1245 Ungarn), darunter 1049 Evangelische, Salzbergwerke und Solteiche (Tököly, der Grüne Teich und Rote Teich), die bis 20 Proz. Salz enthalten. Sie sind durch Einstürzen der Gruben entstanden. Die Salzwerke waren angeblich schon zur Römerzeit im Betrieb, urkundlich aber erst seit Einwanderung der Deutschen im 12. Jahrh.

Salzburg, deutscher Name von Château-Salins (s. d.)

Salzburg, Schloßruine, s. Neustadt an der Saale (Bd. 12, S. 289 a).