Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Säugling'
tritt solcher Durchfälle ist unter allen Umständen sofort ein Arzt zu Rate zu ziehen. – Vgl. Ammon, Die ersten
Mutterpflichten und die erste Kindespflege (34. Aufl. von Winckel, Lpz. 1894); Fürst, Das Kind und seine Pflege im
gesunden und kranken Zustande (4. Aufl., ebd. 1891); Baginsky, Die Pflege des gesunden und kranken Kindes (3. Aufl.,
Stuttg. 1885); Pfeiffer, Regeln für die Wochenstube und Kinderpflege (3. Aufl., 2 Tle., Weim. 1889–91).
Saugwürmer (Trematodes), eine Ordnung von
ausschließlich parasitisch lebenden Plattwürmern (s. d.) mit ungegliedertem,
veinfach blattförmigem, selten drehrundem oder gar bohnen- und keulenförmigem Körper. Haftorgane sind, außer mitunter
vorhandenen Chitinhaken und Stacheln, bauchständige muskulöse Sauggruben, die nach Zahl und Stellung als
Unterscheidungsmerkmale dienen. Die Mundöffnung, meist im Grunde eines Saugnapfes gelegen, führt in einen gabelig
gespaltenen, blind geschlossenen Darm. Auch ein Nervensystem ist vorhanden, ein flimmerndes Exkretionsgefäßsystem
reich entwickelt. Die Individuen sind mit wenig Ausnahmen doppelgeschlechtig, die Geschlechtsorgane kompliziert gebaut.
Man unterscheidet unter den S. zwei ziemlich scharf voneinander getrennte Unterordnungen: die ausschließlich
entoparasitisch lebenden Doppellöcher
(Distomeae) und die ektoparasitischen
Vielmäuler (Polystomen, Polystomeae).Die
Doppellöcher (Distomen) besitzen außer
dem Munde höchstens einen ventralen Saugnapf, der mitunter ganz ans hintere Körperende gerückt sein
(Gattung Amphistomum) oder ganz fehlen kann (Gattung
Monostomum). Die Doppellöcher bewohnen in sehr zahlreichen, teilweise ansehnlich
großen Arten die innern Organe der Wirbeltiere, besonders den Darm und seine Anhangsgebilde (Leber, Lunge u. s. w.),
außerdem nicht selten auch das Blutgefäßsystem (so das berüchtigte
Distomum haematobium Bilh. der Ägypter) und andere Körperteile. Ihre
außerordentlich zahlreichen, kleinen Eier sind hartschalig, die Entwicklung selbst ist mit einem teilweise sehr verwickelten
Generationswechsel (s. d.) verbunden. Am einfachsten sind die Verhältnisse bei dem
Distomum macrostomum Rud. unserer Singvögel. Das Ei fällt mit dem Kote der Wirte
auf die Blätter von Pflanzen am Rande der Gewässer herab und wird mit diesen u. a. auch von der Bernsteinschnecke
(Succinea amphibia Drap.) gefressen. Im Magen der letztern wird der bewimperte
Embryo frei, wandert nach Durchbohrung der Darmwände in die Leber und wächst hier zu einem vielfach verästelten,
mund- und darmlosen Schlauche, einer sog. Sporocyste aus, innerhalb deren auf
ungeschlechtlichem Wege, durch Keimballen, eine Unzahl junger Würmer entsteht.
Diese sammeln sich in besonders auswachsenden und sich beträchtlich verdickenden Enden des Schlauchwerkes an, die
nun in die Fühler der Schnecke vordringen und hier (s. Tafel: Würmer, Fig. 5) eine
die Bewegung von gewissen ↔ Insektenlarven täuschend nachahmende, rhythmische Bewegung
ausführen. Vögel fressen diese scheinbaren Insektenlarven, die man seit langer Zeit als
Leucochloridium paradoxum Car. kennt, wo sie sie antreffen, begierig, und nehmen
dabei die Wurmbrut in ihr Inneres auf, der sie damit die Bedingungen für weitere Entwicklung gewähren. Es erleichtert
also hier das eigentümliche Aussehen der Sporocyste wesentlich die Übertragung der Brut an den rechten Ort; wo dem
aber nicht so ist, vielmehr alles dem Zufall überlassen bleibt, wird auch der Entwicklungsgang verwickelter; am
verwickeltsten wohl bei dem berüchtigten Leberegel
(Distomum hepaticum L., s. Fig. 2), der die Leberegelseuche
(s. d.) der Schafe verursacht (er kommt außerdem bei den Rindern und gelegentlich beim Menschen vor). Der Wurm lebt
in den Gallengängen der Leber; die Eier gelangen mit der Gallenflüssigkeit in den Darm und von da nach außen. Im
Wasser schlüpft aus ihnen nach einiger Zeit ein bewimperter, mit einem x-förmigen Augenflecke versehener Embryo, der
sich bald in eine kleine Wasserschnecke (Limnaeus minutus Drap.) einbohrt und hier
unter Verlust des Flimmerkleides und Augenfleckes zu einer einfach sackförmigen Sporocyste auswächst. Die von dieser
weiterhin produzierten Keimballen werden aber nicht sofort zu jungen Distomen, sondern zu eigentümlichen, mit Mund,
einfachem Darme und einer Geburtsöffnung versehenen, geschlechtslosen Würmern, den sog.
Redien (s. Fig. 4), die ihrerseits, nochmals durch Keimballen, eine neue Brut
erzeugen. Diese neue Brut hat je nach der Jahreszeit ein verschiedenes Schicksal; während im Winter aus den Keimballen
neue «Tochter»-Redien entstehen, die nach dem Hervortreten aus der Mutterredie neben ihr liegen bleiben und in sich
ebenfalls Keimballen erzeugen, bildet sich in der warmen Jahreszeit die Redienbrut sofort zu jungen Distomen aus. Diese
besitzen, als sog. Cercarien (s. Fig. 6), früher als selbständige Tiere aufgefaßt,
äußerlich bereits die Gestalt der erwachsenen Tiere, dabei einen lebhaft beweglichen Ruderschwanz, und verlassen bald
aktiv ihren bisherigen Zwischenwirt, um nach einiger Zeit freien Umherschwimmens sich an Pflanzenteilen festzusetzen und
hier unter Verlust des Schwanzes sich mit einer festen Hülle zu umgeben. Wird ein derart mit eingekapselten Cercarien
besetzter Grashalm von einem Schafe gefressen, so werden im Magen die Würmer frei, gelangen in den Darm und
wandern von hier nach der Leber, um daselbst zur Geschlechtsreife heranzuwachsen. So erklärt es sich, daß nasse
Weiden mit seichten, schneckenreichen Gräben, in die vielfach der Kot der weidenden Schafe hineingelangt, einen
überaus günstigen Boden für die Ausbreitung der Leberfäule abgeben; auf trocknen Weiden dagegen, sowie bei
Stallfütterung ist eine Infektion mit der Wurmbrut fast unmöglich. Bei andern Arten der Distomen entwickeln sich unter
Wegfall des Redienstadiums aus den Keimballen der Sporocysten sofort Cercarien; diese wandern mit Hilfe eines im
Mundsaugnapfe gelegenen Bohrstachels (bewaffnete Cercarien) in einen zweiten Zwischenwirt (Krebs, Schnecke, Fisch,
Kaulquappe) ein und werden nach der Einkapselung mit diesem von dem definitiven Wirt gefressen; ein einziger Wurm
muß also drei verschiedene Tierarten bewohnen, ehe er zu seiner vollkommenen Entwicklung gelangen kann. In
Deutschland wird beim Menschen gelegentlich noch angetroffen das
Distomum lanceolatum
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 341.