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Schachtbrunnen – Schack
Schächten (hebr. schachat), bei den Israeliten soviel wie ein Tier
nach den Vorschriften des Talmud, d. h. in einer Weise schlachten, daß das Fleisch vollkommen blutleer wird (1 Mos.
9,4). Das Tier wird nicht betäubt, sondern geknebelt, ihm dann mit dem vorschriftsmäßigen
Schlachtmesser zwischen dem ersten und zweiten Halswirbel ein tiefer Schnitt beigebracht und das hervorstürzende Blut in einem
Gefäße aufgefangen: der Schächter (schochet) wird
von den Rabbinern zum S. autorisiert. Über die Frage, ob das S. zur Tierquälerei zu rechnen sei, ist ein einheitliches mediz. Urteil
noch nicht erzielt. (S. auch Schlachten.) In mehrern Staaten (z. B. im Königreich Sachsen, in der Schweiz) ist
das S. verboten. – Vgl. Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums (hg. von Z. Frankel, Bresl. 1867);
Hamburger, Realencyklopädie für Bibel und Talmud, Abteil. 2 (Strelitz 1883); Simon, Die rituelle Schlachtmethode der Juden
(Frankf. a. M. 1893); Gutachten über das jüd.-rituelle Schlachtverfahren (Berl. 1894).
Schachtförderung, s. Bergbau (Bd. 2, S. 760).
Schachthut, die vorschriftsmäßig aus starkem Filz hergestellte Kopfbedeckung der Bergleute, für
Beamte von besonderer Form.
Schachtmaß, ein kubisches Maß für Sand und Steine, z. B.
Schachtrute (preuß. = 4,4519 cbm).
Schachtmeister, der Aufseher über eine Arbeiterabteilung bei Ausführung größerer Erdarbeiten,
besonders beim Eisenbahn- und Kanalbau.
Schachtofen, ein Ofen, dessen Arbeitsraum schachtartig, d.h. oben offen und mehr hoch als weit ist.
Teils zum Rösten, teils zum Schmelzen von Erzen und Hüttenprodukten verwendet, wird die für diese Hüttenprozesse
erforderliche mehr oder weniger hohe Temperatur entweder dem Ofen von außen zugeführt durch außerhalb derselben
angebrachte Feuerungen oder Benutzung von Gichtgasen, oder im Innern des Schachtes selbst erzeugt und zwar dadurch, daß
die zu behandelnde Masse mit Brennmaterial schichtenweise von oben eingetragen und letzteres in Brand gesteckt wird. Je
nachdem die Luft zur Verbrennung auf natürlichem (Zug) oder künstlichem Wege in den Ofen tritt, unterscheidet man
Zugschachtofen und Gebläseschachtöfen. Erstere
werden, weil in ihnen nur ein geringerer Hitzegrad hervorgebracht werden kann, fast nur zum Rösten verwendet. (Beispiele für
Eisen s. Eisenerzeugung, Bd. 5, S. 924a, und Tafel: Eisenerzeugung I,
Fig. 4 u. 5.) Die S. mit Gebläse, wie solche als Kupolofen (s. d.) sowie
zur Zugutemachung von Eisen, Kupfer, Blei, Silber, Zinnerzen gebraucht werden, sind von sehr verschiedener Konstruktion, allen
gemeinschaftlich aber ist die Aufgabeöffnung (Gicht) am obern Ende des Schachtes, durch
die Erze und Brennmaterialien eingetragen werden, die Stichöffnung (Stich, Auge) am
untern Ende des Schachtes zum Ablassen der geschmolzenen Massen und etwas darüber die Formöffnung zur Einführung der
Gebläseluft. Der Höhe nach teilt man die S. mit Gebläse ein in Hochöfen
(s. Eisenerzeugung, Bd. 5, S. 924a, und Tafel: Eisenerzeugung II,
Fig. 1, 2, 5 u. 6) und Halbhochöfen oder Krummöfen.
Das Gemäuer eines S. ↔ zerfällt gewöhnlich in zwei Teile; während der innere Teil, der
Kernschacht, aus feuerfesten Ziegeln besteht, ist der äußere Teil, der
Rauhschacht oder Mantel, von gewöhnlichem
Ziegelmaterial. Zwischen beiden Teilen liegt noch eine sog. Füllung, d. h. eine Schicht aus
schlecht wärmeleitendem Material (Asche, Schlacke), über die S. zur Zimmerheizung s. Öfen
(Bd. 12, S. 537a).
Schachtzimmerung, s. Bergbau (Bd. 2, S. 759a).
Schachwitz, eine Art Drell (s. d.).
Schack, Adolf Friedr., Graf von, Dichter, Litterarhistoriker und Übersetzer, geb. 2. Aug. 1815 zu
Brüsewitz bei Schwerin, widmete sich 1834–38 zu Bonn, Heidelberg und Berlin dem Studium der Jurisprudenz, zugleich aber
dem der verschiedenen europ. Litteraturen und der orient. Sprachen. Nachdem er seit 1838 eine Zeit lang beim Kammergericht
zu Berlin gearbeitet hatte, durchstreifte er Italien, Sicilien, Ägypten, Syrien und die Türkei, hielt sich dann in Griechenland auf und
ging nach Spanien, um die dortigen größeren Bibliotheken zu durchforschen. Nach Deutschland zurückgekehrt, trat er in die
Dienste des Großherzogs von Mecklenburg, begleitete diesen als Kammerherr und Legationsrat auf seinen Reisen nach Italien
und Konstantinopel, wurde hierauf zur Bundestagsgesandtschaft versetzt und ging 1849 erst als Bevollmächtigter bei dem
Kollegium der Union, dann als Geschäftsträger nach Berlin, wo er dem Studium der orient. Sprachen, besonders dem des
Sanskrit, Arabischen und Persischen, oblag. S. nahm 1852 seine Entlassung aus dem Staatsdienste und ging zunächst auf seine
Güter in Mecklenburg, reiste aber dann nach Spanien, wo ihn bis 1854 vorzugsweise Forschungen über die Geschichte und Kultur
der span. Araber beschäftigten. Seit 1855 lebte er in München. 1876 erhob ihn Kaiser Wilhelm in den erblichen Grafenstand. Er
starb 14. April 1894 in Rom. Zu S.s Hauptwerken gehört die «Geschichte der dramat. Litteratur und Kunst in Spanien» (3 Bde.,
Berl. 1845–46; Bd. 1, «Nachträge», Frankf. 1854). An diese schlossen sich das «Span. Theater» (2 Bde., Frankf. 1845; neue
vermehrte Aufl., Stuttg. 1886) und Übersetzungen aus den dramat. Dichtern der Spanier. Ferner übersetzte S. die «Heldensagen
des Firdusi» (Berl. 1851) und «Epische Dichtungen aus dem Persischen des Firdusi» (2 Bde., ebd. 1853). Diese erschienen
später vereinigt (3. Aufl., Stuttg. 1876). Außerdem veröffentlichte S. «Stimmen vom Ganges" (2. Aufl., Stuttg. 1877), eine
Sammlung ind. Sagen; mit Geibel den «Romancero der Spanier und Portugiesen» (ebd. 1860), allein «Orient und Occident»
(3 Bde., ebd. 1890), Übersetzungen epischer Gedichte von Dschami, Almeida-Garrett und Kalidasa. Ein Werk von eigentümlicher
Bedeutung für die Litteratur- und Kunstgeschichte ist «Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sicilien» (2. Aufl., 2 Bde.,
Stuttg. 1877). Es folgten: die Autobiographie «Ein halbes Jahrhundert. Erinnerungen und Aufzeichnungen» (3 Bde., Stuttg. 1887;
3. Aufl. 1894), «Geschichte der Normannen in Sicilien» (2 Bde., ebd. 1889), «Joseph Mazzini und die ital. Einheit» (ebd. 1891),
«Mosaik. Vermischte Schriften» (ebd. 1891) und «Anthologie abendländ. und morgenländ. Dichtungen in deutschen
Nachbildungen» (2 Bde., ebd. 1893). In seinen «Gedichten» (6. Aufl., ebd. 1888) bekundet sich S. als ein Lyriker von
Formengewandtheit und Gedankenreichtum. Der Beifall, den diese
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 365.