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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schaffhausen
Zürich und Thurgau auf dem rechten Ufer des
Rheins, besteht aus drei getrennten Gebietsstücken
und hat einen Flächenraum von 294 ykin. (S. Karte:
Die Schweiz.)
Oberflächengestaltung. Der Norden und
Osten des Kantons wird von dem holzreichen Ran-
dengebirge in zwei sich kreuzenden Hauptzügcn durch-
zogen; der Südwesten geHort zum Klettgau. Haupt-
fluß ist der Rhein, dem vom Randen her die Biber und
vom Schwarzwald der Wutach zugehen. Das Klima
im Rheinthal ist mild, auf dem Randen rauh.
Bevölkerung. Der Kanton hatte 1880: 38348,
1888: 37 876 (18016 männl., 19860 weibl.) E.,
d. i. 129 E. auf 1 ykm und eine Abnahme 1880?88
oon 1,3 Proz., darunter 32887 Evangelische, 4813
Hatboliken, 26 Israeliten und 150 andere oder ohne
Konfession; ferner 5473 bewohnte Gebäude mit 8815
Haushaltungen in 36 Gemeinden. Im Kanton ge-
boren sind 29 614, in der übrigen Eidgenossenschaft
4331, im Auslande 3931; Bürger ihrer Zädlge-
meinde sind 22937, einer andern Gemeinde des Kan-
tons 4923, eines andern Kantons 4942, Ausländer
5074. Der Muttersprache nach sind 37599 Deutsche,
141 Franzosen und 85 Italiener. Die Zahl der
Geburten (einschließlich Totgeburten) betrug (1892)
1026, der Eheschließungen 257, der Sterbefülle 734.
Der Kanton zerfällt in sechs Bezirke:
Bezirke
Ein- z Evan-
wohner! gelische
Obcrklettgau .
Unterklettgau
Neyath . . .
Zchaffhausen .
Hchleitheim .
3tein . . . .
3 557 3 434 117
4377 4232 145
4112 3 956 132 __
18 648 15 113 3402 26
4 047 3 918 129
3135 2 234 888 ?
? 13
Landwirtschaft. Von der Flache sind 281 ykiu,
d.i.95,5i Proz., produktives Land: 114,3 ^m Wal-
dungen, 10,6 Weinland, 156,i Acker-, Garten-, Wie-
sen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande
und 2,i ^N Städte, Dörfer und Gebäude, 7,4
Schienen- und Straßenwege, 2,7 Flüsse und 1 ykiu
Felfen und Schutthalden. Durch Landwirtschaft,
Viehzucht und Gartenbau nährten sich 15 466 Per-
sonen (41 Proz.). Der Landbau liefert, namentlich
:m Klettgau, Getreide, Obst und Wein (Hallauer)
im Überfluß. Nach der Viehzählung vom 21. April
1886 zählt der Kanton 878 Pferde, 10505 Rinder,
7746 Schweine, 4710 Ziegen und 1888 Bienen-
stöcke. 1892?93 wurden in der Fischzuchtanstalt
oes Kantons 353500 Fischeier eingesetzt, darunter
270000 Lachse, 8000 Fluß- und Bachforellen und
39000 Aschen, und 330400Fischchen ausgesetzt, dar-
unter 256000 Lachse, 7400 Fluß- und Bachforellen
und 33000 Aschen. 1893 wurden auf 1106 ^
54511 bi Wein im Wert von 1829185 Frs. ge-
erntet. Der Obstbau wird durch Anlage von Baum-
schulen und Veranstaltung von Obstbaukursen be-
günstigt. Der Bergbau beschränkt sich auf die
Ausbeutung zahlreicher Gips-, Kalk- und Sandstein-
brüche und ergiebiger Thongruben. DieIndustrie
hat, seitdem die Wasserkraft des Rheins durch Tur-
dinenanlagen und Drahtseiltransmissionen nutzbar
gemacht worden ist, einen bedeutenden Aufschwung
genommen. Hauptzweige sind die Fabrikation von
Aluminium, Waggons, Waffen, Eisen- und Stahl-
waren, Wollspinnerei, Seilerei und Nhrmacherei.
Dem Handel dienen die Kantonalbank und mehrere
Privatbanken in S., dem Verkehr zahlreicbe Eisen-
bahnlinien und die Dampferlinie Konstanz-S. Dank
demRheinsall ist auch derFremdenverkehr sehr lebhaft.
Die Verfassung (von 1876, zuletzt revidiert
1895) ist demokratisch. Gesetzgebende Behörde ist
der Große Rat (je ein Mitglied auf 500 E.), voll-
ziebende der Regierungsrat (fünf Mitglieder). Dem
Volke steht das Recht des obligatorischen Referen-
dums und das Vorfchlagsrecht in der Gesetzgebung
(Initiative), je auf Verlangen von 1000 stimm-
fähigen Bürgern zu. Jede Gemeinde besitzt ein
Fricdensrichteramt, jeder Bezirk ein Bezirksgericht,
höchste Instanz ist das Obergericht, das dem Großen
Rat verantwortlich ist. Die Staatseinnahmen be-
trugen (1893) 1,460, die Ausgaben 1,375, das Staats-
vermögen 12,217 Mill. Frs. Die reform. Kirche steht
unter der Synode und dem Kirchcnrat, die katholische
umer dem Bischof von Basel. Das Schulwesen ist
wohl geordnet. Der Kanton hat (1893) 36 Primär-
schulen mit 122 Lehrern und 6384 Schülern und
Schülerinnen, 8 Sckundär-(Real-)schulen mit 37 Leh-
rern und 806 Schülern und Schülerinnen, 1 Mittel-
schule mit Anschluß an das akademische Studium,
ferner 1 gewerbliche Schule, 19 Fortbildungsschulen.
Die hockst c Lehranstalt ist das Gymnasium der Haupt-
stadt. Bei den Nekrutenprüfungen (1893) hatten von
100 Rekruten 36 die beste Note in mehr als zwei
Fächern, 5 die schlechteste Note in mehr als einem
Fack. Militärisch gehört S. zum Stammbezirk der
6. Division. Das Wapp enist ein gekrönter schwar-
zer, aus einem Stadtthor herausspringender Widder
im goldenen Felde. Geschichte f. unten.
2) Bezirk im Kanton E. (s. obenstehende Ta-
belle). ? 3) Hauptstadt des Kantons S., am
rechten Ufer des Rheins, der hier einige Strom-
scbnellen, die «Lachen», bildet, in 395 m Höhe, an
den Linien Basel-Konstanz der
Bad. Etaatsbahnen und S.-
Winterthur (30kin), S.-Etz-
weilen-Konstanz (49 ^m) und
S.-Eglisau-Zürich (im Bau)
der Schweiz. Nordostbahn, von
Weinbergen und bewaldeten
Hügeln umgeben, hat (1888)
12 402 E., darunter 9409 Evan-
gelische, 2872 Katholiken und
26 Israeliten,Post,Telegraph,Fernsprecheinricktung,
WaMleitung; Fabrikation von Eisen- und Stahl-
waren, Maschinen, mathem. und Physik. Instrumen-
ten, Verbandstoff und Bindfaden, Uhrmacherei,
Töpferei, Tricotweberei, Woll- und Kammgarnspin-
nerei. Die Stadt hat viele alte, mit Erkern, Türmen,
Skulpturen und Fresken geschmückte Giebelhäuser,
meist Bauten des 16. und 17. Jahrb. Die bemer-
kenswertesten Gebäude sind das Münster, eine
frühroman. Säulenbasilika (11. Jahrh.), ehemals
Abteitirche, mit teilweise erhaltenem Krerngang
und der als christkath. Kirche dienenden St. Anna-
kapelle, die got. Johanniskirche mit vorzüglicher
Orgel, die neue Steig- und neue kath. Kirche, das
Rathaus mit getäfeltem Saal, das Kornhaus und
die alte Kaserne, stattliche Renaissancebauten des
17. Jahrh., das Museum mit der Stadtbibliothek
(30000 Bände), der naturhistor. und der anti-
quarischen Sammlung, das Imthurneum (Theater,
Musikschule, Ausstellungssüle), 1864 von dem aus
E. gebürtigen Londoner Bankier Imthurn der Stadt
geschenkt, das Gymnasium, die Mädchenschule, das
neue Schulgebäude auf dem Emmersberg, das
Waisenhaus und das Krankenhaus. Am Ostende