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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Scherzo - Scheurenberg
schaftliche Publizistik organisierte. Als erster Be-
amter und Leiter des handelspolit. und Wissenschaft-
lichen Dienstes der ostasiat. Expedition trat er 1869
seine dritte Weltreise an. Seit 1872 wirkte S. als
Generalkonsul in Smyrna, seit 1875 in London; 1878
wurde er zum österr.-ungar. Geschäftsträger für die
thüring. Staaten und zum Generalkonsul für das
Königreich Sachsen mit dem Sitz in Leipzig, im ^ept.
1884 zum Generalkonsul in Genua, 1894 zum Gene-
ralkonsul 1. Klasse ernannt. In: Auftrage der österr.
Regierung gab er die "Fachmännischen Berichte über
die österr.-ungar. Erpedition nach Siam. China nnd
Japan" (Stuttg. 1872) heraus. Außerdem veröffent-
lichte er: "Reisen in Nordamerika" (mit Wagner,
3 Bde., Lpz. 1854), "Die Republik Costa-Rica" (eben-
falls mit Wagner, ebd. 1856), "Wanderungen durch
die mittelamerik. Freistaaten Nicaragua, Honduras
und San Salvador" (Braunschw. 1857), "Aus dem
Natur- und Völkerleben im tropischen Amerika" (Lpz.
1864), den"Etatist.-kommerziellen Teil" der Novara-
Erpedition (2 Bde., Wien 1864; 2. Aufl. u. d. T.:
"Etatist.-kommerzielle Ergebnisse einer Reise um die
Erde u. s. w.", Lpz. 1867), "Smyrna" (Wien 1873),
"I^H8 Ki8t0lia8 äki ori^en ä6 108 Indios ä6 Ik pro-
vincia äe 6uat6m^H" (ebd. 1857), "Weltindu-
strien. Studien während einer Fürstenreise durch
die brit. Fabrikdistrikte" (Stuttg. 1880), "Das wirt-
schaftliche Leben der Völker" (Lpz. 1885).
Scherzo (ital., spr. sker-), in der modernen Musik
der humoristische Satz in Sonaten, Quartetten, Sin-
fonien u. s. w. Der Name, zuerst im 17. Jahrb. für
launige Gesangstücke angewendet, taucht am Ende
des 18. Jahrh, in der Instrumentalsercnade auf.
Beethoven setzte in Sinfonie und Sonate das S. an
Stelle der früher gebräuchlichen Menuett.
Scherzrätsel, s. Verierrätsel.
Scheschuppe, linker Nebenfluß des Niemens
(Memel), entspringt in Polen, bildet von Schirwindt
bis zur Mündung der Iotyja, wo er von Nordwesten
nach Westen umbiegt, die Grenze Ostpreußens gegen
Polen und mündet oberhalb Nagnit.
Scheßlitz, Stadt im Bezirksamt Vamberg I des
bayr. Reg.-Vez. Oberfranken, an der Eller, am West-
abhang des Fränkischen Juras, Sitz eines Amtsge-
richts (Landgericht Vamberg), hat (1890) 1297 E.,
darunter 37 Evangelische und 30 Israeliten, Post,
Telegraph, zwei Kirchen, ein reiches Hospital mit
Kirche, Distriktkrankenhaus. Nabebei Schloß Giech
(s. d.) und die Wallfahrtskapelle Gügel.
Scheuchzer, Joh. Jakob, schweiz. Naturforscher,
geb. 1672 zu Zürich, gest. 1733 als Oberstadtarzt
iArchiater) und Professor der Mathematik ebenda.
Nach ihm heißt der von ihm als "Homo äilnvii
t68ti8" (s. d.) beschriebene fossile Rieseusalamander
von Oeningen Xnäi-i^ 8cii6uc1^6i-i. Er schrieb:
"Naturgeschichte des Schweizerlandes" (2. Aufl.,
3 Bde., Zür. 1752), "I'I^Lica 3^01-^ iconidnä ilw-
strata" (4 Bde., Augsb. und Ulm 1731-35), "^iä-
cium Hii6i-6la6 6t vincliciae" (Zür. 1708) u. a. m.
Scheuer, soviel wie Scheune (s. d.).
Scheuerbank, Maschine der Nadelfabrikation
ss. Nadeln, Bd. 12, S. 146 d).
Scheuerkraut, s. I^uigewm.
Scheuermafchinen, eine Art der Getreide-
reinigungsmaschinen (s. d., Bd. 7, S. 961 d).
Scheuermühle, Scheucrtonne, soviel wie
Scheuerbank (s. Nadeln, Bd. 12, S. 146 d).
Scheufeleiu oder Scheusfelin, Hans Leon-
hard, Maier, f. Schällffelein.
Scheune oder Sch euer, ein landwirtschaftliches
Gebände, in welchem Getreide, Stroh, Hülsenfrüchte
und Rauhfutter aufbewahrt bez. gedroschen werden.
Die S. besteht aus der Tenne (zum Dreschen) und
dem Bansenraum (zur Aufbewahrung der Früchte
und des Strohs). Neuerdings benutzt man auch i?l
Deutschland die in England und Holland gebräuch-
lichen Feldscheunen, welche im Freien aufgebaut
sind, aus hölzernen Säulen mit Stroh-, Schilf-
oder Pappdach bestehen, welche Dächer zuweilen be-
weglich sind. (S. Feime.) Nach den Bestimmungen
des preuß. Ministeriums vom 9. Jan. 1871 soll die
S. in ihren Raumverhältnissen so bemessen sein,
daß auf 100 Garben Wintergetreide 12,4 cdm, auf
100 Garben Sommergetreide 10,8 cdm, auf eine
vierfpa'nnige Fuhre Erbsen, Wicken u. dgl. 18,5 cdui
zu rechnen sind. Ein Schock Garben Weizen oder
Roggen fordert 7,5 cdm, Gerste und Hafer 3,5 cdin,
eine vierspännige Fuhre Hülsenfrüchte 12 odm, 100
Gebünde glattes Stroh 12,4 cdiu, 50 KZ Heu 0,50 cdm
Scheunenraum.
Scheuren, Kaspar, Landschaftsmaler, geb.
22. Aug. 1810 zu Aachen, bildete sich an der Düssel-
dorfer Akademie, besonders unter Schirmer und
Lessing. Seine Stoffe entnahm er meist der heimi-
schen Natur, obwohl er auch die südl. Landschaft auf
einer Reise in Oberitalien darstellen lernte. In
seiner frühern Zeit malte er Ölbilder von poet.-phan-
tastischem Charakter, wie die Ritterburg bei Abend-
beleuchtung (1830; Galerie zu Schwerin), Schloß
am See (1837) und Burg im Ahrthale (1838; Mu-
seum in Leipzig), Winterlandschaft (Neue Pinako-
thek zu München), Ländliches Idyll (Städtifches
Museum zu Köln). S. erkannte jedoch bald im Aqua-
rell das seiner Farbenphantasie zusagendere Schaf-
fensgebiet, wobei er mit Vorliebe feine Poet. An-
sichten und Scenen aus Dichtern in einen reichen
Arabeskenrahmen schloß. Dahin gehören sein Rhcin-
werk in 26 Aquarellen (im Museum zu Köln) und
Chor aus der "Braut von Messina" (7 Blätter, im
Museum zu Berlin); ferner sein zweites Rheinwerk
als Album der Burg Stolzensels mit 50 Blättern,
die 7 Koblenzer Erinnerungsblätter für das Deutsche
Kaiserpaar, das Album von Venedig, das Matri-
kelbuch der Universität Etraßburg und zahlreiche
Diplome. S. bat auch Landschaften radiert (Mann-
heim 1842). Seit 1856 Professor der Düsseldorfer
Akademie, starb er 12. Juni 1887 in Düsseldorf.
Scheurenberg, Iofeph, Maler, geb. 7. Sept.
1846 in Düsfeldorf, war 1863-68 Schüler der dor-
tigen Akademie und von W. Sohn. Seit 1879
Lehrer an der Akademie zu Cassel, siedelte er 1881
nach Berlin über, wo er zunächst seiner privaten
Thätigkeit oblag, 1891 die Leitung des Malerakt-
saals der Kunstakademie übernahm. Vornehmlich
malte er Genrebilder, die sich durch poet. Stimmung
bei großer Schlichtheit der Ausdrucksmittel aus-
zeichnen; wie: Ein Lied aus alter Zeit (1868),
Fahrende Sänger (1870), Amüsante Lektüre (1874),
Ländliches Fest (1878), Der Tag des Herrn (1879;
Nationalgalerie in Berlin), Die Werbung (1882).
1885 entstand: Luthers Verlobung mit Katharina
von Bora (Eigentum der Verbindung für histor.
Kunst); neuestens: Maria begegnet einem Hirten-
knaben (1892; BerlinerNationalgalerie), Rast (1894),
Sommerabend (1895). Von seinen Bildnissen sind
zu nennen das des Professors Zeller (1887) und des
Generalfeldmarschalls von Steinmetz (1892 ange-
kauft; beide in der Berliner Naüonaigalene). In
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