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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schießpulvermonopol - Schiff (Fahrzeug)

denn für ein gutes Schießen und Treffen ist ein sicheres Richten erforderlich, und ein solches ist nur möglich, wenn sich nicht, wie bisher, zwischen den Schießenden und dem Zielobjekt eine undurchsichtige Wand von Pulverrauch lagert. Die Umstände, daß die großen Wolken von Pulverrauch beim Schwarzpulver teils eine feuernde Truppe oder ein feuerndes Geschütz dem beobachtenden Feind auf Meilenweite zeigten, teils aber auch wieder vor der genauen Beobachtung Schutz gewährten, sprachen nur nebenbei mit bei dem Wunsche, ein rauchfreies Pulver zu erhalten; der erst angeführte Grund war der ausschlaggebende. Es war Frankreich, welches diese brennende Frage für das dort eingeführte Repetiergewehr M./86 (Lebelgewehr) durch den Chefingenieur der Pulverfabriken, Vieille, löste. Das betreffende Pulver besteht wahrscheinlich aus in Essigäther gelöstem Kollodium. Andere Staaten folgten nach, so daß die meisten Militärstaaten bereits nicht nur ihre Infanterie, sondern auch ihre Artillerie mit rauchschwachen Pulversorten ausgerüstet haben. In Deutschland ist das sog. Blättchenpulver (s. d.) und das Würfelpulver (s. d.), in Österreich-Ungarn das Schwab-Kubinsche (s. Schwab und Kubins rauchschwaches Pulver), in Italien das Nobel-Pulver oder Ballistit (s. Nobels rauchschwaches Pulver) eingeführt; in Rußland sind durch direkte Vermittelung Frankreichs Fabriken zur Herstellung des Lebel-Pulvers angelegt; die übrigen Staaten beschäftigen sich noch mit Versuchen, bei denen das Nobel-Pulver anscheinend am meisten in Frage tritt; doch sind auch vielfach selbständige Erfindungen, wie in Schweden das Graupulver der Herren Ikoglund und Wallenburg, und das Gellit des Professor Emmens, in Serbien das Strohpulver des Oberst Pantelits, in England das Cordit, das Pulver Nordenfelt und viele andere bekannt geworden. So viel bekannt, ist bei all diesen verschiedenen Sorten das gesteckte Ziel, die Rauchfreiheit des Pulvers, so ziemlich erreicht. Da sie sämtlich aus Nitrocellulose oder Nitrocellulose und Nitroglycerin bestehen, so entstehen beim Verbrennen, völlige Reinheit des Produktes vorausgesetzt, nur durchsichtige Gase. Unter diesen sind jedoch ausnahmslos Wasserdämpfe, die sich an freier Luft kondensieren, und da einzelne Gase sofort nach dem Schuß neue Verbindungen eingehen, so sind die Pulver nicht völlig rauchfrei und werden besser als rauchschwache Pulver bezeichnet.

Neben der Rauchfreiheit bieten all diese Pulversorten noch erhebliche andere Vorteile. So hinterlassen sie im allgemeinen keine Rückstände. Die Reinigung der Waffe während des Schießens konnte somit fortfallen. Ferner geben sie meist geringere Gasdrucke als gleichwertige Schwarzpulvermengen, und bei Anwendung der bisherigen Gasdrucke konnte man größere Geschoßgeschwindigkeiten erreichen; endlich hat das rauchschwache Pulver mit dem Wegfall der Rückstände den komplizierten Schnellfeuermechanismus überhaupt erst ermöglicht.

Schießpulvermonopol. Die Pulverfabrikation und der Pulverhandel sowie die Salpetergewinnung wurden in Frankreich aus Gründen der hohen Politik und der nationalen Sicherheit bereits im 16. Jahrh. monopolisiert. 1770 übernahm der Staat die Salpetergewinnung sowie die Herstellung und den Verkauf von Pulver in eigene Regie und auch 1791 wurde dieser Zustand rechtlich nicht beseitigt. Da thatsächlich indes in jener unruhigen Zeit das Monopol verletzt wurde, so wurde dasselbe durch Gesetz vom 30. Aug. 1797 ausdrücklich erneuert unter Verbot der Einfuhr von Pulver, der Ein- und Ausfuhr von Salpeter und des Besitzes von Kriegspulver durch Private und unter Einschränkung des ohne obrigkeitliche Ermächtigung zulässigen Privatbesitzes sonstigen Pulvers auf 5 kg, welcher Satz 1834 auf 2 kg ermäßigt wurde. Später wurde die Einfuhr, die Gewinnung und der Verkauf von Salpeter freigegeben (1819), so daß das Monopol sich nur auf Pulver und ähnliche Explosivstoffe bezog. Durch Gesetz vom 8. März 1875 ist auch die Herstellung von Dynamit und Nitroglycerin-Sprengstoffen den Privaten freigegeben worden. Der Inlandspreis wird durch Gesetz, der Preis für das zur Ausfuhr bestimmte Pulver durch Ministerialerlaß jährlich festgesetzt. Der Reinertrag des Monopols war 1819: 1091000 Frs., 1874: 8811000 Frs., 1885: 10465000 Frs. (nach Abzug von 4541000 Frs. Gewinnungskosten). In Elsaß-Lothringen wurde das S. 21. Mai 1873 aufgehoben.

Schießregeln, s. Schießinstruktionen.

Schießschulen, s. Militärschießschulen.

Schießstand, s. Schießplatz.

Schießwolldynamit, Bezeichnung für das Glyoxylin (s. d.), auch für Trauzls Dynamit (s. d.).

Schießwolle, s. Schießbaumwolle.

Schießwollpulver, Lenksches, s. Schießpulver (S. 432 b).

Schievelbein, Herm., Bildhauer, geb. 18. Nov. 1817 zu Berlin, lernte bei Wichmann, ging dann nach Petersburg, wo er an den plastischen Arbeiten für dm Winterpalast und die Isaakskathedrale beteiligt war. 1841 unterbrach er diese Beschäftigung, um in Berlin um den Preis für Rom zu konkurrieren, und bald darauf noch einmal, als er eine der acht Marmorgruppen für die Schloßbrücke, den von Pallas Athene in den Waffen unterrichteten Jüngling, 1843 in Rom modellierte und 1853 in Berlin ausführte; letzteres Werk gehört zu den anziehendsten der ganzen Reihe. Ferner fertigte er die kolossalen Apostelgestalten für die Kirche zu Helsingfors in Finland und in Stuck den 66 m langen Relieffries für die Wände des griech. Hofs im Berliner Neuen Museum, darstellend die Zerstörung von Herculanum und Pompeji (das kleine Originalmodell, von 1849, in der Berliner Nationalgalerie). Für einen Portalturm der Dirschauer Weichselbrücke stellte er 1855 in fast doppelter Lebensgröße der Figuren die Unterwerfung der letzten heidn. Elemente des preuß. Ordenslandes in Thonreliefs dar. Zur Ausführung in gebranntem Thon wurden von S. auch die Gestalten Luthers und Melanchthons für das neue Königsberger Universitätsgebäude, die Figuren der Monate für das Orangeriegebäude in Sanssouci und viele dekorative Arbeiten modelliert. Zu Anfang der sechziger Jahre übertrug man ihm das Standbild des Freiherrn von Stein für Berlin. Das Denkmal, von S.s Schüler Joh. Pfuhl vollendet, wurde erst 1875 auf dem Dönhoffsplatz aufgestellt. Seit 1859 war S. Professor an der Berliner Akademie.Er starb 6. Mai 1867 in Berlin.

Schifati, Münzen, s. Scyphati.

Schiff, im allgemeinen jedes auf einem Kiel erbaute Fahrzeug, das befähigt ist, See zu halten. Im engern Sinne bezeichnet man jedoch mit diesem Namen gewöhnlich nur ein Fahrzeug, dessen Masten aus Stengen und Bramstengen zusammengesetzt sind, welche Rahen (s. d.) haben. Es giebt Kriegsschiffe (s. Marine) und Kauffahrteischiffe (s. Kauf-^[folgende Seite]