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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schilda - Schildkäfer

In der Baukunst heißt S. ein Stück schwächere Wand zwischen zwei Pfeilern und unter dem diese verbindenden Bogen (Schildbogen); auch heißt so die Stirnseite des Bogens (s. d.).

Schilda, Stadt, s. Schildau.

Schildamsel, s. Drossel.

Schildassel, s. Skolopendren.

Schildau (fälschlich auch Schilda), Stadt im Kreis Torgau des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, am östl. Abhang des Schildberges, eines Ausläufers der Wurzener Berge, hat (1890) 1363 evang. E., Post, Telegraph; Ackerbau, Gewerbe; wird als Sommerfrische besucht. S. ist Geburtsort Gneisenaus. Ähnlich wie den Bewohnern von Krähwinkel, Schöppenstedt, Polkwitz und andern Orten schrieb man früher denen von S. auch eine Menge lächerlicher und unbesonnener Streiche zu; doch sollen diese Schildbürgerstreiche nicht nach S. gehören, sondern nach Schildberg in Mähren, wie schon der Dresdener Historiker Schöttgen (1747) nachzuweisen sich bemühte. (S. Schildbürger.)

Schildberg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Posen, hat 519,44 qkm und (1890) 32505 (15105 männl., 17400 weibl.) E., 3 Städte, 49 Landgemeinden und 26 Gutsbezirke. ‒ 2) S., poln. Ostrzeszów Kreisstadt im Kreis S., am Strugabach und der Linie Posen-Kreuzburg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Ostrowo), hat (1890) 3380 E., darunter 562 Evangelische und 392 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath. und evang. Kirche, Synagoge, Burgruine; Wassermühlen, Dampfsägewerk, Ziegeleien, Schweinehandel und in der Umgegend fünf Spiritusbrennereien.

Schildbogen, s. Schild.

Schildburgen, s. Burg (Bd. 3, S. 752 b).

Schildbürger, eins der beliebtesten Volksbücher des 16. Jahrh., vereinigt eine große Anzahl von Ortsneckereien aus mündlichen und schriftlichen Quellen (so aus den deutschen Schwankbüchern von Frey, Montanus, Kirchhoff u. a., die ihrerseits vielfach aus Bebels Facetien schöpften) zu einem Ganzen, dessen Helden die überweisen Bewohner Schildas (s. Schildau), die deutschen Abderiten, sind. Die Vermutung, der geistvolle Verfasser, der sich hinter Verstecknamen birgt, sei Hans Friedr. von Schönberg, kursächs. Hauptmann von Wittenberg (vgl. Jeep, Hans Friedrich von Schönberg, der Verfasser des Schildbürgerbuches und des Grillenvertreibers, Wolfenb. 1890), läßt sich nicht halten. Der älteste Druck (Frankf. 1597) erschien im selben Jahre wie das "Lalenbuch", das, sonst genau mit den S. übereinstimmend, nur die Namen "Lalenburg" und "Lalenburger" einführt, während eine andere unglückliche Umarbeitung, vielleicht vom Verfasser der S. selbst, der "Grillenvertreiber" (Frankf. 1603), sie stets "Witzenburger" nennt, wonach sich ein dürftiger zweiter Teil des "Grillenvertreibers" (Frankf. 1605) direkt so betitelt, während ein dritter (1605) "Hummeln" heißt. Die S. sind erneuert in von der Hagens "Narrenbuch" (Halle 1811); Simrock und Schwab nahmen sie in ihre "Volksbücher" auf, und Tieck hat sie in den "Volksmärchen von Pet. Lebrecht" (1797) mit glänzender Satire modernisiert.

Schilddrossel, s. Drossel.

Schilddrüse (Glandula thyreoidea), ein äußerst gefäßreiches Organ des menschlichen Körpers, das seine Lage vorn am Halse vor dem Ringknorpel des Kehlkopfes und dem obern Ende der Luftröhre ^[Spaltenwechsel] hat (s. Tafel: Die Brusteingeweide des Menschen I, 23, Bd. 3, S. 632). Es ist dieses Organ eine rötlichbraune Drüse ohne Ausführungsgang und besteht aus einer Menge von Läppchen, die aus runden Bindegewebsfasern und Drüsenbläschen zusammengesetzt sind und von zahlreichen Blut- und Lymphgefäßen durchzogen werden. Ihr Umfang entspricht beim Erwachsenen ungefähr dem eines Hühnereies; ihr Gewicht schwankt zwischen 30 und 60 g. Nach der Ansicht der einen Forscher ist die S. gleich den Lymphdrüsen, der Milz und dem Knochenmark eine Bildungsstätte der weißen Blutkörperchen (s. Blut), wogegen sie nach andern eine Art Blutdruckregulator für das Gehirn darstellt, indem sie bei übermäßig hohem Blutdruck anschwellend die Halspulsadern pressen und dadurch die Blutzufuhr zum Gehirn verringern soll. Ihre krankhafte Entartung bildet den Kropf (s. d.); ihre Entfernung erzeugt Cachexia thyreopriva (s. d.). In neuerer Zeit hat die S. in physiol. und pathol. Beziehung, z. B. mit Rücksicht auf Gehirnkrankheiten, auf das Myxödem (s. d.), auf die Basedowsche Krankheit (s. d.), eine zunehmende Bedeutung erlangt.

Schilderbeut (von Schilder, d. i. Maler), eine Vereinigung niederländ. Maler, die hauptsächlich im 17. Jahrh. zu Rom blühte. Dieser Malerbund hatte den Zweck, die Landsleute zu gegenseitiger Förderung im Studium und Leben zusammenzuhalten. Später artete der Verein zu bacchantischen Gelagen aus; die Geistlichen begannen dagegen zu eifern, und Papst Clemens XI. machte ihm 1720 ein Ende.

Schilderblau, s. Kastenblau.

Schilderung, s. Beschreibung.

Schildesche, Dorf im Landkreis Bielefeld des preuß. Reg.-Bez. Minden, hat (1890) 4282 E., darunter 222 Katholiken und 17 Israeliten, Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche, evang. Rettungshaus für Kinder; Garnspinnerei, Leinen- und Seidenweberei und Leinwandhandel.

Schildfarn, s. Aspidium.

Schildfessel, s. Fessel.

Schildfisch, s. Schiffshalter.

Schildförmig, s. Blatt (Bd. 3, S. 86 a).

Schildgroschen oder Landsberger, alte sächs. Groschen, im 15. Jahrh. von den Markgrafen von Meißen geprägt, nach dem Landsberger Wappenschilde (mit drei Pfählen) benannt.

Schildhahn, s. Birkhuhn.

Schildhalter, in der Heraldik die neben dem Schild stehenden, diesen haltenden Tiere und menschlichen Figuren. Anfangs nur vom hohen Adel gebraucht, sind sie allmählich auch in die Wappen des niedern Adels übergegangen und hier meist bei Standeserhebungen urkundlich festgelegt worden. Bekannt sind die beiden den Wappenschild stützenden sog. Wilden Männer im Wappen des Königreichs Preußen (s. d., Bd. 13, S. 403).

Schildigel, s. Seeigel.

Schildkäfer (Cassididae), eine über 1600 Arten zählende, kosmopolitisch verbreitete Unterfamilie kleinerer Blattkäfer von ziemlich flacher Form, mit verbreiterten, frei vorstehenden Seitenrändern der Flügeldecken und des Halsschildes. Eine unserer gemeinsten Arten, Cassida nebulosa L. (s. nebenstehende Abbildung), ^[Abb: Schildkäfer] ist 5‒7 mm lang, oben rotbraun mit unbestimmten schwärzlichen Flecken und einem kupferigen Glanze. Der ausgebildete Käfer und namentlich seine flache, grüne Larve