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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schleimhämorrhoiden - Schleinitz
gewebes (s. d.) von gallertartiger Beschaffenheit, die
sich in großer Ausbreitung beim Embryo als Vor-
läufer für das spätere Bindegewebe vorfindet und
deshalb auch geradezu als embryonales Binde-
gewebe bezeichnet wird. Mikroskopisch besteht das
S. aus bald spindelförmigen, bald sternförmig ver-
ästelten Zellen, die in einer gallertartigen Grund-
substanz eingebettet sind. Beim erwachsenen Orga-
nismus kommt es nur im Glaskörper des Auges
vor. Bei niedern Tieren trifft es sich in großer Ver-
breitung und bildet bei vielen, z. B. den Medusen,
den größten Teil des Körpers. Krankbafterweise
bilden sich manchmal am menschlichen Körper Ge-
schwülste aus S., die sog. Scbleimgewebs- oder
Gallertgeschwülste. (S. Myrom.)
Schleimhämorrhoiden, s. Hämorrhoidcn.
Schleimharze, soviel wie Gummiharze (s. d.).
Schleimhaut (Nomw-ana. muc08H), weiche,
sammetartige, schlcimabsondcrnde Membran, die
als Fortsetzung der äußern Haut die offeuen Höhlen
und Kanäle des Körpers, also den ganzen Darm-
kanal mit seinen Anhängen, die Nasenhöhle, die
Luftwege bis in die Lungen, die Harnwege von den
Nieren bis in die Harnröhre, sowie den weiblichen
Genitalapparat auskleidet. In ihrem Bau stim-
men die S. sehr nahe mit der äußern Haut (s. d.)
überein und bestehen, wie diese, im wesentlichen aus
zwei verschiedenen Schichten, aus der eigentlichen
E., die der Lederhaut entspricht und eine Vinde-
gewebsschicht von wechselnder Dicke darstellt, und
aus der obern, an der freien Schleimbautfläche ge-
legenen Epithelialfchicht, die, der Oberhaut ver-
gleichbar, aus plattenförmigen oder cylindrischen,
stellenweise auch mit Wimpern besetzten Zellen be-
steht. In die S. sind viele einfache oder zusammen-
gesetzte Schleimdrüsen (^lalidul^e niuc08H6)nnd
geschlossene Drüschen (Bälge, Follikel) eingebettet,
ihre Oberfläche wird von Zotten und Würzchen über-
ragt; auch sind sie reich an Blutgefäßen und Nerven.
Die S. haben eine schlüpfrige, stets feuchte und
mit Schleim überzogene Oberfläche. Dieser Schleim
ist das Produkt der Schleimdrüsen, die ihren Inbalt
an der Oberfläche entleeren. Wegen dieser Be-
schaffenheit kann ein rauher Körper (Bissen) leicht
über dieselben hinweggleiten und die Luft ohne
große Reibung über sie streichen (im Kehlkopf beim
Sprechen und Singen). Znglcich bietet die Schleim-
schicht einigermaßen Schutz gegen Verletzungen.
Eine fernere wichtige Eigenschaft der stets durch-
feuchteten E. ist ihre Durchgängigkcit für Gafe und
Flüssigkeiten. Daher können die an der Nasenschleim-
haut vorüberstreichenden riechenden Stoffe fo leicht
durch den Geruch wahrgeuommcn werden, und des-
halb geht auch ein Austausch zwischen der Luft in
der Lunge und den Gafen dcs Blutes fo fchnell von
statten. Manche S. sind noch mit besondern Organen
für ihre Verrichtungen versehen. So enden in der
Nasenschleimhaut die Geruchsnervcn, in der S. der
Zunge und des Gaumens die Geschmacksnervcn, und
die Darmschleimhaut besitzt besondere Vorrichtungen
für die Aufsaugung. Andere S. wieder liefern ein
specifisches Sekret, wie die Magenschleimhaut den
Magensaft u. s. w. Eine wichtige Eigcnfchaft der S.
ist endlich das Vermögen, allen Bewegungen der Or-
gane, denen sie angehören (z. B. dem Darm), leicht
und ohne Niderstand zu folgen.
Die häusigste Kraukheit der S. ist der Katarrh
(s. d.), die meist gutartige Entzündung derselben,
wobei sie anschwellen, blutreich werden und vielen
veränderten Schleim absondern, auch zum Teil ihre
Funktion verlieren (bei Schnupfen riecht man nicht,
bei Magenkatarrh verdaut man fchwer). Weit wich-
tiger, aber auch seltener sind zwei andere Erkran-
kungsformen der S., nämlich Krupp (s. d.) und
Diphtheritis (s. d.). Außerdem nehmen die S. an
vielen Erkrankungen des Körpers teil. Über Bau
und Verrichtung der Schleimdrüsen s. Drüsen.
Schleimhautpolypen, s. Gebärmutterkrank-
heiten (Bd. 7, S. 612 d). ^S. 902 d).
Schleimnetz, Malpighisches, s. Haut (Bd. 8,
Schleimpapel, s. Feigwarzen.
Schleimpilze, s. Myxomyceten.
Schleimpolypen, Polypöse Wucherungen der
Schleimhäute, s. Polypen (Krankheit).
Schleimsiinre, eine mit der Zuckcrsäure (s. d.)
isomere organische Säure von der Zusammensetzung
(^IIi"^, ^ bei der Oxydation von Galattose,
Milchzucker und fast aller Gummiarten entsteht.
Sie bildet ein in Wasser fast unlösliches weißes
krystallinisches Pulver, welches bei 210° unter Zer-
setzung schmilzt. Ihre chem. Konstitution wird durch
die Formel (^0041 - (OllOII^ - 00011 ausgedrückt.
Schleimfchicht der Oberhaut, s. Haut (Bd. 8,
Schleimstoff, s. Mucin. ' ^S. 902 d).
Schleimsucht, s. Verschleimung.
Schleimzucter, soviel wie Fruchtzucker (s. d.).
Schleinitz, Alex. Gust. Adolf, Graf von, preuß.
Minister, geb. 29. Dez. 1807 zu Blankenburg am
Harz, studierte in Göttingen und Berlin die Rechte,
wurde 1835 als Attache" und 1836 als Sekretär der
preuß. Gesandtschaft in Kopenhagen zugeteilt. In
gleicher Eigenschaft 1838 nach Petersburg, 1840
uach London verfetzt, wurde er 1841 vortragender
Rat in der polit. Abteilung des Ministeriums der
auswärtigen Angelegenheiten. Am 20. Juni 1848
übernahm er an Heinrich von Arnims Stelle das
Ministerium des Auswärtigen, legte jedoch schon
nach einer Woche das Portefeuille nieder und wurde
Vertreter Preußens in Hannover. Im Mai 1849
führte S. die Friedensverhandlungen mit Däne-
mark, die zu dem Berliner Waffenstillstände vom
10. Inli führten. Er trat sodann als Minister des
Auswärtigen in das Ministerium Brandenburg ein,
gab aber im Sept. 1850 wegen polit. Differenzen
fein Ministerium an Nadowitz ab. Erst in dem libe-
ralen Ministerium Hohenzollern-Auerswald vom
6. Nov. 1858 übernahm er wieder das Portefeuille
des Auswärtigen; es gelang ihm nicht, in der seit
1859 wieder auftauchenden Frage der Vundesreform
ein klares und festes Programm für Preußens Poli-
tik aufzustellen, und vor einem Bruche mit Österreich
scheute er zurück; so legte er bereits im Okt. 1861
sein Amt nieder und erhielt dafür das Ministerium
des königl. Hauses, das er bis zu seinem Tode
19. Febr. 1885 verwaltete. 1879 war er in den per-
sönlichen Grafenstand erhoben worden.
Schleinitz, Georg Emil Gustav, Freiherr von,
deutscher Viceadmiral, geb. 17. Juni 1834 zu Brom-
berg, trat Ende 1849 in die preuft. Marine und wurde
1858 Lieutenant zur See. Als Flagglieutenant (Ad-
jutant) des Geschwaderchefs Sundewall macbte er
die preuft. Expedition nach China, Japan und Siam
1859-62 mit und wurde fodann als Adjutant in
das Marineministerium berufen. Im März 1864
wurde er als Kapitänlieutenant auf die gedeckte Kor-
vette Arkona kommandiert an die Stelle des bei dem
Gefecht gegen die dän. Flotte bei Iasmund 17. März
schwer verwundeten ersten Offiziers, Kapitänlieute-