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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schloß (in der Technik)
von Hand, geöffnet werden. Das Wesentliche
derselben besteht in einem mit Längenschlitz ver-
sehenen Rohr, welches mit einem Winkelstück der-
artig verbunden ist, daß ein an einer Seite offenes
Rechteck entsteht. Auf das Rohr sind eine Anzahl
Ringe geschoben und auf ihm drehbar befestigt, die
an ihrem innern Umfang Einschnitte haben. So-
bald die Ringe so stehen, daß alle Einschnitte zu-
sammenfallen, kann ein kammartig mit Vorsprüngen
versehener Dorn in den entstandenen Schlitz ein-
geschoben werden, der mit seinem rechtwinklig sitzen-
den Schenkel das Rechteck vervollständigt, so daß
das S. als Vorhängeschloß in eine Krampe einzu-
hängen ist. Werden nun die Ringe auf dem Rohr
verdreht, so daß die Ausschnitte nicht mehr mit den
Vorsprüngen zusammenfallen, so kann inan den
Dorn nicht herausziehen, also das S. nicht öffnen.
Um die Anfangsstellung der Ringe immer wieder-
finden zu können, ist der äußere Umfang derselben
mit Buchstaben versehen, welche bei der zum Offnen
nötigen Stellung der Ringe ein Wort bilden, das
derjenige, der das S. öffnen will, kennen muß. Trotz
der weitgehenden Verstellbarkeit der übrigens fast
nur als Vorhängeschlösser verwendbaren Buchstaben-
schlösser ist ihre Sicherheit keine sehr große, da durch
Probieren die richtige Stellung ermittelt werden
kann; außerdem haben sie den Nachteil, daß das
Einstellen des Stichwortes eine ziemlich lange Zeit
in Anspruch nimmt und daß sie sich im Dunkeln
nicht öffnen lassen.
Als eins der vorzüglichsten Kombinationsschlösser
muß das von dem Engländer Chubb zu Anfang des
19. Jahrh, erfundene, nach ihm benannte S. be-
zeichnet werden. In Fig. 4 ist ein Cbubbschloß
und in Fig. 5 der zugehörige Schlüssel dargestellt.
Fig. 4.
Fig. 5.
Dasselbe hat mehrere Zuhaltungen d, welche alle
um einen Punkt c drehbar sind. Die Zuhaltungen
sind mit den durch einen Schlitz verbundenen Aus-
sparungen versehen. Durch diesen Schlitz kann der
Stift a des Riegels 15 und somit auch dieser selbst nur
dann passieren, wenn der zum S. passende Schlüssel
die einzelnen Zuhaltungen auf ihre unter sich ver-
schiedene Höhe gehoben hat. Ist der Schlüssel nicht
der zum S. gehörende und auch nur eine der Zu-
haltungen nicht auf die richtige Höhe gehoben, fo
ist die Öffnung für a nicht frei, und der Riegel kann
mittels des Schlüssels nicht weiter bewegt werden.
Wie Fig. 5 zeigt, ist der Bart des hohlen, auf einen
Dorn ä zu steckenden Schlüssels treppenartig mit
Absätzen versehen, die zum Heben der Zuhaltungen
bestimmt sind, bis auf den längsten Vorsprung, der
zur Bewegung des Niegels dient. Der Erfinder hat
später zur größern Sicherheit sein S. noch mit einem
sog. Detektor versehen. Durch diesen wird der
Riegel bei einem Versuch, die Zuhaltungen mittels
eines falschen Schlüssels oder mittels Sperrzeugs zu
heben, arretiert: der Besitzer kann dann auch mit
dem richtigen Schlüssel nicht öffnen, sondern muß
erst diesen in der Richtung drehen, wie wenn er zu-
schließen wollte, um dadurch die Arretierung auszu-
lösen, wodurch er auf den versuchten Einbruch auf-
merksam gemacht wird.
Eine zweite Gattung von Kombinationsschlössern
hat als Vorbild das zu Ende des 18. Jahrh, erfun-
dene Vramahschloß, welches in der Fig. 6 dar-
gestellt ist. Bei diesem S. wird die Bewegung des
Riegels nicht unmittelbar durch den Schlüssel selbst
bewirkt: diese erfolgt vielmehr durch Drehung eines,
einen wesentlichen Bestandteil des S. ausmachenden
Cylinders. Fig. 6. zeigt einen Vertikalschnitt durch
diesen Hauptteil des Vramahschlosscs. Mit a. ist ein
Messinggehäuse bezeichnet, welches die Verschluß-
vorrichtung enthält; die-
ser Teil wird gewöhnlich
durch die Thür hindurch-
gesteckt. In dem Gehäuse
a. steht der Cylinder d,
der mittels des Schlüssels
gedreht werden kann; in
die Wandung desselben
ist von außen eine ziem-
lich tiefe Nut eingedreht,
in welche eine an a fest-
geschraubte zweiteilige
Stahlplatte c eingreift,
so daß bei einer Drehung
Fig. 6.
von I) diese Platte als Führung dient. Der Cylinder d
wird unten durch die aufgeschraubte eiserne Platte ä
geschlossen, in welche der Dorn 6 als Führungsachse
für den hohlen Schlüssel eingenietet ist. Der Deckel
dieses Cylinders hat eine für den Schlüssel passende
Öffnung. Im Innern des Cylinders steckt über dem
Dorn s eine Platte l, die durch eine Spiralfeder
gegen den Deckel des Cylinders gedrückt wird. In
die Wand des lctztcrn sind ferner, von innen nach
außen gehend, der ganzen Länge nach fechs ra-
diale Nuten eingefchnittcn, wie aus dem Grund-
riß Fig. 6. zu ersehen ist; dieselben reichen so weit
nach dem äußern Unifang des Cylinders, daß sie
die Platte c übergreifen, welche an den mit den
Nuten korrespondierenden Stellen ebenfalls radial
ausgeschnitten ist. In den sechs Nuten des Cylin-
ders d stecken die eigentlichen Zuhaltungen, die ihrer
äußern Form nach alle gleich, aber mit in verschie-
denen Höhen liegenden Ausschnitten versehen sind.
Befindet sich das S. in Ruhe (gleichviel ob der Rie-
gel vor- oder zurückgeschoben ist), so ruhen die
Köpfe der Zuhaltungen auf der Platte l. Der
zum Vramahschloß gehörige Schlüssel (Fig. 7) hat
einen hohlen Schaft und ist mit ebenso vie-
len Einschnitten versehen, als Zuhaltungs-
lamellen vorhanden sind. Die Tiefe dieser
Einschnitte ist verschieden und entspricht der
Lage der Einschnitte in den Zuhaltungcn,
so daß durch Einstecken des Schlüssels, was ^
mit einem gewissen Druck erfolgen muß, die
Zuhaltungen alle fo weit heruntergedrückt werden, bis
ihre Ausschnitte in einer Kreislinie liegen. In dem
Augenblick, in welchem der kleine, am Schlüssel be-
findliche Bart unter die Decke der Hülse a tritt, ist
die richtige Stellung der Zuhaltungen erreicht; der
Cylinder b kann alsdann gedreht werden. Sobald
eine ganze Umdrehung des Cylinders vollendet ist
und der Schlüssel mit seinem Bart wieder in den Ein-
schnitt des Schlüssellochs eintritt, springt er, durch
die Spiralfeder gehoben, in die Höhe; eine Drehung