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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schmiedepresse - Schmiegungsebene
Schmiedezange in der erforderlichen Lage fest-
gehalten; sehr große Schmiedestücke werden mit Hilfe
von Kränen regiert. Außerdem braucht der Schmied
zahlreiche HilfsWerkzeuge, um Löcher, Einschnitte,
scharfgeformte Ansätze, Biegungen u. s. w. zu er-
zeugen; für künstlichere Formen bedient man sich der
Gesenke (s. d.). Eisen und Stahl müssen beim S.
glühend sein, weshalb das Schmiedcfeuer (s. d.) ein
wesentlicher Bestandteil jeder Schmiede ist. Zum S.
sehr großer Gegenstände bedient man sich statt der
Hand Hämmer der mechanisch bewegten Hammer
(s. Fallhammer), die aber auch die Ausführung klei-
nerer Schmiedearbeiten beschleunigen. Für letztere,
z. V. zur Herstellung von Schraubenbolzen, benutzt
man auch eine Schmiedemaschine, die aus äußerst
rasch durch Ercenterbewegnng aufgehobenen und
niedergestoßenen Stempeln besteht. Für die fabrik-
mäßige Herstellung sehr großer Schmiedestücke, z. B.
Lokomotivenbestandteile, ist die Schmicdeprcsse (s.d.)
in Gebrauch gekommen.
Die wichtigsten Verfahrungsarten beim S. sind:
1) Das Strecken in Länge und Breite, durch wel-
ches das Metallstück zugleich dünner wird und das
hauptsächlich mit der Pinne des Hammers geschieht,
während die Bahn zum Ebnen und Ausgleichen der
durch die Pinne gemachten Eindrücke dient. 2) Das
Stauchen, durch welches das Eisen in der Rich-
tung des Schlages zusammengedrückt wird, wobei
es entsprechend an Dicke zunimmt; zu diesem Zwecke
stützt man das Eisen während des Hämmerns auf
dem Amboß oder stoßt dasselbe mit dem zu stau-
chenden Teil gegen diesen. 3) Das Biegen, das
mit Benutzung des Amboßhorns oder eines in der
Hand gehaltenen Dorns vorgenommen wird, in-
dem man das Eisen mit Hammerschlägen umklopft.
4) Das Ansetzen, das darin besteht, daß man einen
Teil eines Schmiedestückes vor einem andern vor-
springen läßt, wozu man das Eisen einkerbt und
das halb abgetrennte Stück nach der Seite bin aus-
schmiedet. 5) Das Ausdornen oder Durch-
schlagen, das mit einen: Dorn oder Durch-
schlag und einem Lochring ausgeführt wird, in-
dem man das Eisen auf letztern legt und den Dorn
mit Hammerschlägen hindurchtreibt. 6) Das Ab-
hauen oder Abschroten, durch das man Teile
vom Eisen mittels meißelförmiger Werkzeuge hin-
wegnimmt. 7) Das S. mit Gesenken (s. Gesenk) oder
einem Setzhammer (s. d.). 8) Das Schweißen,
d. h. die Verbindung zweier oder mehrerer Eisen- oder
Stahlstücke im glühenden Zustand ohne Zwischen-
mittel. Je nach der besondern Materialbeschasfenheit
der zu vereinigenden Teile (Stahl oder Schmiede-
eisen) werden dieselben an den Vereinigungsstellen
zu mehr oder weniger heller Not- oder Weißglut
erhitzt (schweißwarm gemacht) und nach dem Auf-
einanderlegen und Aufstreuen eines Schweißpul-
vers (trockner Lehm, feiner Sand, Glas oderVorar)
durch Hämmern oder Pressen verbunden. Das
Schweißpulver schmilzt mit dem die Werkstücke be-
deckenden Metalloxyd zu einem Glasstuß zusammen,
der die Vereinigungsstellen bedeckt und vor erneuter
Oxydation schützt. - Vgl. Schmelzer. Einrichtung
und Betrieb der Schmieden (Lpz. 1888); Feller, Die
Schmiedekunst zum praktischen Gebrauche (2. Aufl.,
Düsseld.1890-92); Schlosser- und Schmiedekalender
(hg. von März, Leipzig); F. S. Meyer, Handbuch
der Schmicdekunst (2. Aufl., ebd. 1894).
Schmiedeprefse, auch Preß Hammer oder
hydraulischer Hammer, eine von Haswell er-
Q;e-
^
fundene Maschine zum Schmieden in Gesenken, die
nicht wie Hämmer durch Stoß, sondern durch den
Druck einer sehr starken hydraulischen Presse wirkt.
Die nachstehende Figur zeigt eine neuere Bauart
der S. von Anderson & Gallwey in London. ^^^
selbe besitzt wie
die Haswellsche
Presse zweiPreß-
cylinder. Der
größere (^ der-
selben enthält
den eigentlichen <Ä
Preßkolbcn, des-
sen nach unten
hervortretende
Kolbenstange bei
3. das Obcrge-
senk trägt. Das
Untergesenk d
ruht in einem
Klotz, der auf
dem Tisch c des
Gestells verstellt
werden kann.
Ein in dem en-
gen Cylinder ^ geführter Kolben ist mit dem Preß-
kolben verbunden und hebt denselben nach er-
folgter Pressung. Die Verteilung des Druckwassers
nach beiden Cylindern wird von einer Steuerung ä
besorgt, die der Schmied nach Bedarf einstellt. Der
Vorteil der S. gegenüber den: Dampfhammer (s. d.)
liegt einerseits in der ruhigen, stoßfreien Arbeits-
leistung, die den Unterban schwerer Chabotten und
großer, die Stohwirkungen abschwächender Funda-
mente entbehrlich macht, andererseits in der Er-
höhung der Leistungsfähigkeit. Während beispiels-
weise früher auf dem Eisenwerk von I. Brown in
Sheffield die Herstellung einer 15 cm-Kanone aus
einem 36 500 KZ schweren Block unter dem 50 Tonnen-
Dampfhammer 3 Wochen und 33 Hitzen erforderte,
erfolgt die Herstellung gegenwärtig aus einem Block
von 37 500 kz Gewicht mittels der 4000 Tonnen-
Scbmiedepresse in 4 Tagen und 15 Hitzen.
Schmiedezange, s. Schmieden.
Schmiege, Schrägwinkel, StellwinkeI
oder Schrägmaß, ein Winkelmaß, dessen beide
Schenkel gelenkig verbunden sind und durch eine
Schraubenmutter in jedem beliebigen Winkel fest-
gestellt werden können; auch ein Maßstab, der aus
mehrern gelenkig verbundenen Teilstückcn zusammen-
gesetzt ist, daher auf eine geringe Länge Zusammen-
gelegt werden kann.
Schmieget. 1) Kreis im preuß. Reg.-Vez. Posen,
bat 554,54 ^m und (1890) 34583 (15 955 männl.,
18 628 weibl.) E., 2 Städte, 78 Landgemeinden und
37 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis S., Sitz
des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Land-
gericht Posen), hat (1890) 3882 E./darunter 1546
Evangelische und 194 Israeliten, Postamt zweiter
Klasse, Telegraph, kath. und eoang. Hdirche, Syna-
goge; Spiritusbrennereien, Schnupstabaksfabrika-
tion, Schuhmacherei, Weberei, Molkerei, Ziegelei,
Färberei, Windmühlen und Viehhandel. S. war im
16. Jahrh. Hauptsitz der Sociniancr (Schmieglisten).
Schmiegungsebene, diejenige Ebene einer
Raumkurve, welche zwei unendlich nahe Tangenten
oder drei unendlich nahe Punkte derselben enthält.
Sie schneidet die Normalebene in der Hauptnormale
und enthält den Krümmungskreis. Die Vinormale