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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schöffer - Schokolade
Die Frage des S. (Erlangen 1873); gegen das S.:
Mittermaier, Das Volksgericht in Gestalt der
Schwur- und Schöffengerichte (Berl. 1866); Glaser,
Zur Iuryfrage (Wien 1864); John, über Geschwo-
renengerichte und S. (Berl. 1872). Vgl. noch: H.
Senffert, Über Schwurgerichte und S. (Münch.
1873); ders., Erörterungen über die Besetzung der
S. und Schwurgerichte (Brest. 1879); Fulda, Die
Reform der Geschworenengerichte nach Analogie der
S. (Heilbronn 1883). über die Frage, ob S. oder
Schwurgericht, s. Schwurgericht.
Schöffer, Peter, von Gernsheim am Rhein,
geb. um 1425, war Schönschreiber von Beruf und
als solcher in Paris 1451 thätig, Gehilfe des Joh.
Fust (s. d.) während dessen Verbindung mit Guten-
berg und lernte so als einer der ersten den Vücher-
druck, der ihm nach einer nicht unglaubhaften Tra-
dition manche Verbesserungen verdankt. Nach dem
Zerwürfnis jener beiden wurde er Teilhaber des Fust
(1455), und beide begannen mit dem Psalterium von
1457 eine fruchtbare Druckerthütigkeit; S. scheint
vorwiegend die technische, Fust die kaufmännische
Seite des Geschäfts beforgt zu haben. Gegen 1465
heiratete er Fusts Tochter Christine und behielt nach
dem Tode jenes (1466 - 67) allein die Leitung der
Firma, doch zugleich für Rechnung der Erben; das
Doppelwappen (s. Druckerzeichen) wurde daher bei-
behalten. In Mainz bis zu seinem Tode (1502-3)
ohne nennenswerte Konkurrenz, druckte ermit großem
Erfolg vorzüglich theol. und kanonistische Werke,
außerdem besonders von Brcydenbachs Reisen
(1486 u. ö., vom Maler Erh. Rewich mit ^.schen
Typen gedruckt) und die Sachsenchronik (1492). Dem
Vertriebe der Bücher widmete er sich in richtigem
Verständnis des Bedürfnisses mit besonderm Eifer;
er benutzte dazu den Mehplatz Frankfurt a. M. im
Verein mit Konrad Henckis (s. d.) und erwarb sogar
das dortige Bürgerrecht. Mit dem Norden Deutsch-
lands und Europas, aber auch mit Paris trat er in
nahe Geschäftsverbindung. Sein Sohn Johann
S. führte von 1502 bis 1531 die Firma weiter. Ein
zweiter Sohn, Peter S., druckte in Mainz, Worms,
Stratzburg und Venedig. Dessen Sobn Ivo S.
folgte seinem Oheim in Mainz (gest. 1556). Auch
m Herzogenbusch soll ein Angehöriger der Familie
(Scheffer) eine Druckerei begründet haben. - Vgl.
Ad. Lange, Beiträge zur Geschichte des Buchhandels,
Bd. 1 (Lpz. 1864); Roth, Die Mainzer Buchdrucker-
familie S. (ebd. 1892).
Schoitasch (ungar. 8u^tg.8; frz. LoutHcde), die
kunstvollen Verschnürungen auf den Ärmeln und
Beinkleidern der ungar. Nationaltracht und der Hu-
sarenuniform. Die besonders reich verzierten Gala-
hosen der deutschen Husaren heißen Scboitaschhosen.
Schotten, preuh. Stadt, s. Schocken.
Schokolade, Chocolade (aus dem mexik.
clioco ^ schäumen und atl - Wasser), ein Ge-
misch von Kakao und Zucker mit oder ohne Zusatz
von Gewürz oder Arzneistoffen, kommt zum größten
Teil in Tafclform in den Handel und giebt, zu
Pulver zerrieben und mit Wasser ode: Milch ge-
kocht, ein wohlschmeckendes und nahrhaftes Getränk;
außerdem wird die S. zu verschiedenen Konditorei-
waren, wie Praline's, verwendet. Die Schokoladen-
fabrikation, die heute einen bedeutenden Industrie-
zweig ausmacht, umfaßt folgende Prozesse. Die
Kakaobobnen des Handels (s. Kakao) werden zunächst
ähnlich wie die Kaffeebohnen geröstet. Fig. 1 der
Tafel: Schokoladenfabrikation zeigt eine Ka-
kaoröstmaschine der neuesten Konstruktion. Die
Umdrehung der Trommel wird durch Motorkraft
bewirkt mittels eines auf der Rückseite befindlichen
Vorgeleges. Das in die hohle Achfe eingesteckte
Winkeltdermometer ermöglicht eine ununterbrochene
Überwachung der Temperatur, wodurch man die
Bohnen vor uberhitzung bewahren und die Ent-
stehung brenzlicher, das Aroma verderbender Stoffe
Verbindern kann. Auch wird durch einen gleich-
mühigen Nöstprozeh das Unlöslichwerden der Ei-
weißstoffe vermieden. Daher können auf diefer Ma-
schine auch die leichtlöslichen Kakaopulver (f. Kakao)
bergestellt werden. Nach dem Rösten werden die
Bohnen grob zerkleinert (gebrochen) und von den
Schalen befreit. Beide Operationen geschehen auf der
Vrech- und Reinigungsmaschine (Fig. 2). Die
in den Fülltrichter aufgegebenen Bohnen gelangen
zwischen Brechwalzen, durch welche sie in Stücke zer-
brochen werden, wobei sich gleichzeitig die Schalen
und Keime loslöfen. Im Innern befindet sich eine
Sicktvorrichtung, welche die Kernstücke von den
Schalen und Keimen trennt. Der Staub wird von
einem Ventilator abgesaugt. Die abfallenden Scha-
len werden als Kakaothee (f. Kakao) verwertet. Zur
weitern Zerkleinerung kommt der gebrochene Kakao
auf die Kakao mühle, die einen Oberläufermahl-
gang darstellt. In größern Betrieben verbindet man,
wie Fig. 3 zeigt, zwei solcher Mühlen zu einer Zwil-
lingskonstruktion, bei welcher das aus der Schüssel
des ersten Mahlgangs abfließende Mahlgut selbst-
thätig in den Einlauf des zweiten tiefer stehenden
Mahlgangs läuft. Die Einlaufvorrichtung des ersten
Ganges ist automatifch und regulierbar; durch das
unter dem Trichter befindliche gläferne Rohr kann
man den einlaufenden Kakao beobachten. Den letzten
Feinheitsgrad bekommt die Masse auf der Walz-
maschine (Fig. 5), in der sie einem Schleifprozeß
unterworfen wird. Die der Kakaomühle entnommene
Masse gelangt durch den Einlauf zwischen zwei po-
lierte Granitwalzen, die eine verschiedene Umfangs-
geschwindigkeit besitzen; außerdem geht die eine
Walze in der Achsenrichtung hin und her, wodurch
die schleifende Wirkung erhöht wird. Bei der abge-
bildeten Walzmaschine sind drei Walzen angeordnet,
von denen die mittlere hin und her geht; die Masse geht
erst zwischen die erste und mittlere und dann zwischen
diese und die dritte. In neuester Zeit hat man die
Walzmaschine dadurch entbehrlich gemacht, daß man
die Kakaomühle als Drillingsmühle aussührt, bei
welcher der dritte Mahlgang der Masse den letzten
Feinheitsgrad erteilt. Die fertige Kakaomasse wird
nun durch Mischen mit Zucker (event, noch Gewürz
oder Arzneistoffen) in Schokoladenmasse verwandelt,
was auf dem Melangeur, einem Kollergange, ge-
schieht. Der in Fig. 4 abgebildete Me'langeur arbeitet
mit rotierendem Bodenstein. Die beiden granitnen
Läuser lassen sich durch Ketten so weit emporheben,
daß sie nicht poltern und auch größere Kakaostücke gut
fassen, wodurch die Leistungsfähigkeit erhöht wird.
Unter dem Bodenstein befindet sich eine Rohrschlange
zum Heizen mit Dampf. Die auf dem Me'langeur gut
durchgemengte Masse wird auf der Entluftungs-
masch ine (Fig. 6) von der eingeschlossenen Luft be-
freit, damit die spätern Schokoladentafeln blasenfrei
werden. Bei dieser Maschine wird die Masse durch
eine unter dem Fülltrichter befindliche horizontale
rotierende Schnecke komprimiert, wodurch die Luft
entweicht. Die Masse schiebt sich dann aus der seit-
lichen Öffnung stangenförmig heraus und wird sofort