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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Scholz (Bernhard) - Schomburgk (Richard)
dium zu Breslau beschäftigt und wurde 1864 als
Hilfsarbeiter in das Kultusministerium berufen,
später zum Regierungsrat ernannt, 1871 in das
Finanzministerium übernommen und 1872 zum Geh.
Finanzrat, 1875 zum Geb. Oberfinanzrat befordert.
Am 16. Juli 1879 als Unterstaatssekretär an die
Spitze des neu begründeten Reichssckatzamtes beru-
fen, erhielt er drei Monate später seineErnennung zum
preuß. Bevollmächtigten im Vuudesrat und im Juni
1880 zum Staatssekretär des Reichsschatzamtes mit
dem Charakter als Wirkl. Geheimrat. 1882 wurde
S. als Finanzminister in den preuß. Landesdienst
zurückberufen. Die Erfolge der Eisenbahnverstaat-
lichung und die Verbesserung des finanziellen Ver-
hältnisses zum Reich ermöglichten es ihm, in dem
Budget von 1881/85 das Gleichgewicht wiederherzu-
stellen. Auch an der Reform der Reichssinanzen 1887
durch die Branntwein- und Zuckcrsteuer war er her-
vorragend beteiligt. Aber die von ihm angestrebte
Reform der direkten Steuern in Preußen gelang
nicht. Seine Entwürfe zu einer Verbesseruug der
Einkommensteuer und zu einer Kapitalrentensteuer
scheiterten 1881 im preuß. Abgeordnetenhause schon
in den Kommissionsberatungen, und sein Reform-
projckt für die Einkommensteuer mit Einführung der
Deklarationspflicht 1889 stieß auf den Widerspruch
Bismarcks. Aus Gesuudhcitsrüästchten nahm er
im Juni 1890 seinen Abschied und zog sich auf fein
Landgut Seeheim bei Konstanz zurück. 1870-73
war S. Mitglied des preuh. Abgeordnetenhauses.
Scholz, Vernbard, Kompouist, geb. 30. März
1835 zu Mainz, studierte Musik bei S. W. Dehn
in Berlin und wirkte teils als Lehrer, teils als
Kapellmeister in München, Zürich, Nürnberg, Han-
nover, Florenz, Breslau, seit 1883 als Direktor des
Hochschen Konservatoriums in Frankfurt a.M. Seine
zahlreichen Kompositionen bestehen aus Liedern,
Duetten, Terzetten, Stücken für gemifchten Chor und
für Männerchor, einem Requiem, den Kantaten
"Das Siegesfest" und "Lebenslied", einer Sinfonie
(L-äur), einer Suite für Orchester ("Wanderung"),
mehrern Streichquartetten und andern kammcrmusi-
kalischen Werken. Am bekanntesten ist seine Kompo-
sition von Schillers "Lied von der Glocke" für Soli,
Chor und Orchester. Außerdem schrieb S. mehrere
Opern: "^loi-^i^ne", "Zietensche Husaren", "Golo"
und "Die vornehmen Wirte".
Schömann, Georg Friedr., Philolog und Alter-
tumsforscher, geb. 28. Juni 1793 zu Stralsund, stu-
dierte Philologie zu Greifswald und zu Jena. 1813
erhielt er das Konrektorat in Anklam, 1814 das zu
Greifswald und wurde 1826 außcrord., bald dar-
auf ord. Professor der altklassischen Litteratur an
der Universität daselbst, später auch Bibliothekar,
Er starb 25. März 1879. S.s akademische und schrift-
stellerische, durch Gründlichkeit und Klarheit aus-
gezeichnete Thätigkeit erstreckte sich anfangs vor-
zugsweise auf die Darstellung des attischen Gerichts-
wesens und auf dessen nächste Quellen, die atti-
schen Redner. Dahin gehören seine Schriften "He
comitiig ^t1i6ni6N8inm" (Grcifsw. 1819), "Der
attische Prozeß" (Halle 1824), den er gemeinschaft-
lich mit M. H. E. Meier bearbeitete, die "^nti^uitlU68
^ui-i8 pudlioi (^i-aecoi'uin" (Greifsw. 1838) und die
mit reichhaltigem Kommentar ausgestattete Aus-
gabe der Reden des "Isäus" (edd. 1831). Ferner ver-
öffentlichte S. eine Ausgabe von Plutarchs "^Fis et
0160N16Q68" (ebd. 1839), von Äschylus' "Gefessel-
tem Prometheus" (mit deutscher Übersetzung, ebd.
1844), und den "Eumeniden" (ebd. 1845), zwei Aus-
gaben der Hesiodischen Theogonie (eine mit ausführ-
lichem Kommentar, Verl. 1868, und eine Textaus-
gabe, ebd. 1869) und zahlreiche akademische Gclegen-
heitsschriften. Ein Hauptwerk S.s sind die "Griech.
Altertümer" (2 Bde., Verl. 1850-59; 3. Aufl. 1871
-73). Von seinen übrigen Arbeiten sind noch zu
nennen eine erklärende Ausgabe von Ciceros Werk
"1)6 nÄwi-a ä60rnm" (Lpz. 1850; 4. Aufl., Verl.
1876) und eine Reihe grammatischer Untersuchungen,
wie unter anderm "Die Lehre von den Redeteilen
nach den Alten" (Berl. 1863). Eine Auswahl seiner
kleinern Arbeiten hat er in den "Opuscula acaäs-
inica" (4Bde.,Verl. 1856-71) zusammengestellt.-
Vgl. (Susemihl), G. F. S., ein überblick seines
Lebens und Wirkens (Berl. 1879).
Fe/io7nb., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab-
kürzung für Sir Nov. Herm. Schomburgk (s. d.).
Schomberg, Fricdr. von, Feldherr, aus dem
Geschlecht der Schonburgc, von der Schönburg bei
Oberwesel stammend, geboren Dez. 1615 zu Heidel-
berg, diente zuerst im Heere des Prinzen Friedrich
Heinrich von Oranien, dann unter dessen Sohn
Wilhelm II. 1650 trat S. in franz. Dienste, ging
1661 im Auftrag Ludwigs XIV. nach Portugal und
befehligte dort fo glücklich, daß Spanien 1668 zum
Frieden und zur Anerkennung des Hauses Vraganca
genötigt wurde. In demselben Jahre kehrte S. na'ch
Frankreich zurück und wurde daselbst naturalisiert.
Er trat 1673 vorübergehend in engl. Dienste, machte
1674 den Feldzug in Roussillon und Catalonien mit
und erhielt endlich 1675, obgleich Protestant, den
franz. Herzogstitel und den Marschallsstab. Beim
Feldzug in den Niederlanden entsetzte er 1676 Maa-
stricht. Als das Edikt von Nantes 1685 aufgehoben
wurde, verließ S. Frankreich und ging nach Por-
tugal; dann folgte er einem Ruf des Großen Kur-
fürsten von Brandenburg und traf 1687 in Berlin
ein, wo er General-cn-Chef aller brandenb. Truppen,
Geh. Staats- und Kriegsrat, auch Statthalter des
Herzogtums Preußen wurde. Auf Wunfch des Prin-
zen Wilhelm von Oranien begleitete S. ihn auf fei-
nem Zuge nach England zur Entthronung Jakobs II.,
landete mit ihm in Torbay 5. Nov. 1688 und war be-
standig in der Umgebung Wilhelms, bis er 1. Juli
1690 in der Schlacht au der Voyne (s. d.) siel. Mit
seinem 1719 verstorbenen Sohn M einhard, Herzog
von ^chonburg und Lcinster, erlosch das Geschlecht.
- Vgl. Kazner, Friedrich von S. (Mannh. 1783).
Schomberg. 1) S. in Schlesien, Stadt im
Kreis Landeshut des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, un-
weit der böhm. Grenze, an der Zieder und am West-
fuß des Streitberges, 6 kni von den berühmten
Adcrsbacher Felfen (f. Adersbach), in 532 in Höhe,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Hirschberg),
hat (1890) 2010 E., darunter 173 Evangelische,
Post, Telegraph; bedeutende Leinweberei, berühmte
Wurstfabrikation, Appreturanstalten undFärbercien.
- 2)S. in Württemberg, Stadt im Oberamt
Rottweil des württcmb. Schwarzwaldkreises, links
an der Schlichem, westlich vom Plettenberg, hat
(1890) 1380 meist kath. E., Post, Telegraph; Mahl-,
Ol-, Säge- und Gipsmühlen.
Schomburgk, Richard, Botaniker, Bruder des
folgenden, geb. 5. Okt. 1811 zu Freyburg a. d. Un-
strut, unternahm als Botaniker 1840 in Begleitung
Robert S.s auf Kosten des Königs von Preußen die
Reise nach Guayana, deren Beschreibung ("Reisen
in Britisch-Guiana in den I. 1810-44", 3 Bde.,