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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schöpfrüssel - Schoristen
notwendigen Öffnungen haben. Eine besondere Art
der Zellenräder bildet das Trommelrad oder
Tympanum, eine durch radiale Scheidewände
abgeteilte Trommel, die um eine horizontale, als
Ausgußrinne dienende hohle Achse rotiert. Eine
andere Abart der Zellenräder ist das Schnecken-
rad, dessen Zellen spiralförmig gewunden sind und
ihren Inhalt gleichfalls in eine hohle Acksc ent-
leeren. Für Wässer mit keinem oder nur wenigem
Gefalle werden die S. durch Göpel oder Tretwerke
bewegt, während bei ausreichendem Gefalle das
Wasser selbst als Motor dient und das mit Schau-
feln versehene S. nach Art eines Wasserrades in
Bewegung setzt. Die S., deren Erfindung den
Chinesen zugeschrieben wird, waren früher beson-
ders bei Bewässerungen und Entwässerungen in
Gebrauch und finden für diese Zwecke nocb jetzt in
auhereurop. Ländern Verwendung, wäbrend sie in
Europa nur in einzelnen Fällen, z. V. in der Pa-
pierfabrikation als Regulatoren bei den Papier-
maschinen, sowie zur Beseitigung des schmutzigen
Wassers aus den Siebtrommeln der Waschhollän-
der zur Anwendung kommen.
Schöpfrüssel, s. Rüssel.
Schopftaube, s. Tauben.
Schöpfung, nach der biblischen Vorstellung die
Erschaffung der Welt nach Stoff und Form durch
den göttlichen Machtwillen aus Nicbts. Die alte
biblische Darstellung (1 Mos. 1, i bis 2,3) läßt Gott
in sechs Tagewerken Himmel und Erde erschaffen,
wobei die Erzeugung des ungeordneten Stoffs
den Anfang, die" S. des Menschen den Schluß
bildet. Abweichend hiervon läßt die zweite Erzäh-
lung (1 Mos. 2, 4 fg.), die des Siebentagewerkcs
nicht gedenkt, die Tiere erst nach dem Menschen er-
schaffen werden. Von den Kosmogonien anderer
Morgenland. Volker unterscheidet sich die hebr.
Schöpfungssage teils durch ihre schlichtere, alles
Abenteuerliche und Ungeheuerliche ausschließende
Form, teils durch ihren reinern religiösen Gebalt,
indem sie die Welt durchaus nur als Werk des freien
göttlichen Schöpferwillens betrachtet. Gegenüber
dcr im Orient, aber auch bei den griech. Philo-
sophen und später bei den Gnostikern (s. Gnosis)
verbreiteten Tbeorie einer ewigen Materie bildeten
sich die kirchlichen Vorstellungen von einer S.
aus Nichts und einer S. in der Zeit, doch wurde
letzterer schon seit Origenes von tiefer denkenden
Kirchenlehrern die Annahme einer sog. ewigen, rick-
tigcr anfangslosen S. gegenübergestellt, weil es
weder anging, Gott erst in der Zeit anfangen zu
lassen Schöpfer zu werden, noch der wirklichen durch
Wechsel und Geschehen erfüllten Zeit eine ewige,
inhaltsleere Zeit vorauszuschicken. Die neuere Re-
ligionsphilosophie denkt sich Gott als den ewigen,
der Welt innewohnenden, schlechthin geistigen Ur-
grund derselben, der in der streng gesetzlickcn Ord-
nung des in Zeit und Raum erscheinenden Welt-
verlaufs fein ewiges absolut einheitliches Wirken
offenbart. Gott und Welt sind auch nach diesem
Begriff unterschieden, die Geistigkeit Gottes nur
strenger und konsequenter als nach der gewöbn-
lichen Vorstellung gefaßt. Das Recht der religiösen
Betrachtung, die als Zielpunkt des gesamten Welt-
prozesses die endliche Geisteswelt und die Gemein-
schaft Gottes mit ihr in der Liebe erkennt und von
hier aus zurückblickend die Welt überhaupt als Offen-
barung der ewigen Liebe betrachtet, ist hierdurck
keineswegs ausgeschlossen. Die neuere Orthodoxie
bat indes nicht bloß den kirchlichen Scho'pfungs-
begriff rebabilitiert, sondern auch die Geschichtlichkeit
der biblischen Schöpfungssage mit größtem Eifer
verteidigt, wobei sie freilich die Schöpfungstage zu
Schöpfungsperioden umdeuten muhte. - Vgl. Du-
toit-Haller, Die S. und Entwicklung nach Bibel
und Naturwissenschaft (Bas. 1892); Gunkel, S. und
Chaos in Urzeit und Erdzeit. Eine religionsgeschicht-
liche Untersuchung (Gott. 1895).
Schopfwachtel, Haubcnwachtel (I^opkoi--
t)-x), eine aus zwei Arten bestehende Gattung der
Baumhühner (s. d.) des südwestl. Nordamerikas. Die
24 cm lange kalifornische S. (I^oplwrt^x caii-
toi-nicuZ ZM, s. Tafel: Hühnervögel II, Fig. 6)
! ist ein hübscher Vogel, in dessen Färbung das Grau
! vorberrscht; die Kehle ist schwarz mit weißer Ein-
^ fassung und auf dem Kopfe erheben sich 4-6 sichel-
! förmig nach vorn gekrümmte Federchen. Man hat
versucht, den Vogel, der ein sehr schmackhaftes Wild-
bret liefert, in Europa auch im Freien einzubürgern,
bisher allerdings ohne dauernden Erfolg. In der
Gefangenschaft ist die S. häufig zu fehen; sie hält sich
gut und pflanzt sich leicht fort. Nur ist die Aufzucht
nickt leicht. Das Paar wird mit etwa 30 M. bezahlt.
Schoppen, im südl. Deutschland und in der
Schweiz altherkömmliche Bezeichnung eines Flüssig-
keitsmaßcs von verschiedener Größe, das ungefähr
der halben Weinflasche entsprach und gewöhnlich
ein Viertel der Maß (s. d.) bildete. Nach der Deut-
schen Maß- und Gewichtsordnung vom 17. Aug.
1868 enthielt der S. ein halbes Liter; das Gesetz
vom 11. Juli 1884 entfernte diese Maßbezeichnung.
Schoppen, s. Schöffen.
Schöppenstedt oder Scheppenstedt, Stadt
im Kreis Wolfenbüttel des Herzogtums Braun-
schweig, an der zur Oker gehenden Altenau und der
Linie Osckcrsleben-Braunschweig der Preuß. Staats-
bahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Braun-
5 schweig), bat (1890) 3443 E., darunter 280 Katho-
! liken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Krieger-
^ denkmal, Bürgerschule; 2 Zuckerfabriken, Spiritus-
brcnncreien, Metallwarenfabrik, Ziegelei, Mühlen,
Landwirtschaft, besonders Zuckerrübenbau. S. ist
sehr alt und war einst der Sitz eines Schöppcnstuhls.
Vormals standen die Einwohner, wie die Bürger
von Schilda in Sachsen und Polkwitz in Schlesien, im
! Rufe der Einfalt und Geistesbeschränktheit. 41cm
^ nördlich das Dorf Kneitlingen (202 E.), nach der
Volkssage Geburtsort Eulenspiegels (s. 0.).
Schöppenstuhl, s. Schöffen.
Schoppinitz, Torf im Kreis Kattowitz des prcuß.
! Reg.-Bez. Oppeln, 2 Kni von der Brinitza und der
^ russ. Grenze, am Zalenzer Wasser, an den Linien
^ Kattowitz-Sosnowice und Cosel-Kandrzin-Oswiecim
^ der Preuß. Staatsbabnen, hat (1890) 6022 meist
kath. E., darunter 257 Evangelische und 57 Israe-
liten, Postamt zweiter Klasse mit Zweigstelle, Tcle-
grapb, katb. Kircke, Rittergut; Steinkohlengruben,
! Zinkhütte lWilbelminenhütte) und Fabrik für Ma-
schincnöl und Wagcnfett.
Schöps, f. Hammel.
Schöps, Bier, soviel wie Kovcnt (s. d.); es wird
besonders in ^chweidnitz gebraut.
Schorel, Jan van, Holland. Maler, s. Scorel.
Schoren, türk. Volksstamm im Altai (s. d.).
Schoren, seichte Stellen an der Nordseeküste,
Schorf, s. Grind. ^s. Watten.
Schorfflechte, s. Hautkrankheiten (der Haus-
Schoristen, s. Pennalismus. stiere).