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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schörl - Schornstein
Schörl, Mineral, s. Turmalin.
Schorlemer-Alst, Burghard, Freiherr von,
ultramontaner Politiker, geb. 21. Okt. 1825 auf
Schloß Herringshauscn bei Lippstadt, trat 1845 in
das 8. Ulancnregiment ein, schied 1857 als Pre-
mierlieutcnant wieder aus und widmete sich dann
der landwirtschaftlichen Thätigkeit auf seinem Gute
Alst bei Horstmar. Er wurde 1863 Mitglied des
preuß. Landcsökonomiekollegiums, war auch Ehren-
direktor des Landwirtschaftlichen Provinzialvereins
von Westfalen, Direktor des Landwirtschaftlichen
Hauptvereins zu Münster, Mitglied des preuß.
Staatsrats (seit 1884) und Vorsitzender des West-
fälischen Vaueruvereins. Seit 1870 war S. Mit-
glied des preuß. Abgeordnetenhauses; im Deutschen
Reichstag vertrat er seit 1875 Tccklenburg-Stein-
furt-Ahaus. Für seine rege Thätigkeit im Interesse
des Ultramontanismus wurde ervomPapftPius IX.
zum päpstl. Geheimkämmercr ernannt. Er gehörte
zu den schlagfertigsten Rednern des konfervativen
reckten Flügels der Centrumspartei und trat fo-
wohl in kircheupolit. wie wirtschaftlichen Fragen
hervor. "Aus Gesundheitsrücksichten" legte er 1885
das Reichstags- und 1889 das Landtagsmandat
nieder. Doch scheint der Gegensatz zu der unter
Windthorsts Führung dominierenden demokratischen
Richtung der Partei, der bei mehrfachen Gelegen-
heiten zu Tage trat, für deu Rücktritt mitbestimmend
gewesen zu sein. Zwar nahm S. 1890 wieder ein
Reichstagsmandat an, mußte dasselbe jedoch wegen
eines Herzleidens Ende des Jahres abermals nieder-
legen. Er starb 17. März 1895 in Münster.
Schorn,Karl, Geschichtsmaler, geb. 16. Okt.
1803 zu Düsseldorf, erhielt feine Kunstbildung
zu Berlin in der Schule Wachs. Nachdem er schon
durch Maria Stuart und Rizzio, Karl V. zu San
Iuste, Cromwell vor der Schlacht bei Dunbar
zur Anerkennung gelangt und dann 1824-26 in
Paris nach Gros und Ingres sich weiter gebildet
hatte, trat er in die Cornelius-Schule in München
und nahm an der Ausführung der Fresken in
den Arkaden des Hofgartcns wie an den Kompo-
sitionen zu den Scitenfenstcrn des Doms zu Re-
gcnsburg teil. Eine Reise nach Italien gab Stoff zu
cincr andern Folge von Gemälden, zu denen auch
launige Genrebilder zählen. 1843-45 malte er im
Auftrage des Königs Friedrich Wilhelm IV. von
Preußen Die gefangenen Wiedertäufer vor dem
Bischof Franz zu Münster 1536 (1846). Die Ber-
liner Nationalgalerie besitzt von ihm die beiden Ge-
mälde: Papst Paul III. vor dem Bilde Luthers und
Spieler aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges;
die Neue Pinakothek zu Müuchen: Knox mit Sol-
daten disputierend und das unvollendete Kolossal-
bild Sintflut (1845-60). Ecit 1847 Professor an
der Münchener Akademie, erscheint er als der kolo-
ristische und realistische Vorläufer des mit ihm ver-
fchwägertcnPiloty. S.starb 7.Okt. 1850zuMünchen.
Schorndorf. 1) Obcramt im württemb. Iagst-
kreis, hat 192,84 ^m und (1890) 25 578(12139
männl., 13 439 weibl.) E. in 1 Stadt und 27 Land-
gemeinden. - 2) Obcramtsstadt im Oberamt S.,
an der Nems und der Linie Stuttgart-Nördlingen
der Württemb. Staatsbahnen, Sitz des Oberamtes,
eines Amtsgerichts (Landgericht Ellwangen), Ka-
meral- und Forstamtes, hat (1890) 4741 E., dar-
unter 119 Katboliken, Post, Telegraph, Reste ehe-
maliger Befestigungen, gotische evang. Kirche mit
prächtigem Portal, Schloß, Latein- und Realschule,
Frauenstift; Tabak-, Cigarren-, Nähmaschinen-,
Eisenmöbel-und Lederfabriken, Landwirtschaft, Vieh-
zucht, Obst- und Weinbau.
Schornstein, Schlot, Össe oder Esse (ost
auch Kamin genannt), der vertikal, aussteigende
Kanal einer Feuerungsanlage, welcher den Zweck
hat, den Rauch mit einer gewissen Geschwindigkeit
ins Freie abzuführen und dadurch den zur Verbren-
nung des Brennmaterials erforderlichen Zug zu er-
zeugen. Sie sind entweder als gemauerte Rohren
in den Gebäudewäuden oder als freistehende röhren-
förmige Kanäle von Stein oder Eisenblech ausge-
führt. Die erstern haben entweder 0,40 bis 0,4? m
Seite bei quadratischem Querschnitt und heißen
dann besteigbare oder fahrbare S., oder sie
werden nur 0,i5 bis 0,21 m im Quadrat oder
mit kreisrundem Querschnitt von 0,20 m Durch-
messer ausgeführt als fog. enge S. oder russische
Röhren. An fahrbare S. kann man eine belie-
bige Anzahl Feuerungen in verfchiedeuen Stock-
werken anfchließen, während bei russ. Röhren
man nur solche in beschränkter Anzahl einmünden
lassen darf und zwar nie Feuerungen verschiedener
Stockwerke in dasselbe Rohr. Man rechnet erfah-
rungsgemäß auf einen Stubenofen 80 bis 85 ^cm
Schornsteinquerschnittfläche. S. von mehr als 55 cm
Quadratfeite müssen Steigeisen erhalten. Alle S. sind
mindestens 30 cin über den Dachfirsten hoch aufzu-
führen. Die Reinigung durch den Schornsteinfeger
(s. d.) geschieht für rechteckigen Querschnitt mit
Senkkugel und Kreuzbeseu, für runden Querschnitt
mit Senkkugel und Bürste; sie muß der Feuer-
gefährlichkeit wegen von Zeit zu Zeit stattfinden
und das Rcichsstrafgesetzbuck (S. 368,4) bedrobt
das Unterlassen einer rechtzeitigen Reinigung der
S. mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder Haft bis zu
14 Tagen. Zur Reinigung ist im Keller in der Höhe
von etwa 1 m vom Fußboden eine Öffnung anzu-
bringen, die mit einer gußeisernen Rcinigungsthür
geschlossen ist, hinter welcher sich der Rußkasten be-
findet. Steigbare S. erhalten eine Einsteigeöffnung.
Im Iunern werden die S. mit Kalkmörtel ausge-
strichen. Alles Holzwerk ist von den äußern Wan-
dungen der S. mindestens 5 bis 7 cm entfernt zu
halten. Die freistehendenS. haben quadratischen,
polygonal achteckigen oder kreisrunden Querschnitt.
Jeder S. besteht aus dem obern höhern Teil, dem
Schaft, und dem untern, niedrigem Teil, dem
Sockel, welcher stets aus Stein hergestellt wird,
während der Schaft aus Stein oder Eisen gebaut sein
kann. Der achteckige Querschnitt erfordert nur Form-
fteiue an den Ecken, der kreisrunde dagegen lauter
Formsteine. Die geringste Höhe eines Fadrikschorn-
steins ist 16 in; solche erhalten meist quadratischen
Querschnitt, während S. von mittlerer Höhe acht-
eckigen, solche von großer Höhe kreisrunden Quer-
schnitt erhalten. Der runde Querschnitt ist für die
Stabilität und den Rauchabzug der günstigste. Die
Weite eines S. kann oben kleiner, ebenso groß oder
größer als unten sein. Das erstere ist das gebräuch-
lichere, bei Lokomotiven das letztere. Zu verwerfen
ist, die Echornsteinmündung mit einem Kapital zu
verfehen, wenigstens sollte ein solches nur ganz ge-
ringe Ausladung erhalten, da sonst die äußere Luft
nicht saugend zur Entführung der Gase wirken kann,
der Wind sich im Kapital fängt und, in wirbelnde
Bewegung verfetzt, in den S. schlägt. Der in den
Schornsteinsockel mündende Rauchkanal, der sog.
Fuchs, muß bogenförmig sein, damit sich die Rauch-