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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schreck (Gustav) - Schreibfedern

turnus, Night terrors) ist eine meist ganz bedeutungslose Erscheinung; man lasse solche Kinder nicht im dunkeln Zimmer schlafen, damit nicht ihre Phantasie in den halb sichtbaren Gegenständen die Umrisse grauenhafter Schreckbilder sieht, und suche sie durch besonnenes Zureden zu beruhigen, da Schelten und Strafen meist fruchtlos, ja schädlich sind. Bei gesunden Erwachsenen kommt Aufschrecken während des Einschlafens vor nach Überanstrengung, nach Überladen des Magens, vorzüglich aber nach Rauchen zu starken Tabaks vor dem Niederlegen.

Schreck, Gustav, Komponist, geb. 8. Sept. 1849 in Zeulenroda, erhielt seine musikalische Ausbildung in Leipzig, war drei Jahre Musiklehrer in Finland und lebte später wieder in Leipzig, wo er 1887 Lehrer für Theorie und Komposition am Konservatorium wurde und 1893 das Thomaskantorat übernahm. S. genießt ebenso guten Ruf als Theoretiker wie als Komponist. Er veröffentlichte: das Oratorium "Christus der Auferstandene" (1892; Text von Emmy S.), eine Phantasie und Fuge für Orgel und Orchester, Kammermusiksachen, viele Chorwerke, Motetten u. s. w.

Schrecken, Insekten, s. Heuschrecken.

Schreckenberger, Münze, s. Engelgroschen.

Schreckensherrschaft, die Periode der Französischen Revolution, in der nach Unterdrückung der Gironde (2. Juni 1793) die Jakobiner allein die Herrschaft besaßen und durch massenhafte Hinrichtungen und andere Gewaltmaßregeln behaupteten. Die S. endigte mit dem Sturze Robespierres 9. Thermidor (27. Juli 1794). Analoge histor. Erscheinungen werden wohl ebenso bezeichnet.

Schreckfarben, Ekel- oder Warnfarben heißen die lebhaften bunten Farben der Tiere dann, wenn sie weder auf nachahmender noch auf geschlechtlicher Zuchtwahl (s. d.) beruhen, vielmehr giftigen, oder für andere Tiere ungenießbaren Geschöpfen zukommen und dadurch diese von vornherein als solche gewissermaßen kennzeichnen und vor Nachstellungen bewahren. So ausgezeichnete Tiere sind meist langsam in ihren Bewegungen, da sie sich etwaigen Gegnern nicht durch die Flucht zu entziehen brauchen; in Deutschland gehören zu ihnen die von allen insektenfressenden Tieren gemiedenen Maiwürmer, die Marienkäferchen, die Widderchen (Zygaena), zahlreiche Wanzen, der Feuersalamander u. v. a.

Schreckhorn oder Großes S., einer der höchsten Gipfel der Finsteraarhorngruppe in den Berner Alpen. Es erhebt sich als eine schroffe, finstere Felspyramide bis zu 4080 m ü. d. M. und ist der Kulminationspunkt des etwa 12 km langen, zackigen Kammes, der sich, westlich vom Strahleggfirn, dem Obern Eismeer und dem Untern Grindelwaldgletscher, östlich vom Lauteraarfirn und dem Obern Grindelwaldgletscher begrenzt, vom Finsteraargletscher nordwestlich bis zum Grindelwaldthal hinzieht. Vom Abschwung (3485 m) im Südosten bis zu der etwa 3900 m hohen Lücke zwischen dem Großen Lauteraarhorn (4043 m) und dem S. heißen die Felszacken des Kammes die Lauteraarhörner, von der Lücke nordwestlich bis zu der steil gegen das Grindelwaldthal abfallenden Pyramide des Mettenbergs (3107 m) werden sie als Schreckhörner (Kleines S. 3497 m) bezeichnet. Mit Ausnahme des Mettenbergs, an dessen Nordabsturz Verrucano und Jurakalk zu Tage treten, besteht der ganze Kamm aus Gneis. Die Besteigung, zuerst 16. Aug. 1861 von Leslie Stephen ausgeführt, ist eine der schwierigsten in den Berner Alpen.

Schreckhörner, fossile Tiere, s. Dinoceraten.

Schreibart, gebundene, in der Musik, s. Gebundene Schreibart.

Schreiberhau, Dorf und Luftkurort im Kreis Hirschberg des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, im Zackenthal zwischen Iser- und Riesengebirge, höchste Ortschaft Schlesiens (630 m), hat (1890) 3540 E., darunter 2570 Evangelische, Post, Telegraph, 2 evang., 1 kath. Kirche, Rettungshaus für verwahrloste Kinder und Idiotenanstalt, 16 Glasschleifmühlen sowie Fabrikation von Holzstoff und Pappe. Zur Gemeinde S. gehört Marienthal (990 E.), Weisbachthal (380 E.) mit Kaltwasserheilanstalt und zahlreichen Villen, die dem Grafen Schaffgotsch gehörige Josephinenhütte (659 m) mit der größten und besten, durch ihre Rubingläser berühmten Glashütte Schlesiens, welche 1841 angelegt wurde, und einer Anstalt für künstliche Fischzucht. In der Nähe die Fälle des Kochel (s. d.) und Zacken (s. d.) und der Hochstein (1058 m) mit einer Baude und trefflicher Aussicht.

Schreibersīt nannte Haidinger stahlgraue, biegsame, stark magnetische Plättchen von der Härte 6,5, dem spec. Gewicht 7,01 bis 7,22, die von Berzelius in dem Meteoreisen von Bohumilitz gefunden und als eine Verbindung von Eisen, Nickel und Phosphor erkannt worden waren. Die Zusammensetzung dieses Phosphornickeleisens ist sehr schwankend und die Aufstellung einer bestimmten Formel daher nicht möglich. Auf seine Gegenwart ist der geringe Phosphorgehalt, den die meisten Meteoreisen zeigen, zurückzuführen. Der S. wird von Säuren ungleich schwieriger angegriffen als das nickelfreie Eisen der Meteormassen; daher bildet er nach dem Ätzen glatter Flächen von solchen erhabene unter bestimmten Winkeln sich durchkreuzende Leisten, die sog. Widmannstättenschen Figuren (s. Meteorsteine).

Schreibfedern, ursprünglich die angespitzten Spulen der Federn von Gänsen und anderm Geflügel, wie sie früher ausschließlich zum Schreiben benutzt wurden. Seit Ende des dritten Jahrzehnts des 19. Jahrh. sind dafür die aus dünnem Stahlblech angefertigten Stahlfedern in Gebrauch gekommen und werden jetzt allgemein benutzt.

Die Fabrikation derselben geschieht wie folgt: Aus dünnem Stahlblech werden unter einer Presse flache Plättchen in Form der Federn ausgestoßen, dann dieselben mit den Seitenspalten sowie mit dem Loche versehen, in welches der Schlitz der Feder endigt. Um das bis dahin noch naturharte Material für die weitere Bearbeitung genügend weich zu machen, werden die Plättchen in Eisenkübeln ausgeglüht. Danach wird unter einem Fallwerke die Inschrift in die Feder gestampft, und dann das Plättchen unter demselben Werkzeuge zwischen einem vertieften und einem erhabenen Stempel mittels eines Schlags in die fertige Form geprägt. Die Federn werden jetzt gehärtet, indem man sie in geschlossenen eisernen Gefäßen in backofenähnlichen Öfen rotglühend macht und zur Abkühlung in Öl schüttet. In einer um ihre Achse rotierenden und teilweise mit Sägespänen angefüllten Trommel entfernt man das anhaftende Öl von den Federn, scheuert sie auf gleiche Weise zwischen zerstoßenem Schiefer, Kies und ähnlichem Material, bis sie blank sind, und versieht dann an einer rotierenden Schmirgelscheibe die Oberfläche der Spitze mit einem Querschliff, der früher die Spitze dünner und elastischer machen sollte, jetzt nur noch ein Zierat ist.