Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

613

Schreiblesemethode - Schreibmaschine

1787); Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter (2. Aufl., Lpz. 1875); Soennecken, Das deutsche Schriftwesen (Bonn und Lpz. 1881).

Schreiblesemethode, s. Lesen.

Schreibmalerei, die kunstvolle Ausführung der Schrift durch den Schreiber selbst, im Gegensatz zur farbigen Initialen- und Miniaturmalerei, die in der Regel durch besondere Personen ausgeführt wurde. Sie geht bis in das früheste Mittelalter zurück, ohne daß man ihren Ursprung genau anzugeben vermöchte. Seit der karoling. Zeit ist sie in Büchern üblich, stets im Anschluß an die jeweilige, die ganze Kunst beherrschende Stilart und unter vermehrter Hinneigung zur obengenannten Malerei, die sie im 15. Jahrh. ziemlich verdrängt hat. Im 16. und 17. Jahrh. fing jedoch durch die Thätigkeit der Schreibmeister und sog. Modisten eine neue Epoche der S. als selbständiger Kunst (Kalligraphie) an.

Schreibmaschine, Typenschreiber, ein das übliche Schreiben mit der Hand vereinfachender und erleichternder mehrfacher Stempelapparat, bei welchem durch Bethätigung einer mehrtastigen Klaviatur oder eines Einzeltasters durch Hand Stempel, welche die verkehrten erhabenen Buchstabenbilder eines Alphabets tragen, einzeln nacheinander auf dem zu beschreibenden Papierblatt schwarze oder farbige Abdrücke erzeugen, während das Papier nach jedem Abdruck unter der festliegenden Druckstelle in der Zeilenrichtung um Buchstabenweite selbstthätig vorrückt (Buchstabenschaltung), um so für den folgenden Abdruck dem nächsten Stempel eine weiße Stelle darzubieten, und nach jeder durch ein Glockensignal angezeigten Vollendung einer Zeile mit der Hand um Zeilenabstand (Zeilenschaltung) verschoben wird. Die Vereinfachung der Handarbeit bei der S. besteht darin, daß zur Erzeugung jedes Buchstabens dieselbe einfache Handbewegung (Druck) und dieselbe Zeit ausreicht, während die Erleichterung durch die Verteilung der Arbeit auf die Finger beider Hände (was die allein zeitsparenden Klaviaturmaschinen betrifft) und durch die freie und ungezwungene Körperhaltung beim Maschinenschreiben erzielt wird. Infolgedessen lernt ein jeder mit der S. in kurzer Zeit leicht, schnell und, da die Schrift nicht mehr individuell ist, absolut schön und deutlich schreiben, wodurch die für den geschäftlichen Verkehr so wichtige Sicherheit der Mitteilung durchaus verbürgt ist. Die Leistung eines geübten Maschinenschreibers beträgt (bei den Klaviaturmaschinen) das Zweieinhalb- bis Dreifache des Handschreibers. Ein weiterer Vorzug der S. besteht darin, daß Gelähmte, die nur noch einen Finger brauchen können, Blinde und Schreibkrampfbehaftete zu schreiben im stande sind, und daß auch jugendliche und billige Hilfskräfte mit nicht ausgeschriebener Handschrift zu geschäftlichen und amtlichen Schreibarbeiten herangezogen werden können. Die Abweichungen (ungleichmäßiger Buchstabenabstand und Zeilenausgang) der Schreibmaschinenschrift, die eine Druckschrift darstellt, von den typographischen Regeln des Buchdrucks sind gegenüber den genannten Vorteilen wenig ins Gewicht fallend. Gegenüber der Ansicht, daß nur Abschreibearbeiten vorteilhaft mit der S. herzustellen seien, wird von geübten Maschinenschreibern allgemein versichert, daß die Denkarbeit beim Arbeiten an der S. leichter von statten gehe, als beim Schreiben mit der Feder.

Die erste brauchbare S. wurde 1867 in Amerika patentiert. Schon 1714 ließ sich Mill ein engl. Patent erteilen auf eine nicht näher beschriebene Vorrichtung zur successiven Erzeugung geprägter Buchstaben auf Papier. Auch in dem zweiten bekannt gewordenen Versuch (1784 in Frankreich) handelt es sich um einen Prägeapparat und zwar zur Herstellung erhabener Blindenschrift. Von 1842 an mehren sich sodann die engl. Patente auf S. In Amerika erhielt 1843 Thurber (gest. 1888) ein Patent auf eine S., sog. Typenradmaschine (s. unten), die erste Maschine, welche wirklich schrieb, wenn auch so langsam, daß sie ohne praktischen Wert war. Ebenso erfolglos blieben die weitern amerik. Versuche, bis 1867 die amerik. Buchdrucker Sholes und Soulé in Gemeinschaft mit dem Mechaniker Glidden, ursprünglich in der Absicht, eine Paginierstempelmaschine zu bauen, ein Patent auf diejenige S. erhielten, aus welcher sich der Remington Standard Type Writer entwickelte, die am weitesten verbreitete S., an deren Konstruktion sich die meisten später gebauten S. so weit anlehnten, als es die Remington-Patente zuließen. Den Namen hat die Maschine nach der berühmten amerik. Waffenfabrik von Remington & Sons in Ilion, Staat Neuyork, welche 1873 den Bau und Vertrieb der Maschine übernahmen. In Amerika ist die S. eine volkstümliche Maschine geworden; man findet sie nicht nur in Geschäften und Hotels, sondern auch bei Privatpersonen sehr verbreitet, sogar auf Eisenbahnen steht sie zur Verfügung der Reisenden. Auch in Europa, besonders in Deutschland, ist die S. in wachsender Verbreitung begriffen.

Die gegenwärtigen S. lassen sich wie folgt gruppieren: A. Klaviaturmaschinen: a. mit Typenhebeln (Remington, Calligraph, Smith Premier, Densmore, International, Yost, National, Barlock, Franklin, English, Williams, Fitch); b. mit Typenstangen (Granville, Kidder); c. mit Typenrad, Typencylinder oder Typensektor (Hammond, Munson, Crandall, Blickensderfer, Gardner). B. Eintastermaschinen: a. mit Typenrad, Typencylinder oder Typensektor (Kosmopolit, Schapiro, Crown, People, Columbia, Boston, Victor, La Parisienne); b. mit Typenplatte (Hall); c. mit Typenstab (Odell, Sun). Alle diese Maschinen sind in praktischem Gebrauch, die Eintastermaschinen jedoch in sehr beschränktem Umfang und auch dann nur wegen ihrer Billigkeit. Während nämlich Klaviaturmaschinen 400-450 M. kosten, sind Eintaster schon für 70 M. zu haben. Die am weitesten verbreitete Gruppe ist die unter A a, und von dieser die bewährteste und am meisten eingeführte die Remington; es folgt dann Gruppe A c mit der Hammond in erster Linie.

Die Bestandteile einer S. sind:

1) Der Anschlagmechanismus besteht bei den Klaviaturmaschinen aus einzelnen Tasten, von denen jede für einen (große Klaviatur), bei manchen Maschinen aber auch für mehrere (2-3) Buchstaben zugleich gilt (kleine Klaviatur), nämlich je für einen Kleinbuchstaben und den entsprechenden Großbuchstaben, oder je für einen Kleinbuchstaben, den entsprechenden Großbuchstaben und eine Ziffer oder Interpunktion. Beim normalen Tastenanschlag wird der Kleinbuchstabe gedruckt, beim Anschlag derselben Taste unter gleichzeitiger Bethätigung einer oder zweier Extratasten (sog. Umschalttasten) der entsprechende Großbuchstabe oder die betreffende Ziffer (oder die Interpunktion). Bei den Eintastermaschinen besteht der Anschlagmechanismus aus einem einzigen verschiebbaren oder drehbaren Taster oder