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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schrobenhauser Moos - Schröder (Karl, Gynäkolog)
Papier-, Cellulose- und Bilderbücherfabrik, Gerbe-
reien, Brauereien, Brennereien, Mehl-, Ol-, Säge-
und Lobmühlen, Vieh- und Krammärkte. - S. wird
urkundlick um 800 als Scropinhusun erwähnt, kam
1248 an Bayern, wurde im 14.Iabrh. befestigt und
1414 zur Stadt erhoben. - Vgl. Waldvogl, Histor.
Skizze von S. (Schrobenh. 1858).
Schrobenhaufer Moos, f. Donaumoos.
Schröckh, Joh. Matthias, Kirchenhistoriker, geb.
26. Juli 1733 zu Wien, studierte in Göttingen,
wurde 1756 Docent in Leipzig, 1767 Professor der
Poesie und 1775 der Geschichte zu Wittenberg. Er
starb 2. Aug. 1808. Von seinen Schriften sind zu
nennen: "Allgemeine Weltgeschichte für Kinder"
(4 Bde., Lpz. 1779-84 u. ö.), "Ni8wria reliFioniZ
et 6cci68ia6 curiZtianae" (7. Aufl., von Marheineke,
Berl. 1829), "Allgemeine Biographie" (8 Bde.,
ebd. 1767-91), "Abbildungen und Lebensbeschrei-
bungen berühmter Männer" (3Bde., Lpz. 1764
-69; 2. Aufl., 2 Bde., 1790). Sein Hauptwerk ist
die "Christl. Kirchengeschichte" (35 Bde., Lpz. 1768
-1803), woran sich die "Kirchengeschichte seit der
Reformation" (10 Bde., ebd. 18^4-12) schließt,
die vom neunten Bande an von Tzschirner fortge-
setzt wurde. Dem Supranaturalismus (s. d.) an-
gehörend, suchte S. in diesem großartigen Werke
nicht nur das gesainte Material sorgfältig zu sam-
meln und darzustellen, sondern auch dem objektiven
Gang der Geschichte nachzuforschen. - Vgl. Tzschir-
ner, Über S.s Leben, Charakter und Schriften (Lpz.
1812)-. Baur, Die Epochen der kirchlichen Geschicht-
schreibung (Tüb. 1852).
Schroda. 1) Kreis im preuß. Reg.-Vez. Posen,
hat 1014,74 ykm und (1890) 52078 (24569männl.,
27 509weibl.) E., 4 Städte, 154 Landgemeinden
und 108 Gutsbczirke. - 2) Kreisstadt im Kreis S.,
an der Linie Posen-Kreuzburg der Preuß. Staats-
bahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amts-
gerichts (Landgericht Posen), hat (1890) 4988 E.,
darunter 562 Evangelische und 257 Israeliten sowie
3937 Polen, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath.
und evang. Kirche, Synagoge, Kollegiatstift; Zucker-
fabrik, Ölmühle und Torfstich. S. war 1848 ein
Mittelpunkt dcs poln. Aufstandes.
Schroeder, Alwin, Cellovirtuos, Bruder des
Komponisten Karl S., geb. 15. Juni 1855 zu Neu-
haldensleben, bildete sich an der königl. Hochschule
zu Berlin zum Geiger und Klavierspieler aus. Mit
seinen drei Brüdern verband er sich zu einem Kam-
inerquartett, das zahlreiche Kunstreisen unternahm.
Zum Cellisten bildete sich S. erst später vollkom-
men autodidaktisch. Er wirkte seit 1880 in Leip-
zig, wo er in das Gewandhausorchester und als
Lehrer an das Konservatorium berufen wurde, und
ging 1891 nach Boston. Als Virtuos ist S. durch
die Schönbcit seines Tons und die Schlichtheit und
Natürlichkeit des musikalisch außerordentlich lebendi-
gen und vollen Vortrags ausgezeichnet. Er gab
Studienwerke für sein Instrument und instruktive
ältere Kompositionen neu heraus.
Schröder, Edward, Germanist^ geb. 18. Mai
1858 in Witzenhausen, studierte in (^traßburg und
Berlin, wurde 1883 Privatdocent in Göttingen,
1887 auherord. Professor in Berlin, 1889 ord. Pro-
fessor der deutschen Sprache und Litteratur in Mar-
burg. Er untersuchte das mittelhochdeutsche Gedicht
"Das Anegcnge" (Straßb. 1881), schrieb über den
lat. Dramatiker "Jakob Schöpper von Dortmund
und seine deutsche Synonymik" (Marb. 1889), gab
"Ingolds goldnes Spiel" (Straßb. 1882), die "Deut-
sche Kaiserchronik des 12. Jahrh." ("Deutsche Chro-
niken", Bd. 1, Hannov. 1892) und "Zwei altdeutsche
Rittermären" (Berl. 1894) heraus. Seit 1890 redi-
giert er mit G. Noethe in Göttingen die "Zeitschrift
für deutsches Altertum und deutsche Litteratur".
Schröder, Friedr. Ludw., Schauspieler und
Dramaturg, geb. 3. Nov. 1744 in Schwerin, durch-
zog, nachdem sich seine Mutter, nach dem frühen
Tode seines Vaters, in Moskau 1749 nk Konrad
Ernst Ackermann (s. d.) wieder verheiratet hatte,
mit seinen Eltern Kurland, Preußen und Polen
und trat mehrfach in Kinderrollen auf. Später kam
er auf das Friedrichskollegium zu Königsberg, wo
ihn die Eltern, als sie sich 1756 vor den Russen
flüchteten, in hilfloser Lage zurückließen. Endlich
liehen sie ihn 1759 nach der Schweiz nachkommen,
wo er sich bei der Truppe seines Stiefvaters als
Schauspieler und Tänzer ausbildete. In Hamburg,
wohin die Ackermannsche Gesellschaft 1764 zurück-
gekehrt war, zeichnete S. sich anfangs als Ballett-
meister und im Lustspiel aus. Später ging er ins
tragische Fach über und erwarb sich in diesem den
Ruhm des ersten Künstlers seiner Zeit. Nach dem
Tode seines Stiefvaters übernahm er 1771 mit seiner
Mutter gemeinschaftlich die Direktion der Bühne.
1773 vermählte er sich mit Anna Christine Zart aus
Petersburg, die sich gleichfalls als bedeutende Schau-
spielerin bekannt gemacht hat. S.s Streben nach
Herstellung eines tüchtigen Repertoire und nach
Ensemble der Darstellung, sein strenges Halten auf
Sittlichkeit und Ordnung, vor allem sein eigenes
Beispiel hoben die Hamburger Bühne zu einer
selten erreichten Höhe. Durch seine gediegenen Bear-
beitungen der Shakespeareschen Trauerspiele trug
er zuerst mit dazu bei, diesen Dichter auch auf den
deutfchen Bühnen heimifch zu machen. 1780 unter-
nahm er mit seiner Gattin eine Kunstreise durch
Deutschland, besuchte auch Paris und folgte 1781
einem Rufe an das Wiener Hoftheater. Bald aber
übernahm er von neuem die Leitung des Hambur-
ger Theaters, bis er sich 1798 auf fein Landgut
Rellingen bei Pinneberg zurückzog. Nachdem er
1811 die Verwaltung der Bühne nochmals über-
nommen hatte, starb er 3. Sept. 1816. Als dar-
stellender Künstler war S. gänzlich frei von allen
Zugeständnissen an wohlfeilen Beifall; fein Spiel,
namentlich bedeutend in Shakespeareschen Rollen,
war großartig in seiner Anspruchslosigkeit. Als
dramat. Schriftsteller hatte er mehr die Anfor-
derungen der Bühne als die der Dichtkunst im Auge.
Viele seiner Stücke sind nur freie Bearbeitungen
englischer. Bülow gab "S.s dramat. Werke" mit
einer Einleitung von Tieck (4 Bde., Berl. 1831)
heraus. - Vgl. F. L. W. Meyer, Friedrich Ludwig S.,
Veitrag zur Kunde des Menschen und des Künstlers
(2. Aufl., 2 Bde., Hamb. 1822); B. Litzmann, S. und
Götter. Briefe S.s an Gotter (ebd. 1887); ders.,
Friedr. Ludwig S., ein Veitrag zur deutschen Littera-
tur- und Theatergeschichte (2'Bde., ebd. 1890-94).
Schröder, Karl, Gynäkolog und Geburtshelfer,
geb. 11. Sept. 1838 in Neustrelitz, studierte seit 1858
in Würzburg und Rostock Medizin und habilitierte
sich 1866 zu Bonn als Privatdocent. Im Herbst
1868 wurde er ord. Professor der Geburtshilfe und
Direktor der Entbindungsanstalt in Erlangen, Ostern
1876 in Berlin. Er starb daselbst 8. Febr. 1887.
S. war ein genialer und glücklicher Operateur, der
die operative Technik mit zahlreichen neuen Me-