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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schröpfen (in der Landwirtschaft) - Schröter
Glocken aus Glas. Man hielt dieselben über eine
Flamme, um darin durch die Hitze die Luft zu ver-
dünnen, und stülpte sie dann rasch auf die Haut, wo
sie sich beim Erkalten durch den Druck der äußern
Atmosphäre fest ansaugten, die Haut in die Höhe
zogen und Flüssigkeiten aus derselben zum Heraus-
treten brachten. Statt dieser wendet man jetzt kurze
Glascylinder an, die auf der einen Seite mit
einer dicken Kautschukhaut verschlossen sind. Beim
Aufsetzen des Cylinders drückt man den Kautschuk
mit dem Finger ein und läßt diesen dann los, wenn
der Cylinder gut sitzt. Der Kautschuk spannt sich
wieder aus und verdünnt so die Luft in der kleinen
von ihm gebildeten Höhle. Das S. erfetzt die Blut-
egel in vielen Fällen und dient teils bei Hautleiden,
um in der Haut stockendes Blut zu entleeren, teils
bei Krankheiten innerer Organe (Brust- und Brust-
fellentzündung, Bauchfellentzündung) als ableitende
Blutentziehung. Oft wirkt es vielleicht nur durch
die damit verbundene Reizung und Vlutanhäufung
in der Haut und Entfernung des Blutes in den dar-
unter liegenden Organen (z. B. beim Auge). Da-
ber giebt es Fälle, wo man mit Nutzen ohne Blut-
entziehung, also ohne vorherige Einschnitte schröpft:
die sog. trocknen Echröpfköpfe. Ein solcher im
großen ist der Iunodsche Schröpfstiefel (f. o.).
Schröpfen, beim Getreide das Abnehmen der
obersten Blätterspitzen mit der Sichel oder Sense, ehe
das Getreide zu schössen beginnt. Das S. wird bei
zu üppigem Wachstum im Frühjahr angewendet, um
der Gefahr des Lagerns der Pflanzen zu begegnen.
Durch das S. (oder auch durch vorsichtiges über-
weiden) erhalten Luft und Licht wieder bessern Zu-
tritt zu dem untern Teil der Pflanzen fund dem
Boden), was dem zu geilen Wachstum entgegen-
wirkt. Auch Überwalzen des schon weiter entwickel-
ten, aber noch nicht geschoßten Getreides wird statt
des S. empfohlen.
Schröpfköpfe, s. Schröpfen. ^Schröpfstiefel.
Schröpfstiefel, Iunodscher, s. Iunodscher
Schrot, grobkörnig gemahlenes Getreide, das als
Viehfutter und zu Bier- und Branntwein-maische ver-
wendet wird. (S. Mehlfabrikation, Bd. 11, S. 732 d.)
Schrot, Bleischrot, Flintenschrot, auch
Hagel, das in kleine runde Körner geformte Schrot-
metall (s. d.), welches, aus Schrotgewehren (s. Jagd-
gewehre) geschossen, hauptsächlich bei der niedern
Jagd verwendet wird. Die Fabrikation des S.
gründet sich auf die Eigenschaft freifallender Tropfen,
vermöge der Kohäsion Kugelform anzunehmen. Es
gilt nun die Tropfen des geschmolzenen Bleis zum
Erstarren zu bringen, bevor sie mit einem harten
Körper in Berührung kommen. Die ältere Fabrika-
tionsweise bediente sich eines Siebes mit kreisrun-
den Löchern, durch welche das geschmolzene Blei in
Tropfen in einen untergesetzten Bottich mit Wasser
fällt. Dabei entsteht aber viel Ausschuß, da die
Tropfen während ihres kurzen Verweilens in der
Luft nicht Zeit haben, sich vollkommen rund zu bil-
den. Nach der neuern Art werden die S. dadurch
erzeugt, daß man den Schmelzapparat auf der
Höhe eines eigens dazu erbauten Turms oder über
einem abgelegten Bergwerksschacht anbringt und die
Tropfen von dieser Höhe hinabfallen läßt, wodurch
sie, da man im Turme einen beständigen Zugwind
unterhält, schon unterwegs ganz erstarren. Unten
fallen sie in einen Bottich mrt Wasser, auf dem
eine mehrere Millimeter dicke Schicht von Öl oder
geschmolzenem Talg steht. Die fo gegossenen S.
Brockhaus' Konversations-Lexiton. 14. Aufl. XIV.
werden später von den unvollkommenen Körnern
befreit und die vollständig runden in Sortiersieben
nach der Größe voneinander geschieden. Um die
fertigen S. vor dem Oxydieren zu fchützen, werden
sie mit etwas Reißblei in eine Tonne geschüttet, die
man schnell um ihre Achse dreht, wodurch die S.
poliert und zugleich mit einer dünnen Schicht Reiß-
blei überzogen werden.
Die verschiedenen Größen des S. unterscheidet
man durch Nummern von 000000, 00000, 0000,
000, 00, 0 und 1 bis 12 derart, daß die höchsten
Nummern die feinsten S. bezeichnen. Die Nummern
mit 0 heißen auch Posten, Rehposten, Roller
oder R ö l l e r, die Nummern von 9 aufwärts Vogel-
dunst. Da die Schrotfabrikanten bei der Größen-
dezeichnung nicht von gleichen Grundsätzen aus-
gehen, baden der Allgemeine deutsche Iagdschutz-
verein und die deutsche Versuchsanstalt für Hand-
feuerwaffen in Halensee bei Berlin 1894 beschlossen,
in Zukunft die Benennung nach dem Durchmesser
in Millimetern durchzuführen und nur während der
Übergangszeit neben dem Durchmesser noch die Num-
mern anzugeben. Der geringste Durchmesser beträgt
1^4 mm (seither S. Nr. 12), der Durchmesser wächst
um ^4 inm. Die seitherige Nr. 7 hat 2^, die seit-
herige Nr. 3 hat 3^ min Durchmesser.
Schrot, Rauhgewicht, s. Schrot und Korn.
Fe/tT'öt., hinter lat. naturwissenschaftlichen Na-
men Abkürzung für Johann Samuel Schröter,
Konchyliolog und Mineralog, geb. 1735 zu Rasten-
berg in Tbüringen, gest. 1808 als Superintendent
zu Buttstädt bei Weimar. Von ihm: "Vollständige
Einleitung in die Kenntnis der Steine und Ver-
steinerungen" (4 Bde., Altenb. 1774-84), "Ge-
schichte der Flußkonchylien" (Halle 1779) u. a. m.
Schrotaxt, s. Fällaxt. >^S. 317b).
Schrotblätter, s. Holzschneidekunst (Bd. 9,
Schrotbüchse, soviel wie Kartätsche (s. d.).
Schroten, s. Meblfabrikation (Bd. 11, S. 732d);
S. des Malzes, s. Bier und Bierbrauerei (Bd. 2,
Schröter, der Hirschkäfer (s. d.). ^S. 995 a).
Schröter, Corona, Sängerin, geb. 14. Jan. 1751
zu Guben, wurde seit 1763 von Joh. Adam Hiller
in Leipzig ausgebildet und sang daselbst in den
Großen Konzerten, bis sie 1776 durch Goethes Ver-
mittelung als Kammersängerin der verwitweten
Herzogin Amalie nach Weimar berufen ward. Hier
hatte ste Gelegenheit, nicht bloß bei den Konzerten
und den Liebhaberaufführungen des Hofs in Ge-
sangrollen aufzutreten, sondern auch ihr bedeutendes
Talent für das Drama im hohen Stil zu zeigen.
So glänzte sie 1779 als Iphigenie in der Titelrolle
des Goetbeschcn Stücks. Später zog sie sich ihrer
Gesundheit wegen nach Ilmenau zurück, wo sie
23. Aug. 1802 starb. - Vgl. Keil, Vor hundert
Jahren, Mitteilungen über Weimar, Goethe und
Corona S., Bd. 2 (Lpz. 1875); Düntzer, Charlotte
von Stein und Corona S. (Stuttg. 1876).
Schröter, Joh. Hieronymus, Astronom, geb.
30. Aug. 1745 zu Erfurt, studierte in Göttingcn
Jura, wurde 1778 in der hannov. Regierung an-
gestellt und später Iustizrat und Oberamtmann zu
Lilienthal, einem Dorfe im Herzogtum Bremen. In
Göttingcn war S. durch Kästner für die Astronomie
interessiert worden. Um dieselbe auch praktisch be-
neiben zu können, errichtete er in Lilienthal eine
Sternwarte, die mit guten Instrumenten ausgerüstet
wurde, so namentlich mit großen von Herschel be-
zogenen Spiegelteleskopen. Als Gehilfen bei seinen,
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