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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schultens - Schulterklappen
Krone in den erblichen Nitterstand erhoben. Als
der Streit um die päpstl. Unfehlbarkeit begann,
trat S. offen auf die Seite der Opposition und
schloß sich nach Verkündigung des neuen Dogmas
der altkath. Bewegung an, zu deren Leitern er ge-
bort. Ostern 1873 folgte er einem Nufe an die
Universität Bonn und erhielt den Charakter als
Geh. Iustizrat. 1874-79 gehörte S. als Abgeord-
neter des Wahlkreises Duisburg dem Deutschen
Reichstag an, wo er sich der nationalliberalen Par-
tei anschloß. Von seinen Schriften sind hervorzu-
heben: "Handbuch des kath. Eherechts" (Gieß. 1855),
"System des kath. Kirchenrechts" (ebd. 1856), "Die
Lehre von den Quellen des kath. Kirchenrechts" (ebd.
1860), "Darstellung des Prozesses vor den kath.
geistlichen Ehcgerichten Österreichs" (ebd. 1858),
"Lebrbuch des kath. Kirchenrcchts" (ebd. 1863;
4. Aufl. u. d. T. "Lehrbuch des kath. und evang.
Kirchenrechts", 1886), "Erwerbs- und Vesitzfähigkeit
der deutschen Bistümer" (Prag 1860), "Lehrbuch
der deutschen Reichs- und Nechtsgeschichte" (Stuttg.
1861; 6. Aufl. 1892), "Die Rechtsfrage des Ein-
flusses der Negierung bei den Bischofswahlen in
Preußen" (Gieß. 1869), "Die Stifte der alten Orden
in Österreich" (ebd. 1869), "Die jurist. Persönlich-
keit der kath. Kirche" (ebd. 1869), "Die Geschichte
der Quellen und Litteratur des kanonischen Rechts"
<3 Bde. in 4 Abteil., Stuttg. 1875-80), "Die Macht
der röm. Päpste" (Prag 1871), "Denkschrift über
das Verhältnis des Staates zu den Sätzen der päpstl.
Konstitution vom 18. Juli 1870" (ebd^ 1871), "Die
Stellung der Konzilien, Päpste und Bischöfe" (ebd.
1871), "Die neuern kath. Orden und Kongregationen"
(Berl. 1872), "Der Cölibatszwang" (Bonn 1876),
"Der Altkatholicismus" (Gieß. 1887), "Die 8uinmH
des Stephanus Tornacensis" (ebd. 1891) und "Die
8uminH inHFiäti'i Nuüni" (ebd. 1892). Außerdem
erschien von S. eine Ausgabe der "Kanones et ä6-
<^6ta Ooncilii ^riäentiui" (mit Richter, Lpz. 1853).
Schulteus, Albert, Holland. Bibelforscher und
Arabist, wurde 1686 in Groningen geboren. Er
studierte in seiner Vaterstadt, sodann in Leiden
und Utrecht Theologie und widmete sich anfänglich
dem geistlichen Berufe. 1713 wurde er als Pro-
fessor nach Fraueker berufen, wo ihm 1717 auch
das Amt eines Universitätsprcdigers übertragen
wurde. 1729 siedelte er nach Leiden über, wo er
anfangs als Rektor des theol. Kollegiums und Kon-
servator der orient. Handschriften der Universitäts-
bibliothek, seit 1732 als Professor des Vibelstu-
diums und der orient. Sprachen eine sehr denk-
würdige Thätigkeit entfaltete. An S.' Namen knüpft
sich der Beginn des eingehenden Studiums der arab.
Litteratur in Europa. Auf Grund breiter Litteratur-
tcuntnis hat er die arab. Sprache als Hilfsmittel
für die Erkenntnis oes Hebräischen und des biblischen
Sprachgebrauchs, zuweilen freilich in vielfach über-
triebener Weise, zur Geltung gebracht. Seine be-
deutendsten Werke sind: "Oi'i^ineg liedi-^oÄS ex
^1-^1)13,6 psneti'^iidnZ revocatae" (2 Bde., Franeker
und Leid. 1724-38), "vs äckotiduZ koäiLrnae
iinFua.6 k6di'Ä6Ä6" (1731; von beiden Werken zu-
sammen 2. Ausg. in 2 Von., Leid. 1761), "In8ti-
tlitioi168 aä lunäHN16Iit!1 1inZNA6 1i6l)1'g.6H6" (ebd.
1737-56), "elodi lider, kedi^icL, cum nova vor-
810N6 Icitiuk 6t comniLnwi'io pLi'pLwo" (2 Bde.,
ebd. 1737), "I'i'0V6i'I)iH 8Hi0M0ni3 cuni vorsions
6t coinmentai'io" (ebd. 1748). Am bündigsten hat
sr seine Thesen in der Schrift "Vew3 6t ro^ia via
kedrai^aiiäi" (Leid. 1733) dargestellt. Speciell zur
arab. Litteratur gehören seine Ausgaben von Behä'
ad-dins Leben Saladins und anderer histor. Quellen-
schriften (Leid. 1733), die "Noiniinenta vswätiora
^1-^1)1^6" (ebd. 1740), Bearbeitungen von einzelnen
Teilen der Haririschcn Makamen (Franekcr 1731,
Leid. 1740) u. a. Seine kleinern Schriften wurden
u. d. T. "Op6rg. minora" (Leid. 1769) gesammelt.
S. starb 26. Jan. 1750 in Leiden.
Schulter, f. Schultern.
Schulterblatt, s. Schultern und Schultergürtel.
Schultergürtel, Brustgurte!, der im Rumpf
gelegene innere Abfchnitt der vordern Gliedmaßen,
der sich aus zwei spiegelbildlich gleichen Hälften (einer
rechten und einer linken) zusammensetzt. In den ein-
fachsten Fällen sind beide Hälften zu einer einfachen
Knorpelfpange vereinigt (Haifische), mit der ieder-
seits die Brustflosse gelenkig verbunden ist. Bei den
Schmelzschuppern sind beide Hälften getrennt und
mit ihnen verbinden sich Hautverknöcherungen, so daß
der S. von jetzt an aus primären (den Knorpclstücken
der Haie entsprechenden) und sekundären (Hautver-
knöcherungen) Teilen besteht. Bei den höHern Wirbel-
tieren wird der S. komplizierter, einmal dadurch, daß
sich sein primärer Teil in Schulterblatt und Raben-
bcin (Coracoid) zerlegt, dann aber auch durch seine
Verbindung mit dem den Fischen fehlenden Brust-
bein. Das auf der Rückenseite gelegene Schulterblatt
(8c3.Mia) bleibt immer einfach, höchstens, daß in
dem meist knorplig bleibenden freien Ende eine selb-
ftändige Vcrknöcherung auftritt und das Zupi-Häca.-
pulars bildet. Der nach dem Bauche zu gelegene
Teil zerlegt sich in ein vorderes Procoracoid und ein
hinteres Eoracoid. Letzteres verbindet sich mit dem
Brustbein und findet sich in solcher Gestalt und als
besonderer Knochen bei Amphibien, Reptilien und
Vögeln, unter den Säugetieren aber bloß beiden
Kloakentieren (s. d.), bei den übrigen wird es rudi-
mentär und verschmilzt mit dem Vorderende des
Schulterblattes. Mit den Proeoracoiden verbinden
sich nun die sekundären Teile des S., die Schlüssel-
beine , durch die sie nach und nach völlig verdrängt
werden. Unter den Amphibien haben bloß die un-
geschwänztcn Schlüsselbeine, die als Belegknochen
der Procoracoide erscheinen. Sie verbinden den
oberhalb des Oberarmgelenks gelegenen Teil des
Schulterblattes (^cromion) und damit dieses selbst
mit dem Brustbein. Bei den Vögeln verschmelzen
sie, wenn sie nicht rudimentär sind oder ganz fehlen,
zu einem Knochen, dem Gabelbein. Unter den
Säugetieren fehlen den Huftieren Schlüsselbeine voll-
kommen, auch bei Raubtieren (einschließlich der
Robben und Seehunde) werden sie im allgemeinen
vermißt oder finden sich nur als Knocheneinlagerung
in Muskelmasscn, ebenso verhalten sie sich bei den
Hasen. Die Affen, Halbaffen, Fledermäuse, In-
sektenfresser und Beuteltiere haben alle oft sehr
kräftig entwickelte Schlüsselbeine.
Schulterherein, in der Reitkunst ein Seiten-
gang (s. Scitengänge), der sich vom Schenkelweichen
dadurch unterscheidet, daß nur die Vorhand seitwärts
übertritt, die Hinterhand aber annähernd geradeaus
geht. Kontraschulterher ein nennt man den
gleichen Seitengang mit der Richtung des Pferde-
topfcs nach außen.
Schulterklappen, Achselklappen, Uniform-
stücke aus Tuch, die auf den Waffenröcken und Kollern
der Mannschaften der deutschen Armee getragen
werden. Die Farbe derselben dient als Unterschei-