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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schultern - Schultz
dungszeichen der Armeekorps, die Nummern oder
Namenszüge bezeichnen den Truppenteil. Die Ula-
nen, sächs. Gardercitcr und Karabiniers sowie die
Stabsordonnanzen tragen statt der E. Epauletten
(s. d.), die Husaren Achselstücke (s.d.).
Schultern (Ilumori), die obern Grenzen des
menschlichen Nnmpfes zu beiden Seiten des Hal-
ses, welche von den Schlüsselbeinen (s. d.), den
Schulterblättern und den dazugehörigen Muskeln
gebildet werden. Das knöcherne Gerüst der E. be-
zeichnet man wohl auch als Schultergürtcl (s. d.).
Die Schlüsselbeine sind leichtgekrümmte Röbren-
knochen, die, vorn am obern Teile des Brustbeins
seitlich befestigt, nach ausien verlaufen und sicb mit
den Schulterblättern (8caMiii6, s. Tafel: Das
Skelett des Menschen, Fig.1, i" und Fig.2, il)
verbinden. Letztere geboren zu den breiten Knochen,
sind sehr dünn, dreieckig und so auf dem Rücken zu
beiden Seiten der Wirbelsäule gelegen, daß ihre
sckmalste Seite nach oben gekehrt ist. Auf der bintern
Fläche haben sie ziemlich in der Mitte eine stark
hervorspringende, dünne, horizontal verlaufende
und nach oben etwas gekrümmte Leiste, die Schul-
tergräte (spwa. Lcapu^s, Fig. 2, 16), deren
äußerer Teil in einen nach vorn und außen gerich-
teten, durch straffe Väuder mit dem Schlüsselbein
verbundenen Fortsatz, die Sckultcrhöbe (^.cro-
inion, Fig. 2, i5>), übergeht. Eiue bedeutende An-
zabl Muskeln, deren Anbeftungspunktc sich an den
Schulterblättern befinden, dient teils zurVefestigung
dieser Knochen an die umliegenden festen Teile
(Wirbelsäule, Schädel und Rippen), teils zur Ve-
wcgung der Schulterblätter sowobl wie der Arme,
deren odcre Knochen mit den äußern Winkeln der
Schulterblättcrdurch das Schultcrgelcuk i/^rticu-
latio Iiumoi-i, s. Tafel: Die Bänder des Men-
schen, Fig. 8) verbunden sind. - Über hohe
SckuIte r s. Echiefwerden.
Schulterpunkt, s. Bastion.
Schulterstücke, die auf der Schulter getragenen
Uniformtcile des Soldaten; hierzu geboren Epau-
letten (s. d.), Achselschnüre (s. d.), Achselstücke (s. d.)
und Schulterklappen (s. d.).
Schulterwehr (frz. 6Mui6M6nt), ein Erdauf-
wurs, der als bloße Deckung dient und nickt zum
Gebrauch der Fcuerwafse eingerichtet ist. S. wer-
den besonders für die Protzen einer Feldbatterie,
unter Umständen auch für Kavallerie angelegt. Die
Deckungshöhe für bcfpannte Protzen und Reiter be-
trägt 2,5 m. Der Grundriß einer S. bildet eine ge-
rade Linie mit kurzcu, nach rückwärts gebogenen
Flügeln. Auch Traverfen (s. d.) und Kavaliere
(s. d.) sind hierher zu rechnen. (S. auch Deckung ^in
der BefestigungskuiM.)
Schultheiß, s. Cent (Hundertschaft) und ^ckulze.
Schultheiß, Albrecht, Kupferstecher, geb. 7. März
1823 in Nürnberg, besuchte daselbst die Kunstschule
und das Atelier von P. C. Geister, kam 1843 nach
Leipzig zum Kupferstecher Sichling und lebt seit
1850 in München. Zu seinen Stichen gehören:
Brautwerber und Aufforderung zum Tanz lnach
Dcfreggcr), Frübläutcn (nach K. von Piloty), Mai-
tag und Zum Großvater (nach Böttcher), Abend-
glocke (nach Schütz), Die Verhaftung der Familie
des Königs Manfred (nach Engcrth, 1864), Sonn-
tagsjäger (nach Grützner), Kurrcndcfchüler (nach
Lindenschmit), Maria Theresia säugt das Kind einer
Armen (nach Liezcn-Mayer), Zinsgroschen lnach
Tizian), Suche nach Nembrandt (Saskia, Rem-
brandt und seine Frau), Der Vriefschreiber (nach
Netscher), sieben Stiche in Pechts "Goethe-Galerie",
eine Anzahl Bildnisse u. s. w. Ferner fertigte er zwei
Radierungen nach den Gemälden seines Sohnes
Karl S. (geb. 21. Juli 1852 zu München): Am
Rbein, An der Mosel.
Schultz, Albert, Landwirt, nach seiner in der
Altmark belegenenBesitzung meistSchultz-Lupitz
genannt, geb. 20. März 1831 in Rchna (Mecklen-
burg), bildete sich in Hohenhcim und Jena als
Landwirt aus. 1855 kaufte S. das ertraglose Gut
Lupitz, das er zuuächst durch Mergelung, dann durch
wechselnden Anbau von Blatt- und Halmfrüchten,
sog. Stiästosffammlern (s. d.) und Stickstofffressern
(s. d.), sowie durch gleichzeitige Anwendung von
Phosphorsäure- und Kalidünger (Kainit) ohne Be-
nutzung von Stalldünger zu hohen: Ertrage gebracht
bat. 1882 - 93 vertrat S. den Wahlkreis Salz-
wedel-Gardelegen im preuß. Abgeordnetenhaus,
denselben 1837-89 und seit 1893 im Reichstage,
wo er der Ncichspartei angehört. Er veröffent-
lichte: "Kalk-Kali-Phosphatdüngung" (Drcsd.
1892): "Die Kalidüngung auf leichtem Boden"
(4. Aufl., Verl. 1894).
Schultz, Alwin, Kunsthistoriker, geb. 6. Aug.
1838 zu Muskau in der Lausitz, studierte seit 1858
an der Universität zu Vreslau und 1859-61 an
der Bauakademie zu Berlin, setzte dann seine Stu-
dien in Vreslau fort und habilitierte sich daselbst
1806 für christl. Archäologie und Kunstgeschichte.
1872 wurde er zum außerord. Professor ernannt,
1882 als ord. Professor nach Prag berufen. Er ver-
öffentlichte: "über Bau und Einrichtuug der Hof-
burgen des 12. und 13. Jahrh." (Berl. 1862), "Ge-
fckickte der Vreslaucr Malerinnung" (Bresl.1866),
"Vcfchreibung der Breslaucr Vilderhandfchrift des
Froissart" (ebd. 1869), "Schlesiens Kunstlcben im
13. und 14. Jahrh." (ebd. 1871), "Die schles. Siegel
bis 1250" (ebd. 1871), "Schlesiens Kunstlcben im
15.-18. Iabrh." (ebd. 1872), "Die Legende vom
Leben der Jungfrau Maria und ihre Darstellung
in derbildendcisKunst des Mittelaltcrs" (Lpz. 1878),
"Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger"
(2Vde., cbd.1879-80; 2. Aufl. 1889), "Gerhard
Heinrich von Amsterdam, Bildhauer zu Vreslau"
(Vresl. 1880), "Untersuchungen zur Geschichte der
schlcs. Maler, 1500-1800" (ebd. 1882), "Kunst und
Kunstgeschickte" (Lpz. und Prag 1884), "Einfüh-
rung in das Studium der neuern Kunstgeschichte"
(ebd. 1887), neue Ausgabe des "Wcißkunig" (Wien
1888), "Alltagsleben einer deutschen Frau zuAufang
des 18. Jahrb." (Lpz. 1890), "Deutsches Leben im
14. und 15. Iabrh." (ebd. 1892), "Allgemeine Ge-
schickte der bildenden Künste" (Berl. 1894 fg.).
Schultz, Hermann, prot. Theolog, geb. 30. Dez.
1836 zu Lückow in Hannover, studierte in Göttin-
gen und Erlangen, wurde 1857 Lehrer in Ham-
burg, 1859 Repetent und 1861 Privatdocent in Göv
tingen, 1864 ord. Professor in Basel, 1872 in Straß-
burg, 1874 in Heidelberg, 1876 in Göttingen. Hier
ist S. zugleich erster Universitätsprcdiger, seit 1881
Konsistorialrat, seit 1890 auch Abt von VurMde.
Seine tbeol. Richtung ist eine gemäßigt freisinnige.
Er schrieb: "Voraussetzuugen der christl. Lehre von
der Unsterblichkeit" (Gott. 1861), "Alttestamentliche
Theologie" (2 Bde., Franks, a. M. 1869; 4. Aufl.,
Gott. 1889), "Die Stellung des christl. Glaubens
zur Heiligen Sckrift" (Vraunsb. 1876; 2. Aufl.,
Karlsr. 1877), "Die Lehre von der Gottheit Christi"
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