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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schwammförmige Körper - Schwan (Vogel)
Vaus schwamm (s. d.), andernteils der aus dem
in Scheiben zerschnittenen Zunderlöcherpilz
(?o1^p0i-u8 fom6nwriu8 L.), welcher vorzüglich an
alten Vuchenstämmen wächst, und dem an Obst-
bäumen so häufig vorkommenden Feuerlöcher-
pilz <?o1)^m'U8 iFna.i'w8 /v.) zubereitete Feuer-
oder Wund schwamm als Schwamm bezeichnet.
In der Zoologie bilden die S. (spönne oder
?0rif6i-a) eine merkwürdige Ordnung von Tieren,
die man früher meist zu den Pflanzen, dann, woran
einige Forscher noch festhalten, zu den Urtieren oder
Protozoen zählte, die aber jetzt ziemlich allgemein als
höhere Tiere aufgefaßt werden, wenn auch die einen
in ihnen eine besondere Klasse, andere nur aberrante
.yohltiere (Cölenteraten) sehen wollen. Meist ent-
wickeln sich die S. aus Eiern, die im mittelsten
Keimblatt des mütterlichen Körpers entstehen, bis-
weilen auch aus Keimkörpern, z. B. beim Süßwasser-
schwamm und einigen andern. Aus dem Ei ent-
wickelt sich nach den Arten unter recht verschiedenen
Vorgängen eine Flimmerlarve, die, nachdem sie <
einige Zeitberumschwamm, sich festsetzt,
eine centrale Höhlung (Magenraum) be-
kommt, die an einer Stelle durchbricht
und so einen Mund (ogculum) erhält.
Darauf entwickeln sich in der Wand zwi-
schen dem centralen Hohlraum und der
Oberstäche Kanäle, die wie jener vom
innersten Keimblatt (s. Keim) ausgeklei-
det sind, nach außen mittels der Poren
münden und, nachdem einzelne ihrer
Zellen eine Geißel erhalten haben und
meist nestcrweise als Geißelkammern zu-
sammenstehen, durch diese Poren Wasser
mit Nahrung und Sauerstoff aufnehmen,
in den Magenraum führen und das aus-
genutzte Wasser mit den Abgangsstoffen
des Körpers, zur Zeit der Geschlechtsreife
auch mit den Genitalprodnktcn durch die
Mundöffnung nach außen werfen. Nur
wenig S. bleiben als Personen im Zn-
stande der Vereinzelung, meist bilden sie
durch Sprossung, Teilung und spätere
stellenweise Verwachsung sehr komplizierte
Stöcke oder Kormen. Dabei zeigt das mittelste
Keimblatt, wohl infolge der uralten Gewohnheit des
Festfetzens der S., eine so große Wachstumsenergie,
daß Magenraum und Mnndöffnnng vollständig
verschwinden können und es oft sehr schwer wird,
zu bestimmen, ob ein Schwamm ein einzelnes In-
dividuum oder ein Stock sei. Im mittclsten Keim-
blatt bilden sich auch die meist massig vorhandenen
Skelettelemente, nach deren Beschaffenheit die S.
eingeteilt werden. Die Gestalt der S., die Zwitter
oder getrennten Geschlechts sind und nur in wenig
Formen (Apoii^iHa) das süße Wasser bewohnen, ist
sehr verschieden und ganz ohne systematischen Wert;
viele bilden Krusten und derbe Massen, andere zier-
liche Väumchen, wieder andere, namentlich Einzel-
individuen, Becher und Schalen.
Man teilte die S. ein in 1) Kalkschwämme
(s. d., (^3.1ei8p0li^ili6) mit kalkigen Skelettelementen;
2) Kieselschwämme is. d., ZilicigponFike) mit Kie-
selkörpern, die bei den prachtvollen Tiefseeschwüm-
men ^npioctölla und II^lUonLma sechsstrahlig,
allerdings in den verschiedensten Modifikationen,
bei den Tetraktinelliden meist vierstrahlig und bei
den Monaktinelliden, zu denen die IliilicdoiiäriÄe
und der Süßwasserschwamm gehört, einfach spindel-
förmig sind; 3) bornschwämme (s. d., Oi-aw-
8P0NM6) mit einem zusammenhängenden Skelett
aus.hornfasern; zu ihnen gehört der'Badeschwamm
(s. d.); 4) Fleisch schwämme (I^iwu-coiäak),
Gallertschwämme, ohne besondere Skelettelemente.
In der neuesten Zeit sind die früher vernachläffigten
S. ein beliebter Gegenstand der Forfchung gewor-
den und sind, neben Lieberkühns Untersuchungen
über 8i)0NAiNa, Haeckels "Monographie der Kalk-
schwämme" (Berl. 1872) und Oskar Schmidts Ar-
beiten: "Die Spongien des Adriatischen Meers" (mit
3 Snpplementen, Lpz. 1862-68), und "Grundzüge
einer Spongienfauna des atlantischen Gebietes"
(ebd. 1870), vorzüglich die zahlreichen Abhandlungen
F. E. Schutzes in der "Zeitschrift für wissenschaft-
liche Zoologie" (von 1875 an) hervorzuheben.
Schwammförmige Körper, s. Schwellkörper.
Schwammspinner (I.jMi'iZ äi8pHr 1^., s. nach-
stehende Abbildung), Großköpf, einer unserer
häufigsten Spinner, der im männlichen Geschlecht
etwa 40 mm spannt, von dunkelgrauer Farbe ist und
gekämmte Fühlhörner besitzt, im weiblichen hingegen
^>0 mm klaftert, weit heller und mit ungekämmten
Fühlhörnern versehen ist. Aus den mit einem vom
mütterlichen Körper herrührenden wolligen Überzug
bedeckten, in einem großen Klumpen beisammen ge-
legten Eiern entwickeln sich im Frühjahr die Raupen,
die grau und braun gestreift und mit blauen und
roten behaarten Wärzchen versehen sind, den Laub-,
besonders den Obstbäumen ost schädlich werden, sich
Anfang des Sommers verpuppen und im Juli oder
August die Schmetterlinge liefern. Am besten ver-
tilgt man den S., indem man die Eihaufen (fog.
Schwämme) abkratzt.
Schwan ((^Fnnä), eine den Schwimmvögeln
und zwar der Ordnung der Siebschnäbler (s. d.) ange-
hörende, aus 10 Arten bestehende, in nördl. und südl.
gemäßigten Gegenden vorkommende Gattung, die
sich durch einen durchaus gleichbreiten, mit scharfen
Zahnleisten besetzten Schnabel, der an der Wurzel
höher als breit und an der Spitze platt gedrückt ist,
durch eisörmige Nasenlöcher, einen sehr langen,
dünnen, schlanken Hals und wc'it nach hmten ge
stellte Beine auszeichnet. Die S. sind sämtlich große,
schwerfällige Vögel, die in Monogamie leben, mil
Grazie, aber auch mit Kraft und Schnelligkeit