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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schweden

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Schweden (Zeitungswesen)

12 Stifter oder Bistümer, von denen Upsala, mit einem Erzbischof an der Spitze, das erste ist. Die übrigen sind: Linköping, Skara, Strengnäs, Westerås, Wexiö, Lund, Göteborg. Kalmar, Karlstad, Hernösand und Wisby. In jedem Stifte besteht ein Konsistorium. Außerdem bestehen in Stockholm noch ein Hof- und ein Stadtkonsistorium, die aber dem Erzbischof untergeordnet sind. Es giebt 184 Propsteien, 1387 Pastorate, zu denen im ganzen 2570 Gemeinden gehören. Diese Einteilung in Gemeinden fällt in der Regel mit der kommunalen zusammen. Die evang.-lutherische Kirche nach der unveränderten Augsburgischen Konfession ist in S. Staatsreligion; doch ist jetzt jedem die freie Ausübung seiner Religion gestattet. In den letzten Jahrzehnten ist S. der Schauplatz sehr starker religiöser Bewegungen gewesen. - Die Volksbildung steht sehr hoch. Kaum in den entlegensten Gegenden des Landes wird sich jemand finden, der nicht wenigstens lesen könnte und mit Katechismus und biblischer Geschichte vertraut wäre. Bei der Zerstreutheit der Wohnstätten sind viele Wanderschulen notwendig. Die Zahl der Volksschulen betrug Ende 1892: 12 höhere und 4592 eigentliche, von denen 760 Wanderschulen, sowie 1353 sog. kleinere Volksschulen, von denen 585 Wanderschulen, und 4842 Kleinschulen, von denen 1671 Wanderschulen, Summa 10787. Die Zahl der Kinder in dem schulpflichtigen Alter (7-14 Jahre) betrug 780455, und von diesen waren 396927 Knaben. Für den höhern Unterricht sorgen die sog. «Allmänna Läroverk», die in höhere und niedere zerfallen. Die höhern, eigentlich kombinierte Gymnasien und Realschulen, sind neunjährig (die lat. Sprache wird in den ersten drei Jahren nicht studiert und in der Realabteilung überhaupt nicht); sie stehen den deutschen Gymnasien ziemlich gleich. Die niedern entsprechen den fünf oder drei untersten Klassen der höhern Anstalten. Die Zahl dieser höhern (neunjährigen) ist 35: von den niedern existieren jetzt 42, darunter 23 fünfjährige und 19 dreijährige, doch wird die Zahl dieser dreiklassigen wahrscheinlich etwas vermindert werden. Neben den beiden Landesuniversitäten zu Upsala (s. d.) und Lund (s. d.) besteht noch für höhere mediz. Bildung das Karolinische Institut zu Stockholm. Ferner haben Stockholm und Göteborg freie (Privat-)Hochschulen. Außer den landwirtschaftlichen Anstalten und den Militärschulen sind noch als Specialschulen zu nennen: die Technische Hochschule, die Gewerbeschule, das Forstinstitut in Stockholm, die Bergwerkschule in Filipstad, die Kunst- und Musikschulen in Stockholm, neun Schiffahrtsschulen an verschiedenen Orten und technische sowie Gewerbeschulen in den meisten größern Städten.

Zeitungswesen. Die erste regelmäßige Zeitung war «Ordinari Post-Tydender» (1645-51 u. 1663-73), welcher der «Svenska Mercurius» (1674-78 u. 1681-85), die «Relationes curiosae» (1682), der «Svenska Post-Ryttaren» und einige andere im 17. Jahrh. folgten. Dalins «Argus» (1732-34), nach dem Muster von Addisons «Spectator», gewann großes Ansehen. Die erste schwed. Zeitung in franz. Sprache war die «Gazette française de Stockholm» (seit 1742), welcher 1772 der «Mercure de Suède» folgte. Obgleich «Stockholms Posten», die 1778 von Kellgren und Lenngren begründet worden war, sich auch an Besprechung polit. Neuigkeiten des Auslandes wagte, so blieb doch die Tagespresse ohne Einfluß, bis der Kampf zwischen Klassikern und Romantikern die geistige Bewegung auch auf das polit. Gebiet hinüberführte. Besonders wichtig wurde für die innern Angelegenheiten des Staates der 1820 von Scheutz und Johansson gegründete «Argus». Nach Beendigung des Reichstags 1828-30, von wo die schwed. Presse einen vorherrschend polit. Charakter annahm, begann Crusenstolpe im royalistischen Sinne das «Fäderneslandet», das aber bald aufhörte, während Hjerta, der erste namhafte Vertreter der schwed. Presse, seit Dez. 1830 das radikale «Aftonbladet» herausgab, das jetzt für polit. und sociale Reformen eintritt. Ebenfalls sehr verbreitet ist «Dagligt Allehanda», das seit 1767 erschien, oft die Farbe wechselte und jetzt unter der Benennung «Nya Dagligt Allehanda» besonders das konservative Handelsinteresse vertritt. Die offiziöse Zeitung ist «Post- och Inrikes Tidningar», welche 1834-44 u. d. T. «Sveriges Stadtstidning» erschien. Ministerielle Blätter waren vor 1848 die «Svenska Minerva» (seit 1830) und «Svenska Biet», die seit 1839 an der Spitze der konservativen Blätter stand, aber mit Karl XIV. Johann einging. Unterhaltungsblätter sind: «Ny Illustrerad Tidning», «Söndags-Nisse» und «Kasper». Die litterar. Journalistik entstand schon im Anfang des 18. Jahrh. («Acta literaria Sueciæe», von 1720 ab). Aber ein regeres Leben begann erst mit dem 19. Jahrh. Die neuen Ideen, welche sich von Upsala aus, wo 1807 der Aurorabund gestiftet war, verbreiteten, suchte das von Wallmark geleitete «Journal för Litteraturen och Theatern» (1809-13; Fortsetzung: «Allmänna Journalen», 1813-23) zu bekämpfen. Als jedoch 1809 die Presse zur Freiheit gelangt war, wurden, um der Herrschaft des franz. Geschmacks entgegenzuwirken, von seiten der sog. Phosphoristen der «Polyfem» (1809-12) in Stockholm, von Askelöf, und der «Phosphorus» (1810-13) in Upsala, von Atterbom gestiftet, von seiten der Goten aber die «Iduna» (1811-24 und 1845) begründet. Als Fortsetzung des «Phosphorus» erschien die «Svensk Litteratur-Tidning» (1813-24), an der Geijer, Palmblad und Hammarskjöld thätigen Anteil nahmen. Nachher erschienen zu Upsala 1818-31 die «Svea» und 1841-50 der «Frey». Unter den jetzigen litterar. Zeitschriften sind hervorzuheben «Svensk Tidskrift», «Nordisk Revy», «Dagny», «Läsning för folket» und «Ute och hemma». - 1895 erschienen in S. 350 Zeitungen und Zeitschriften, davon sind hervorzuheben als konservativ und schutzzöllnerisch: «Nya Dagligt Allehanda», «Svenska Dagbladet», «Vårt Land» (klerikal) und «Göteborgposten», als halbkonservativ und freihändlerisch: «Stockholms Dagblad» und «Sydsvenska Dagbladet Snällposten», als liberal das obengenannte «Aftonbladet» und «Göteborgs Handels och Sjöfarts-Tidning», als demokratisch: «Dagens Nyheter» und «Stockholms Tindningen», als socialistisch: «Socialdemokraten». Fachzeitschriften sind: «Tidskrift för kristlig tro och bildning», «Sanningssökaren», «Nytt jurisdikt arkiv», «Hygiea», «Nordiskt medicinskt arkiv» und «Farmaceutisk Tidskrift», ferner «Statistisk Tidskrift», «Historisk Tidskrift», «Acta mathematica», «Botaniska Notiser», «Ingeniörföreningens Förhandlingar», «Jernkontorets Annaler», «Pedagogisk Tidskrift», «Svensk Lärare tidning». Den Interessen der Landwirtschaft dienen: «Landtbruksakademiens Handlingar och Tidskrift», «Tidskrift för Landtmän» und «Tidskrift för Skogshushållning». Illustrierte Zeit-^[nächste Seite]