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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schweigmatt - Schweine
nahm später eine Stellung an der Staatsbahn an
und ging 1863 zur Bühne, zunächst als Opernsänger.
Dann ging er zur Posse über, spielte in Krems,
Czernowitz, Bukarest, Salzburg u. s. w., bis er 1870
nach Graz, 1871 nach Wien kam, wo er zuerst am
Etrampfertheater, dann am Theater an der Wien
und am Carltheater engagiert war. Später gab er
Gastrollen, auch in allen Großstädten Teutschlands.
Schweigmatt, Luftkurort bei Sckopfheim.
Schweigsystem oder Auburnsches System,
s. Auburn und Gefängniswesen (Bd. 7, S. 647 a).
Schweina, Flecken im Kreis Meiningen des
Herzogtums Sacksen-Meiningen, an der rechts zur
Werra gehenden S. und der Nebenlinie Immelborn-
Liebenstein (Station Liebenstein-S.) der Werrabahn,
bat (1890) 1959 evang. E., Post, Telegrapb, evang.
Kirche, Waisenhaus, Vorschußverein; Dorndreherei,
Fabrikation von Papier, Pfeifen, landwirtschaft-
lichen Maschinen, Eisen- und Etahlwaren. Nahebei
Schloß Glücksbrunn, jetzt Kammgarnspinnerei,
Liebenstein (s. d.) und Altenstein (s. d.).
Schweine und Schweinezucht. Die Schweine,
Borstenträger (8uiäa6 8. 86ti^ei'2), gehören zu
der Säugetierordnung der Paarzeher (Xi-tiodact)-^)
und zwar zur Unterordnung der Nicktwieoerkäuen-
den (^rtioä^ctvia nou ruininantill). Sie sehlen
auf den westindischen und ozeanischen Inseln, Neu-
seeland und dem Kontinent von Australien. Sie
sind Allesfresser, lieben die Feucktigkeit, wälzen sich
gern im Schlamme, um sich abzukühlen und ihre mit
Borsten bekleidete Haut gegen Insekten zu schützen,
auch reiben sie sich gern an Bäumen u. s. w. Der
Rüssel ist kurz; von den vier Zehen (Klauen) sind
die zwei Seitenzehen höher gestellt und nach hin-
ten gerichtet (Asterklauen).
Die eigentliche Gattung Schwein (3u3) zeichnet
sich durch vierzehige Füße, dreikantige vorragende
Eckzähne, einen mittellangen Schwanz und den
Mangel der Nückendrüse aus. Zu ihr gehört das
Wildschwein (3u8Lcrola^., s.Tafel: Schweine,
Fig. 3), das bis 1,40 m lang, braunschwarz ist, sonst
in ganz Europa gemein war, jetzt aber wegen des
Schadens, den es in Kulturen anrichtet, in vielen
Gegenden ausgerottet ist. Es ist reizbar, grimmig,
furchtlos und stürzt sich wütend auf seinen Gegner.
Man jagte es früher mit großen Hunden (Sau-
rüden) und fing es mit dem Jagdmesser oder mit
dem Spieße (Saufeder) ab; jetzt fchießt man es mit
der Büchse nach vorgangiger Hetze oder Einkreisung.
Die Iagdbezeichnung für dasselbe ist Schwarz-
wild, im Gegensatz zu Notwild (Hirsche und Nehc);
das Männchen heißt Eber oder Keiler, das Weib-
chen Bache und die Jungen Frischlinge. Von
ihm sowie wahrscheinlich von in Asien einheimischen
Arten stammt das Hausschwein (s. unten), dessen
Knochen schon in den Pfahlbauresten gefunden wer-
den und das als ein verhältnismäßig wohlfeil zu
erhaltendes und einträgliches, besonders aber durch
seine große Fruchtbarkeit wichtiges Haustier geschätzt,
jedoch bei vielen orient. Völkern, wie Juden, Mo-
hammedanern u. a., auch verabscheut ist.
Das Wildschwein wird in Indien durch das
indische Schwein, 8u8 iuäicu8 ^//., auf den
Sunda-Inseln durch 8u8 vitww8 6. I/i,/t. e5 <3c/i?.
ersetzt. Die Gattung Warzenschwein oder Em-
gallo (I'iiacoclioernZ mit dem afrik. Warzen-
schwein liiacoclioei-uZ aetliiopicuä 0"^., Fig. 2) ist
1,40 -1,45 m lang, hat eine kurze gedrungene Ge-
stalt, eine breite Schnauze, unter jedem Auge eine
Warze oder einen Hautlappen und vier Zehen. Sie
ist auf das tropische Afrika beschränkt. Der Hirsch-
eber (s. d., ?0i'cu8 Ladiru88a I^a^l., Fig. 4) ist bis
1 in lang, hat große, nach hinten gekrümmte Eckzähne
im Oberkiefer, einen zierlichern Körper und höhere
Beine als die echten Schweine; sein Vorkommen
ist auf die Molukken beschränkt. Das Pinsel-
und Masken-, Falten- oder Larvensckwein
<s. Maskensckwein) bewohnen das südwestl. Afrika.
In Amerika wird die Ordnung der Schweine durch
eine aberrante Gattung, Bisam sch wein (s. d.,
hierher das Halsbandschwein oder Pekari, vicot^isg
toi-huatu8, Ottli., Fig. 1), vertreten.
Eine Einteilung der Nassen des Haus-
schweins (hierzu die Tafel: Schweinerassen,
deren Figuren 1,3 und 4 dem unten genannten Werk
Nohdes ^Berlin, Parey^j entnommen sind) erfolgt
am besten nach den verschiedenen Zuchtgebieten:
I. Die kraushaarigen Nassen des südöstl. Europas,
wie das Bakonyer, Szalontaer (Fig. 1) und Man-
galiczaschwein. Sie sind dem ind. Schwein nahe-
stcbend und untereinander verwandt; ihre Heimat
ist Ungarn, Siebenbürgen, Galizien, Bosnien, Ser-
bien und die Türkei. Die Farbe des wolligen,
gekräuselten Haars ist meist bräunlich, aber auch
schwarz, weißgefleckt und vereinzelt auch weiß. Die
Vakonyer namentlich werden halbwild in Wäldern
gehalten, dort mit Bucheckern vorgemästet und dann
häusig in großen Mastanstalten mit Mais zur voll-
endeten Mast gebracht, von wo aus sie dann die
deutschen Märkte überschwemmen. Das Fleisch der
Tiere ist grobfaserig: Fett und Speck gelb und weich.
II. Die roman. Schweine des südl. und südwestl.
Europas, nämlich die Schweine in Italien, Spa-
nien, Portugal und die meisten Schläge in Frank-
reich, haben die größte Ähnlichkeit mit dem ind.
Schwein, besitzen aber eine borstenlose, feine Haut
und sind meist gescheckt.
III. Das Schwein des mittlern, westl. und nördl.
Europas ist dem Wildschwein am ähnlichsten und
umfaßt 1) das Marschschwein (Fig. 3) in Schleswig-
Holstein, Iütland, auf den dän. Inseln, in Meck-
lenburg, Hannover, Oldenburg, Westfalen und
Holland; 2) die kleinen süddeutschen Schläge: das
württemb. Schwein, der schwäbischhallsche Schlag,
das bayr. Schwein (Fig. 4), frank. Schwein, Glan-
schwein, Luzerner Schwein, und 3) das poln. Schwein
mit dem großen und kleinen Schlag, das böhm. und
mähr. Schwein. Die Merkmale dieser Landschweine
sind: langer schmaler Kopf, die kleinen süddeutschen
und kleinen poln. Sckweine mit Etehohrcn, die grö-
ßern Schläge mit Schlappohren. Der Nucken ist
karpfenähnlich gebogen, der Leib flachrippig und gut
behaart, der Schwanz tief angesetzt, die Beine hoch.
Das Marschschwcin ist weiß, die andern Schläge
meist gescheckt; die Tiere sind spätreif, liefern aber
schmackhaftes Fleisch und guten Speck; sie bringen
viele Ferkel (12-14 und mehr) zur Welt und er-
nabren dieselben gut. Durch Kreuzung mit engl.
Schweinen haben sie die Formen dieser mehr oder
weniger angenommen und sind frühreifer und mast-
fähiger geworden, wobei man die guten Eigenschaf-
ten der alten Landschweine zu erhalten bestrebt ge-
wesen ist. Aus dieser Vermischung haben sich wieder
bestimmte Schläge herausgebildet, wie das westfäl.
Schwein (Fig. 5), das Meißner Schwein (Fig. 6),
das oldenb., mecklenb. und Alsener Schwein u. s. w.
Auch die alten poln. Schläge sind durch Zuführung
von Blut der engl. Schläge frühreifer geworden.