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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schwellen – Schwenkguß

S. beim Fachwerk s. d.; über die S. beim Schwellrost s. Grundbau; über die S. beim Eisenbahnbau s. d. (Bd. 5, S. 834 b fg.).

Schwellen, Operation der Lederfabrikation (s. d., Bd. 11, S. 13 a).

Schwellkörper, kavernöse oder schwammförmige Körper, Corpora cavernosa, in der Anatomie Gewebe, die einen weitmaschigen Zellenbau (wie der Badeschwamm) zeigen und zugleich auf eine so eigentümliche Art von zahlreichen Blutgefäßen durchwebt sind, daß sie rasch eine Menge Blut aufnehmen und in sich zurückhalten und dadurch steif werden können (sich erigieren, daher erektile Gewebe). Die bekanntesten sind die den Penis, die Harnröhre und Eichel bildenden beim männlichen Geschlecht. Ähnliche finden sich beim weiblichen Geschlecht im Innern neben der Mutterscheide und in der Klitoris sowie in den Brustwarzen. (S. Erektion.) Auch bei Vögeln kommen S. vor: hierher gehören die Kämme und Lappen auf Kopf und Hals mancher Hühnervögel.

Schwellungswerke, Schwellwerke, s. Holztransportwesen (Bd. 9, S. 323 a).

Schwelm. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, hat 156,77 qkm und (1890) 54635 (27817 männl., 26818 weibl.) E., 2 Städte und 13 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis S., an den Linien Schwerte-Gladbach und Düsseldorf-Dortmund (Station S.-Loh) der Preuß. Staatsbahnen, mit Barmen durch elektrische Straßenbahn (im Bau) verbunden, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Hagen), Steuer-, Katasteramtes und einer Reichsbanknebenstelle, hat(1890) 13534 (6755 männl., 6779 weibl.) E., darunter 2417 Katholiken und 51 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Realprogymnasium, höhere Mädchenschule, städtisches und kath. Krankenhaus, Siechenhaus, Kanalisation, Gaswerk; Eisengießereien, Drahtziehereien, Emaillierwerk, Vernickelungsanstalt, Fabrikation von Holzschrauben, Maschinen, Schlössern, eisernen Fässern, Pinseln, Klavieren, Leinenwaren, Damast, Band und Litzen. In der Nähe der Schwelmer Brunnen, früher Heilquelle, jetzt Ausflugsort mit Kaltwasserheilanstalt. – Vgl. Tobien, Bilder aus der Geschichte von S. (Schwelm 1890).

^[Abb. Wappen]

Schwemmbäche, s. Bach.

Schwemmkanalisation, s. Kanalisation (Bd. 10, S. 85 b).

Schwemmsteine, s. Steinmasse.

Schwemmteiche, s. Holztransportwesen (Bd. 9, S. 323 a)

Schwendener, Simon, Botaniker, geb. 10. Febr. 1829 zu Buchs im Schweizer Kanton St. Gallen, studierte in Genf und Zürich, wurde 1857 Assistent Nägelis in München, 1867 ord. Professor der Botanik in Basel, 1877 in Tübingen und 1878 in Berlin. S. hat die botan. Litteratur durch eine Reihe epochemachender Werke bereichert. In seinen «Untersuchungen über den Flechtenthallus» (in Nägelis «Beiträgen zur wissenschaftlichen Botanik», Heft 2‒4, Lpz. 1860‒68) und «Die Algentypen der Flechtengoniden» (Bas. 1869) führte er den Nachweis, daß die Lichenen als eine Vereinigung von Algen und Pilzen zu betrachten seien. In Verbindung mit Nägeli gab er 1867 heraus: «Das Mikroskop, Theorie und Anwendung desselben» (2. Aufl., Lpz. 1877). Ferner sind zu erwähnen: «Das mechan. Princip im anatom. Bau der Monokotylen» (Lpz. 1874) und «Die mechan. Theorie der Blattstellungen» (ebd. 1878). Von zahlreichen kleinern Schriften, die meist in den Veröffentlichungen der königl. preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, deren Mitglied S. seit 1879 ist, erschienen, sind hervorzuheben: «Über Bau und Mechanik der Spaltöffnungen» (1881), «Über das Winden der Pflanzen» (1881), «Über Scheitelwachstum der Phanerogamenwurzeln» (1882), «Die Schutzscheiden und ihre Verstärkungen» (1882), «Zur Theorie der Blattstellungen» (1883), «Untersuchungen über das Saftsteigen» (1886), «Über Quellung und Doppelbrechung vegetabilischer Membranen» (1887).

Schweninger, Ernst, Mediziner, geb. 15. Juni 1850 zu Freistadt in der Oberpfalz, studierte seit 1866 zu München Medizin; 1870 wurde er Assistent von Buhl und blieb in dieser Stellung bis 1879, nachdem er sich 1875 als Docent für pathol. Anatomie an der Universität zu München habilitiert hatte. Erst 1879 trat er mehr in die ärztliche praktische Thätigkeit ein und wurde zunächst bekannt durch die erfolgreiche Behandlung des Grafen Wilhelm Bismarck, den er von einer hartnäckigen schmerzhaften Gicht befreite. Der ungewöhnliche Erfolg dieser Kur war die Veranlassung, daß sich auch der Reichskanzler Fürst Bismarck seiner Behandlung anvertraute. S. wurde 1884 zum Professor an der Berliner Universität, zum außerordentlichen Mitglied des kaiserl. Gesundheitsamtes sowie zum Direktor der Abteilung für Hautkrankheiten an der Charité ernannt. 1895 erhielt er den Titel Geh. Medizinalrat. Ein Teil seiner Abhandlungen pathol.-anatom., diagnostischen und therapeutischen Inhalts ist u. d. T. «Gesammelte Arbeiten» (Bd. 1, Berl. 1886) erschienen, ein anderer Teil befindet sich in verschiedenen mediz. Zeitschriften und in der «Bibliothek der gesamten mediz. Wissenschaften» (Wien und Teschen 1893 fg.). Über die von ihm angegebene Entfettungskur s. Fettsucht.

Schwenken, s. Drehen und Schwenkung.

Schwenkfeldianer, eine Sekte, die nach ihrem Begründer Kaspar Schwenkfeld (Schwenkfeldt) den Namen erhielt. Schwenkfeld, geb. 1490, aus dem altadligen Geschlecht von Ossig, war zur Zeit der Reformation Rat Friedrichs Ⅱ., Herzogs von Liegnitz. Von mystischen Ideen berührt, suchte er die reformatorischen Gedanken, denen er sich angeschlossen, in schwärmerischer Weise auszubilden. Er verlangte Aufrichtung einer Kirchengemeinschaft, in der nur wahrhaft «Heilige» Zutritt fänden, verachtete alles äußere Schrift- und Kirchentum und berief sich auf die unmittelbare innere Erleuchtung der Seele, auf das Menschwerden Christi in uns, als die einzige Norm des Glaubens und Lebens. Seine Lehren sprach er aus in dem «Bekanndtnus und Rechenschaft von den Hauptpunkten des christl. Glaubens» (1547). Schon 1528 verbannt, wanderte er unter Verfolgungen in Schwaben und am Rhein umher. Nach seinem in Ulm 10. Dez. 1561 erfolgten Tode bildeten sich zuerst in Schlesien besondere Gemeinden, die seinen Ansichten folgten und strengere Kirchenzucht unter sich einführten. Sie fanden 1733 eine Zuflucht in Nordamerika, wo sie noch jetzt geschlossene Gemeinden mit eigenen Geistlichen und Bethäusern bilden und (1890) eine neue Ausgabe von Schwenkfelds Schriften veranstalteten, die zuerst 1564 fg. erschienen waren. – Vgl. Kadelbach, Ausführliche Geschichte Kaspar von Schwenkfelds u. s. w. (Lauban 1861).

Schwenkguß, Stürzguß, ein Gießverfahren zur Herstellung hohler Gegenstände ohne Anwen- ^[folgende Seite]