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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Segeltuch - Segesvár
Flagge und zeigt die Kaiserkrone über einem heraldi-
schen Anker, auf dessen Schaft ein Schild mit dem
prcuß. Adler befestigt ist. Einen Flaggenschein können
alle Mitglieder des Kaiserlichen Jachtklubs erdal-
ten für Jachten, die gedeckt sind, mindestens 8 cdiu
Brutto-Raumgebalt haben und mindestens einen
Mann als ständige Besatzung führen. Neben der
Klubslagge mus; stets der Klub st and er geführt
werden; dieser Stander ist dreieckig, weiß mit schwar-
zem Kreuz, in dessen Mitte eine goldene Kaiserkrone
zu sehen ist. Die Berechtigung zur Führung der
Klubflagge erteilt das Rcichsmarineamt.
Wie in England die Coweswoche, so ist für den
deutschen S. die Kieler Woche, die meist im Juni
abgehalten wird, der Sammelplatz der besten deut-
schen und ausländischen Jachten. 1894 nahmen an
den Segelwettfahrtcn der Kieler Woche vom 25. bis
30. Juni 204 Jachten und 95 Kriegssckisfsboote teil.
1895 findet die Kieler Woche im Anschluß an die
Eröffnungsfeier des Nordostscckanals vom 24. bis
29. Juni statt. Für das Mittclmccr besteht schon
eine Rivierawoche sowie die internationalen Adria-
Regatten in Pola und in Marseille. Eine Trouville-
woche soll eingerichtet werden. Für die Cowesregat-
ten hat der Deutsche Kaiser einen Meteorschild für
europ. Jachten gestiftet; für deutsche Wettfahrten sind
unter andern folgende Kaifcrprcife zu nennen: der
Kaiferpokal für Jachten I. Klasse, die Kaiscrstatuette
für offene Sceregatten, der Kommodorcpokal für
Jachten von 5 bis 10 Scgcleinheitcn, der Meteor-
pokal für große Seercgatten für Jachten I. bis III.
Klaffe, der Hohenzollernpreis für deutfchc Jachten
mit deutscher Bemannung. Die meisten Kaiferprcife
sind Wanderpreise, die nach dreimaligem Sieg dem
Gewinner gehören.
Vgl. Vanderdecken, 1!w ^^it sailoi- (Lond.
1876); Vowles,I^i0t,8lun!rnä^6t8am, ^ Viiciitwiiii's
6xz)6ri6ncL8 (ebd. 1882); Fitz-Gerald, llints on dolN
ZaüinZ ln)ä i-^wZ (Portsmonth 1882); Muckall-
Viebrook, Seglers Handbuch (Berl^1886); Wiese,
Jachten, Boote, Kanoes(Lpz.1888); Keglers Taschen-
buch. Leitfaden für Anfänger im S. (Bert. 1890).
Jährlich erscheint: Jahrbuch des Deutschen Segler-
verbandes und Wassersport-Almanach (Berlin).
Segeltuch, eine grobe Art der Leinwand (s. d.).
Segen, die Anwünschung der göttlichen Gnade
unter Anrufung Gottes. Im Judentum gab es
einen häuslichen und öffentlichen ^.; jenen fprach
der sterbende Vater über feinen Erstgeborenen,
diesen der Priester über das Volk beim Gottesdienst.
Im christl. Gottesdienst erhielt sich namentlich die sog.
mosaische oder aaronitische Segensformel
(4 Mof. 0, 24-26) im Gebrauch, die auch bei allen
gottesdicnstlichen Handlungen angewendet zu wer-
den pflegt. Von dem mofaifchcn unterscheidet man
den apostolischen S. (2 Kor. 13,13), der häufig in
der cvang. Kirche die Predigt einleitet oder befchließt.
Die Gemeinde empfängt den S. gewöhnlich stehend.
Die feierliche Weihe mancher Personen unter Segens-
sprüchcn, z.V. bei der Konfirmation oder bei dem An-
tritt eines Amtes, heißt Einsegnung, bei Wöch-
nerinnen Aussegnung. Bei der Erteilung des
S. an einzelne Personen findet Handauflegung (s.
Auflegung der Hände) statt. Die Einsegnung von
Brot und Wein beim Abendmahl beißt Konse-
kration (s.d.). In der katb. Kirche heißt die Segens-
erteilung Benedikti 0 n (s. d.).
Segen Gottes, Dorf und Steinkohlenbergwerk
bei Rossitz (s. d.) in Mähren.
Seger-Porzellan, s. Königliche Porzellan-
Manufaktur zu Berlin.
Segers, vlüm. Maler, s. Scghers.
Segerz, das in Österreich gebrauchte Böttcher-
bcil zum Bebauen der Faßdauben; es hat eine stark
gekrümmte, meist 250 min lange Schneide; in Deutsch-
land wird dafür die Binderbarte (s. d.) gebrancht.
Segesser, Anton Philipp von, schweiz. Staats-
mann und Geschichtschreiber, geb. 3. April 1817 zu
Luzern, studierte in Heidelberg, Bonn und Berlin
Rechtswissenschaft, kam 1841 als Natsschreiber in
den Luzeruer Staatsdienst und war in den 1.1803
-67 und 1871-88 Mitglied des Regierungsratcs.
Längere Zeit bekleidete er auch das Schultheihenamt.
Er war entschiedener Führer der kirchlich-ultramon-
tancn Partei und bekämpfte als Mitglied des Stände-
rats feit 1818 mit bissiger Schürfe den modernen
Liberalismus und Radikalismus. S. starb 30. Juni
1888. Sein Hauptwerk ist die mustergültige "Rechts-
geschichte der Stadt und Republik Luzern" (4 Bde.,
Luzcrn 1850-58); ferner erschienen von ihm die
bahnbrechenden "Beiträge zur Geschichte des Stan-
! ser Verkommnisses", 1854 (zuerst in Bd. 1 der "Ge-
schichtsblätter aus der Schweiz", 1854), "Die Be-
ziehungen der schweizer zu Matthias Corvinus,
König von Ungarn" (Luzern 1860), "Sammlung
kleiner Schriften" (3 Bde., Bern 1878 u. 1879), "Lud-
wig Pfyffer und feine Zeit" (3 Bde., ebd. 1880-82)
und feine Memoiren: "45 Jahre im Luzerner Staats-
dienst" (ebd. 1887). Ferner gab er die vier ersten
Bände der "Amtlichen Sammlung der ältern eid-
genössischen Abschiede" heraus. - Vgl. S. Ioneli,
Anton Pbilipp von ^. als Historiker (Baseler Bei-
träge XIII, 1892).
Segesta (beiden Griechen Ege st a oder Aigesta),
alte Stadt der Elymer an der Nordwcstecke Sici-
liens, 11 km von ihrem Hafen (I^mpm-iuni I^eäwe),
dem jetzigen Castellamare (s. d.), unweit des heutigen
Calatafimi (s. d.) gelegen, war nach der Sage ebenso
wie die im NW. gelegene Stadt Eryx von flüchtigen
Troern auf einem steilen Berge, dem jetzigen Monte-
Barbaro, an den warmen Quellen des St'amandros
<1ctzt Fiume Gaggcra) erbaut. Nach und nach hat
sich S. hellenisiert, aber die ererbte Feindschaft na-
mentlich gegen das nahe gelegene Selinunt behalten.
Von den Selinuntiern bedrängt, riefen die Segc-
ftaner 416 v. Chr. die Athener, mit denen sie seit der
Mitte des 5. Jahrh, in Verbindung standen, nach
Sicilien. Nach deren Niederlage vor Syrakus 413
v. Chr. schlössen sie sich eng den Karthagern an.
Diese zerstörten 409 Selinus. Später verbündeten
sich die Eegcstaner mit Agathoklcs von syrakus.
Unter seiner Herrschaft hieß S. Dikaiopolis.
Im ersten Punischen Kriege ergab sich die Stadt
den Römern. Jetzt erhielt sie den Namen S. Die
Ruinen der Stadt sind ziemlich umfangreich, leid-
lich gut erhalten ist aber nur das teilweise in den
Felsen gehauene Theater; gut erhalten ist dagegen ein
der i^tadt gegenüber, auf einem Hügel gelegener,
nie vollendeter gricch. Tempel, ein dor. Hexastylos
Peripteros. - Vgl. Hittorff, ^i-cliitectui-L anti^uo
(1s Il5 8icii6. I^scueil (163 IlI0NHIQ6Nt3 (16 86A6Lttt
6t ä6 861iQ0iit6 (nebst 89 Karten, Par. 1870).
Segesta, alte Stadt in Illyrien, s. Sissek.
Segestän, Landschaft in Iran, s. Seistän.
Segestes, Fürst der Cherusker, Nebenbuhler und
Feind des Arminius (s. d.).
Segesvar (spr. scheggeschwahr), ungar. Name
von Scbävburg (s. d.) in Siebenbürgen.