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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Seifen – Seiger (Uhr)

ein Leimniederschlag ausscheidet; letztern erhält man durch nachträgliches Inkorporieren von Wasser in die fertige Kernseife. Eschweger S. sind in den bessern Sorten halb Kern-, halb Leimseifen, in den schlechtern Leimseifen; meist zeigen sie Marmor.

Das Füllen der S. besteht in dem Zumischen verschiedener Stoffe (Kochsalz, Soda, Pottasche, Wasserglas, Talg, Mehl u. s. w.) in den Leim oder die fertige S. Da diese Füllstoffe entweder keine oder eine zu kräftige Wirkung beim Waschen äußern, müssen sie als Verfälschungen bezeichnet werden, wenn schon ihr Gebrauch bei gewissen Seifensorten für zulässig angesehen wird. Harzseifen werden aus Fett und Harz gesotten; das Harz bildet mit Laugen harzsaure Alkalien, die die S. weicher und schäumender machen, aber selbst nicht S. bilden.

Toiletteseifen sind S. der verschiedensten Art und Güte, die mit einem Wohlgeruch versehen, oft gefärbt und zum Handgebrauch passend geformt sind. Das Parfum wird entweder kalt zugefügt oder warm eingesotten.

Der Wert einer S. beruht (abgesehen von Parfum, Farbe, Form u. s. w.) in ihrem Gehalt an fettsauren Alkalien (bei guten S. 70 und mehr Prozent) und in der Neutralität (Fehlen von freiem Alkali oder unverseiftem Fett) und Reinheit (Fehlen fremder Bestandteile aller Art). Die reinigende Wirkung der S. ist eine doppelte. Während die eigentlichen S. in Alkohol oder wenig heißem Wasser klar löslich sind, zersetzen sie sich mit viel Wasser (kalt oder heiß) in unlösliche saure fettsaure Alkalien, welche Schaum bilden, und lösliches freies Alkali, das die Schmutzbestandteile loslöst. Zweitens hat aber Seifenlösung auch eine sehr große benetzende Kraft, emulgiert Fette und macht die Haut schlüpfrig, so daß ein leichtes Abgleiten des Schmutzes ermöglicht wird. Das ausgeschiedene fettsaure Alkali mildert zugleich die Wirkung des freien Alkalis und hält die Gegenstände geschmeidig, während sie spröde werden würden, wenn man sie mit Alkalien allein reinigen wollte, welche leicht in kohlensaure Alkalien übergehen.

Die Seifenfabrikation wird mehr und mehr fabrikmäßig betrieben, das früher blühende Handwerk der Seifensieder verschwindet nach und nach. Ordinäre S. bilden nur ausnahmsweise einen übrigens unbeträchtlichen Ausfuhrartikel, dagegen werden die bessern, parfümierten S. in stärkern Posten aus England, Frankreich und Deutschland versendet. 1894 führte Deutschland Seifenwaren im Werte von 3,5 Mill. M. aus, für nur 0,6 Mill. M. ein.

Vgl. Engelhardt, Handbuch der praktischen Seifenfabrikation (Wien 1886); ders., Handbuch der Toilettenseifenfabrikation (ebd. 1888); C. Deite, Handbuch der Seifenfabrikation (Berl. 1887); ders., Handbuch der Parfümerie- und Toiletteseifenfabrikation (ebd. 1891); Schädler, Technologie der Fette, Bd. 1 (2. Aufl., Lpz. 1892); Zeitschriften: Der Seifenfabrikant (Berlin); Die Seifen-, Öl- und Fettindustrie (Düsseldorf); Seifensiederzeitung, Organ des Allgemeinen Seifensiedermeister-Verbandes (Augsburg); Seifenindustrie-Kalender (Leipzig).

Seifen, in der Geologie Trümmerlagerstätten von diluvialer und jüngerer Bildungszeit, entstanden durch Abwitterung der Gebirge und Anhäufung des Materials an den Abhängen und in den Thälern. Die in Lagern oder Gängen in dem verwitterten Gebirge enthalten gewesenen Erze oder Edelsteine erfahren dabei eine Trennung von den tauben Massen und Anhäufung in zum Teil wertvollen Lagerstätten. Man unterscheidet Metall-, Erz- und Edelsteinseifen. Gold findet sich in der Isar, Edder, im Inn, Rhein in kleinen Mengen, in großen dagegen im Ural, Altai, Kalifornien, Australien, Brasilien, Spanien und Ungarn; Platin im Ural, Altai, Südamerika, Borneo und Nordcarolina; Kupfer in Brasilien und China; Zinnstein im Erzgebirge, Malaka, Banka, Australien, Cornwall, Bretagne und Böhmen; Eisenerz auf Elba; Edelsteine in Brasilien, Ostindien, Ceylon. Die Gewinnung in den Seifenwerken ist entweder eine einfache Gräberei oder Aufdeckarbeit; das unhaltige Gestein wird durch einen Wasserstrom weggespült und so das schwere Gut konzentriert; in großartigem Maßstabe hat man dies in Kalifornien ausgeführt durch den Bau umfangreicher Wasserzuführungen mit starkem Druck, womit ganze Berge weggeschwemmt wurden.

Nach österr. und königlich sächs. Berggesetz sind S. Gegenstand bergrechtlicher Verleihung, während das preuß. Gesetz sie dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers nicht entzieht. Das Seifenfeld findet nach der Tiefe seine Begrenzung durch das feste Gestein.

Seifenbäder, s. Bad (Bd. 2, S. 254 a).

Seifenbaum, s. Sapindus.

Seifenfeld, s. Seifen.

Seifengerberei, s. Lederfabrikation (Bd. 11, S. 14 a).

Seifenkraut, Pflanzengattung, s. Saponaria.

Seifenlager, s. Erzlagerstätten (Bd. 6, S. 338 b).

Seifenleim, s. Seife.

Seifenpflaster, Emplastum saponatum, wird bereitet aus 70 Teilen Bleipflaster, 10 Teilen gelbem Wachs, 5 Teilen gepulverter mediz. Seife, 1 Teil Kampfer und 1 Teil Olivenöl.

Seifenrinde, s. Quillaia.

Seifensieder, s. Seife.

Seifensiederfluß, s. Flußmittel.

Seifensiederschulen, zur theoretischen Ausbildung derjenigen, welche in der Seifensiederei sowie überhaupt in der Fettwarenindustrie ihren Beruf haben, bestimmte Anstalten. Die seit 1885 in Chemnitz, in Verbindung mit den technischen Staatslehranstalten bestehende Schule ist 1895 aufgehoben.

Seifenspiritus, Spiritus saponatus, eine Lösung von Kaliseife in einer Mischung von Weingeist und Wasser.

Seifenstein, Mineral, s. Saponit.

Seifensteuer, eine innere Verbrauchssteuer auf Seife, die früher in England in erheblicher Höhe bestand. Auch Frankreich hatte von 1873 bis 1878 eine S., deren höchster Ertrag (1876) über 6 Mill. Frs. ausmachte. Holland besteuert die Seife mit 10 Fl. für 100 kg. Ertrag (1890) 1,97 Mill. Fl.

Seifenwerk, s. Seifen und Grubenbau.

Seifenwurz, s. Gypsophila und Saponaria.

Seifhennersdorf, Landgemeinde in der Amtshauptmannschaft Zittau der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, an der böhm. Grenze und der Linie Bischofswerda-Zittau-Reichenberg der Sächs. Staatsbahnen, Sitz zweier Nebenzollämter, hat (1890) 6998 E., darunter 489 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Webschule, Sparkasse; mechan. Webereien für baum- und halbwollene Waren, Kleider-, Holzschuh- und Maschinenfabrikation, Dampfziegelei, Dampfsägewerke und Krammärkte.

Seiger (von seigen, Nebenform zu seihen), ursprünglich Stundenzeiger mit rinnendem Sand oder Wasser, dann auf die Uhrwerke mit Rädern und Gewicht übertragen.