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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Seismograph - Seitenlinie
nach Griechenland, dann nach Turin, wo er die
patriotischen Dichtungen "Volontari Iwliani" und
"Ii.0inNQ2i äsU'sLilio" herausgab und an liberalen
Zeitungen mitarbeitete. Seit 1865 Mitglied der
Kammer, in der er der Linken angehörte, übernahm
er 1876 unter Depretis das Generalsekretariat der
Finanzen, ward 1878 unter Cairoli selbst Finanz-
minister, welchen Posten er März 1889 aufs neue
als Nachfolger Grimaldis übernahm, mußte aber
Nov. 1890 zurücktreten wegen Teilnahme an einem
Bankett der Irredcntisten (s. d.) in Udine. Er starb
9. Mai 1893 in Rom. S. gab über Finanzfragen,
namentlich über Zwangskurs Schriften heraus.
Seismograph, s. Seismometer.
Seismometer, Sismometer (vom grch.
861811108, Erschütterung, Erderschütterung), auch
Seismoskop, Instrument zur Messung der Rich-
tung und Stärke der Erdstöße bei Erdbeben; wenn sie
diese zugleich selbstthätig aufzeichnen, Seismo-
graph genannt. Salsano in Neapel erfand (1781)
zuerst einen solchen Erdbebenmesser, bei dem mit-
tels eines nach allen Seiten schwingbaren Pendels
eine Spitze in seinem Sande, oder ein Farbenpinfel
auf Papier die Richtung sowie Stärke der Erschüt-
terung aufzeichnete. Das S. von Cacciatore ver-
riet durch Abfluß von Quecksilber aus einem flachen
Gefäß, das nach acht Richtungen des Horizonts
Offnungen besaß, die Richtung der Erdstöße. Die
Menge des aus geflossenen Quecksilbers ließ auf die
Stärke des Erdbebens schließen. Sodann erfand
1855 Kreil einen Erdbebenmesser, der aus einer
nach allen Seiten leicht beweglichen Pendelstange
und einem mit dieser in Verbindung gesetzten Uhr-
werk besteht. Hier geben die Striche eines Blei-
stifts Auskunft über Beginn, Richtung und Stärke
der Erschütterung. In dem Observatorium auf dem
Vesuv hat Palmieri (s. d.) wieder mittels Quecksilber-
ausstuß und in jüngerer Zeit mittels elektromagne-
tischer S. die Erdstöße beobachtet. Bei den Erd-
bebenmessern der letzten Art schließt ein nach allen
Seiten leicht bewegliches Pendel je andere Volta-
ketten, die mittels damit verbundener elektromagne-
tischer Telegraphen die Weltgegenden angeben, nach
denen die Erdstöße gerichtet waren. Andere zuerst
von Maltet konstruierte S. beruhen aus der Be-
wegung eines im Gleichgewicht ruhenden Gewichts.
Doch werden neuerdings für Aufzeichnung der hori-
zontalen und vertikalen Bewegungen besondere In-
strumente benutzt, für erstere meist Doppel-Pendu-
lumseismographen, für letztere Federseismographen.
Eine Verbindung beider ist das bis jetzt beste In-
strument, der Gray-Milnesche Seismograph.
Seismofköp, s. Seismometer.
SeißerAlm, SeiserAlpe, Hochplateau der
Südtiroler Dolomitalpen, zwischen dem Eisak- und
dem Fassathal im Gerichtsbezirt Kastelruth der Ve-
zirkshauptmannschaft Bozen, vom Dorfe Seiß
(393 E.) benannt, lehnt sich südlich an die Schlern-
kette an und füllt nördlich steil zum Grödencrthal
ab, dem der Hauptbach durch die wilde Saltaria-
schlucht zufließt. Die S. A. bildet einen weiten,
von SO. nach NW. gerichteten Kessel von etwa
60 km Umfang, in der Mitte etwa 1400 m, an
den Rändern über 2000 m hoch. Im S. wird
die hügelige, von Schluchten durchschnittene Hoch-
fläche von den Dolomitwänden und Zacken des
Schlern (2561 m) und der Roßzähne, im O. vom
Langkofel (3178 m), im N. vom Puflatsch (2174 m)
überragt. Die S. A., größtenteils Eigentum der
Gemeinde Kastelruth oder Castelrotto (1035m,
3096 E.), ist die größte Alm Tirols. Über sie führt
ein Weg von Campitello im Fassathale nach der
Station Atzwang der Vrennerbahn, steigt nordwest-
lich durch das Duronthal über das Mahlknechtjoch
(2189 m, ital. Molignon) zur S. A. und senkt sich
westlich durch das schluchtartige Thal des Tschappit-
bachs zum Eisak hinab.
Se'lstän, arab. Segestän (Sedschista n), Land-
schaft in der Mitte des Hochlandes Iran, am un-
tern Lauf des Hilmend und am Ealzsumpf Hamun
(Zare), im S. von Wüste begrenzt, meist ebene
Steppe, doch am Hilmend und den aus diesem ab-
geleiteten Bewässerungskanülen sehr fruchtbar, liegt
durchschnittlich 400 m ü. d. M. und hat heißes
Klima. Seit 1862 gehört der Westen von S. zur peN.
Provinz Chorassan, der Osten verblieb Afghanistan.
Seitengänge, die bei der Dressur des Pferdes
vorkommenden Bewegungen, bei denen Vorder-
und Hinterbein auf zwei Hufschlügen gehen: Schen-
kelweichen, Schulterherein, Kontraschul-
terherein, Travers, Nenvers. Die S. schlie-
ßen eine dem Pferd nicht natürliche und somit un-
sympathische Ärt der Bewegung in sich und müssen
daher durch freies Geradeausgehenlafsen der Pferde
unterbrochen werden. S. können im Schritt, Trab
und Galopp geritten werden, in letztern beiden
Gangarten aber nur in abgekürzter Cadence.
Seitengatter, Art Gattersäge (s. Sägemaschi-
nen, S. 176 a).
Seitengewehr, im allgemeinen die an der
Seite getragene blanke Waffe, wie Degen (s. d.),
Säbel (s. d.), Pallasch (s. d.), Hirschfänger (s. d.)
und Faschinenmesser (s. d.), im besondern das in
den meisten Armeen auch als Bajonett (s. d.) zu be-
nutzende S. der Fufttruppen. Das S. besteht aus
Klinge (s. d.) und Griff oder Gefäß und einem
zwischen beiden befindlichen Querteil, der Pari er-
st an ge, welche die Verletzung der Hand durch die an
der eigenen herabgleitende feindliche Klinge ver-
hindern soll und zum festern Anfassen des S. dienr
(s. auch Stichblatt). Das Gefäß ist zum Schutz gegen
Hiebe meist mit einem Bügel oder Korb versehen.
Die Scheide des S. besteht in der deutschen Armee
aus Stahl (Degen, Säbel, Pallasch) mit Holzspahn
gefüttert, bei den Ossizieren der Marine und den
Unteroffizieren und Mannschaften der Fußtruppen
meist aus Leder mit Metallspitze (Bajonett, Hirsch-
fänger, Faschinenmesser). Das S. wird am Leibgurt
(Koppel) getragen, entweder durch eine lederne,
taschenartige Hülse (Säbeltasche) durchgesteckt,
oder an ein oder zwei am Koppel (Schleppkoppel)
befestigten Riemen freihängend. Früher wurde das
E. an einem Vandelicr über die rechte Schulter ge-
tragen wie noch jetzt von der preuß. Schloßgarde-
compagnie und den Offizieren der russ. Armee.
Seitenlinie, eine merkwürdige Differenzierung
der Haut der meisten Fische, verschiedener aus-
gewachsener Amphibien (Olm, Siredon) und der
Larven anderer, sowohl geschwänzter wie unge-
schwänztcr Formen. An den Rumpfseiten der Fische
steht eine gerade oder gekrümmte, kontinuierliche
oder unterbrochene Reihe von Schuppen, deren jede
in der Mitte eine feine Pore oder Grube aufweist;
sie zusammen bilden die S. Unterhalb der Schup-
pen der S. verläuft ein Kanal, der durch die Poren
hindurch mit dem Wasser in Verbindung tritt. Ahn-
liche verzweigte Kanüle und Gruben finden sich in
sehr verschiedener Anordnung und Ausdehnung auf