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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sejm - Sekt
Sejm (spr. ßejm, poln., "Versammlung"), im
alten Königreich Polen der Landtag oder Reichstag
für das gesamte Reich, dessen Mitglieder (für die
Abgeordnetenkammer) von den Provinziallandtagen
(3kMiki) der Kreise und Woiwodschaften gewählt
und mit Instruktionen versehen wurden. (E. auch
Schlachtschitz und I^ideruin Veto.)
Sejm (spr. hejm) oder Semj, linker Nebenfluß
der Dessna in den russ. Gouvernements Kursk und
Tschernigow, ist 661 I^in lang, stoßbar, hat auch
etwas Schiffahrt. Am S. liegen die Städte Kursk,
Lgow, Rylsk und Putiwl.
Sekante (lat.), in der Geometrie eine gerade
Linie, die eine krumme Linie schneidet. S. heißt
auch eine der Goniomctrischen Funktionen (s. d.).
Sekel (hebr. 8c1ie1<o1, "Gewicht": grch. LiFlos;
lat. 8ic1u8), im alten Babylon ein Gewichtsnomi-
nal von ^60 Mine, ^6ou Talent und 10 Körnern
ldanH). Man unterschied einen schweren S. von
16,8 3 und einen leichtenvon 8,4 3. Beide dienten
auch als Münzgewicht in ganz Vorderasicn, solange
man noch kein gemünztes Geld hatte, und zwar
rechnete man bald (schon im 2. Jahrtausend v. Chr.),
wo nicht Gewichts-, sondern nur Werteinheiten ge-
geben werden sollten, je 5l) auf die Mine und 3000
auf das Talent Gold. Der (^ ilb erse kel wnrde durch
das Wertverhältnis von Gold und Silber bestimmt;
ursprünglich war dies 1:10, und man glich deshalb
10 Stück Silber mit 1 Stück Gold; später 1:13^.
Da man trotzdem das Verhältnis der Stückzahlen
beibehielt, mußten die Eilbcrgewichte entsprechend
böher ausgebracht werden, und 10 S. Silber zu
22,4 F gingen auf einen schweren S. Goldes von
16,8 F, 10 S. Silber zu 11,2 g auf einen leichten S.
Goldes von 8,4 F. Diese münzartige Verwendung
des S. findet sich unter anderm auch bei den Juden,
nur haben diese ohne Minen gerechnet, nur nach
Talenten und S. Und dazu verwendeten sie wie die
Phöniker einen besondern aus dem babylon. Gold-
sekel hergeleiteten ^ilbersekel von 14,93 x. Seit der
Makkabäerzeit (141 v. Chr.) sind außerdem direkt
Silbermünzen unter dem Namen S. (ganze, halbe,
viertel) im Gewicht von 14,5 z? geprägt worden, die
Silb erlin ge des Neuen Testaments; ihr Wert be-
trug ungefähr 2,6i M. (S. Tafel: Münzen I,
Fig. 17.) Auf den babylonischen S. gründet sich
überhaupt die Münzprägung: der mcdische und
pers. Siglos, wie das von den Griechen in den
ersten Zeiten verwendete Ganzstück, der Stater (s.d.),
der nur eine Übersetzung des Wortes S. giebt.
Seklusion (lat.), Ausschließung, Absondernng.
Sekondeflanken, in der Befestigungskunst,
s. Nebenflanken.
Sekondelieutenant, richtiger Sek 0 n 0 lieute -
nant, in der deutschen Armee die unterste Offizier-
charge (f. Lieutenant).
Sekondlage, beim Fechten, s. Motion.
Sekret (lat.), geheim; Geheimsicgcl, Geheimnis;
daherSekretär, Geheimschreiber; dann überhaupt
Titel sür^ gewisse Kanzleibeamte (s. Kanzlei); Se-
kretariat, das Amt und Bureau des Sekretärs.
- über S. im physiol. Sinne s. Sekrete. .
Sekretär, Stelzengeier oder Kranichgeier
((F^poZkranuZ L6i-i)(mt3i'in3 /lli'^; s. nachstehende
Abbildung), ein 1,15 m langer Raubvogel, auf den
man eine eigene Familie ((^'poMinnidH") gegründet
bat. Der Körper ist schlank, Hals und Beine sehr ver-
längert, die Zehen sind kurz mit schwachen Krallen,
der Schwanz ist lang, ebenso die Schwungfedern,
und am Handgelenk finden sich stumpfe Sporen. De?
in dürren Gegenden Südafrikas hauptsächlich von
Schlangen lebende Vogel kann die Bodenform der
Raubvögel genannt werden, als solcher läuft er
ausgezeichnet, stiegt aber nur im Notfalle.
Sekrete (lat.), diejenigen Flüssigkeiten, die
von mit Ausführungsgängen versehenen Drüsen
bereitet werden und bestimmten physiol. Zwecken
dienen; so ist die Galle das Sekret der Leber,
der Speichel das Sekret der Speicheldrüsen, der
Hauttalg das Sekret der Hautsalbcndrüscn. Im
Gegensatz zu den S. bezeichnet man als Exkrete
diejenigen Drüscnprodukte, die im Körper selbst keine
weitere Verwendung finden, sondern als wahre Aus-
wurfsstoffe aus dem Körper entfernt werden; so der
Harn, der Schweiß. Die Verschiedenheit der S.
hängt ab von dem anatom. Bau und der chem. Be-
schaffenheit der Drüse; von der chem. Beschaffenheit
des dieselbe durchstießenden Blutes; vom Druck,
unter dem das Blut steht; von der Thätigkeit der
die Drüse versorgenden Nerven. (S. Absonderung.)
Sekretion (lat.), Ausscheidung, Absonderung;
in der Geologie sind S. vollständige oder teilweise
Ausfüllungen von Hohlräumen innerhalb der Ge-
steine infolge der Infiltration von Minerallösungen,
aus denen sich Mineralabsätze von der Wandung des
Hohlraums aus nach dessen Innerm fortschreitend
vollzogen. Über die einzelnen Formen s. Ader, Gang,
Geoden, Mandelstein, Trum.
Sekt (Scct), im eigentlichen Sinne des Wortes
ein Wein, der reich an Extraktivstoffen der Traube
ist. Das Wort S. ist ein Lehnwort aus dem Spa-
nischen. Als die Cypernweine durch span. und ca-
narische Trockenweine verdrängt wurden, veränderte
sich auch in ganz Nordeuropa die span. Bezeichnung
(vino 86cco, d. i. trockner Wein) dieser Weine in
allerlei Umbildungen; so hießen dann diese Weine
in den Niederlanden Sekweine, in Deutschland Sekt-
weine, in England ^ackweine. Diese Sektweine sind
starke süße Weine, besonders solcbc, die aus fast
trocknen (gcwelktcn) Beeren mit Zusatz von Alkohol
und konzentriertem Most gekeltert werden. Die be-
kanntesten Arten sind: Canaricnsekt (s. d.) von
den Canarien, insbesondere Palmsekt von der