Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

848

Semlin - Semper (Gottfried)

selbst abgefaßt (2 Bde., Halle 1781‒82); Heinr. Schmid, Die Theologie S.s (Nördl. 1858).

Semlin, ungar. Zimony, serb. Zemun, selbständige Stadt im Komitat Syrmien in Kroatien und Slawonien, auf der Landzunge zwischen Save und Donau, mit dem jenseit der Save liegenden Belgrad durch eine Eisenbahnbrücke verbunden, an der Linie Budapest-Belgrad der Ungar. Staatsbahnen, ist Sitz eines Bezirksgerichts, griech. Erzpriesters und kath. Dekanats, Hauptzoll- und Kontumazamtes, besteht aus der innern Stadt und den Vorstädten Franzensthal und Josefstadt und hat (1890) 12823 meist serb. und deutsche E., in Garnison ein Bataillon des 29. Infanterieregiments «Freiherr von Laudon», acht Kirchen, eine Staats-Oberreal- und höhere Handelsschule, weibliche Industrieschule, eine Sammlung röm. Altertümer und ein Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. Haupthandelsartikel sind landwirtschaftliche Produkte, Gartengewächse, Obst, Felle, Häute, Cerealien und Vieh. Auf dem Zigeunerberg an der Donau die Reste des Schlosses Joh. Hunyadys, der 1456 zu S. starb.

Semmelpilz, s. Polyporus.

Semmering, Bergsattel in den Cetischen Alpen (s. Ostalpen, Bd. 12, S. 696 b), verbindet den Fischbacher Zug mit dem Floningzuge. Die Fußpunkte dieses schon im Altertum benutzten Bergjochs sind Gloggnitz in Niederösterreich (439 m) und Mürzzuschlag in Steiermark (672 m ü. d. M.). Die Höhe des Sattels ist 980 m. Der Name ist slawisch und kommt vom altslaw. Wortstamme smrk, der allgemein Nadelholz bezeichnet. Ein Saumweg bestand bereits seit Beginn des 13. Jahrh. Eine Fahrstraße ließ Karl Ⅵ. ausführen, die 1728 vollendet wurde. Sie wurde 1840 durch eine längere, aber leichter fahrbare ersetzt, die jetzt durch die Semmeringbahn (s. d.) in den Hintergrund gedrängt ist. – Vgl. Silberhuber und Rabl, Führer auf den S. und seine Umgebung (4. Aufl., Wien 1890).

Semmeringbahn, bis zur Vollendung der neuern großen Alpenbahnen eine der kühnsten und großartigsten Eisenbahnbauten in Europa, führt von Gloggnitz bis Mürzzuschlag, ist also nur ebenso lang wie die Gesamtlänge aller 56 Tunnels der Gotthardbahn. Die S. (41, in Kursbüchern 57 km) zählt 15 Tunnels (Gesamtlänge 4275 m) und 16 Viadukte (Gesamtlänge 1481 m). Unter den Tunnels ist der Große Semmeringtunnel, welcher in 897 m Höhe unter dem Passe (980 m) durchgeht, mit 1428 m der längste (die Gotthardbahn besitzt außer dem Haupttunnel noch weitere acht Tunnels von größerer Lange), unter den Viadukten jener bei Payerbach (228 m lang, 25 m hoch); der höchste und imposanteste Viadukt ist aber jener über die Kalte Rinne (184 m lang, 46 m hoch, in zwei Stockwerken); die größte Steigung beträgt 25 Promille. Die Baukosten betrugen 22 ½ Mill. Fl., d. i. etwa 530000 Fl. pro Kilometer. Seit 1882 besteht unfern der Station Semmering das von der Südbahngesellschaft erbaute Semmeringhotel; außerdem drei Privathotels auf und nahe der Paßhöhe selbst.

Semnai (grch.), die Ehrwürdigen, Kultname der versöhnten Erinnyen (s. d.) zu Athen.

Semnōnen, german. Volk, ursprünglich das angesehenste im Bunde der Sueven (s. d.), zu dessen religiöser Feier sich Abgesandte der einzelnen suevischen Stämme im heiligen Haine der S. vereinten, den man bei Mittenwalde sucht. Sie wohnten zwischen der mittlern Elbe und Oder, zu beiden Seiten der Spree. 17 n. Chr. trennten sie sich von der Oberhoheit Marbods und schlossen sich dessen Gegner Armin an. Seit Ausgang des 2. Jahrh. n. Chr. schwindet ihr Name; sie zogen mit andern Stämmen nach Süddeutschland und bildeten den Hauptstock der Alamannen. – Vgl. Baumann, Schwaben und Alamannen (in den «Forschungen zur deutschen Geschichte», Bd. 16, Gött. 1876).

Semnopithecĭdae, s. Schlankaffen.

Semolei, ital. Maler, s. Franco, Giov. Battista.

Semonĭdes, griech. Dichter, s. Simonides.

Semo Saucus, s. Dius Fidius.

Semoy (spr. ßĕmŏá), rechter Nebenfluß der Maas, entspringt in der belg. Provinz Luxemburg bei Arlon, berührt Chiny, Florenville und Bouillon, durchfließt die südöstl. Ecke von Namur, tritt in das franz. Depart. Ardennes und mündet, 165 km lang, bei Montherme.

Semp., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Karl Semper (s. d.).

Sempach, Stadt im Bezirk Sursee des schweiz. Kantons Luzern, auf dem rechten Ufer des Sempacher Sees, an der Linie Olten-Luzern der Schweiz. Centralbahn, hat (1888) 1106 E., darunter 11 Evangelische, Post und Telegraph. Jetzt ein unbedeutendes Landstädtchen mit zerfallenen Türmen und Mauern, ist S. historisch wichtig durch die Schlacht bei S. 9. Juli 1386, in der die Eidgenossen, angeblich durch die Selbstaufopferung Arnold Winkelrieds, einen vollständigen Sieg über den vorderösterr. Adel unter Herzog Leopold errangen, der dabei mit 1400 Edeln den Tod fand. Eine Kapelle und ein Denkstein 2 km nordöstlich von S. bezeichnen das Schlachtfeld, das am Jahrestage der Schlacht viel besucht wird. 1886 wurde auf dem Kirchplatz zu S. eine Säule mit einem Löwen errichtet. – Vgl. Liebenau, Die Schlacht bei S. (Luzern 1886).

Der Sempacher See, ein stiller fischreicher (Sempacher Ballchen) Wasserspiegel, von Hügeln umgeben, liegt 12 km nordwestlich von Luzern in 507 m Höhe, ist 8 km lang, 2,5 km breit, 14,3 qkm groß und sendet seinen Abfluß, die Suhr, zur Aare.

Semper, Gottfried, Baumeister, geb. 29. Nov. 1803 in Hamburg, besuchte das Johanneum seiner Vaterstadt und widmete sich dann zu Göttingen archäol. und mathem., besonders aber militärwissenschaftlichen Studien. Seit 1825 studierte er in München, arbeitete einige Zeit in Regensburg bei Herausgabe des Domwerkes und wandte sich nach Paris, um seine Studien unter Gau zu vollenden. Nach dreijährigem Aufenthalt begab er sich 1830 auf eine längere Studienreise nach dem Süden und besuchte Italien, Sicilien und Griechenland. Hier machte er die damals noch Widerspruch erweckenden Beobachtungen über die Polychromie (s. d.) bei den Griechen. Nach der Rückkehr schuf S. in Hamburg das Donner-Museum, besuchte 1832 Schinkel in Berlin, der ihn an seiner Statt 1834 für die Professur an der Dresdener Akademie vorschlug, wo er neben seiner Lehrthätigkeit einen großen praktischen Wirkungskreis gewann. Nachdem er sich beim Bau der neuen Synagoge (1838‒40) zweckentsprechend an den byzant.-orient. Centralbau gehalten und namentlich die Dekoration meisterhaft durchgebildet hatte, gab er in dem Hoftheater (1839‒41) das glänzendste Zeugnis seiner Gestaltungskraft. Neben Wohnhausbauten in Dresden (Villa Rosa, Palais Oppenheim, beide in edlem Renaissancestil) beschäftigte ihn als Hauptwerk seit 1846 der Neubau des Dresdener Museums (Mittelbau, s. Tafel: Museen Ⅰ, Fig. 3), welches