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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Senne - Senonen
artige Euphorbien und südlich von 12° nördl. Br.
am Blauen Nil die stolze Delebpalme. Im Tierreich
finden sich Meerkatzen, Stachelmäuse, Springhasen,
Viverren, Ichneumonen, Stinktiere, Löwen, Gepar-
den, riesenhafte Affen, Gazellen, Büffel, Giraffen,
Flußpferde und Elefanten sowie eine Menge Sumpf-
und Wasservögel. Am Weißen Nil leben ganze
Stämme fast ausschließlich vom Fischfang (Wels-
arten). Die Bewohner zerfallen in hellerfarbige
(Schukurieh, Hasanieh u. a.) und dunklere. Zu den
letztern gehören die Fundj (Funghi), ein Negerstamm,
der nach 1500 von SW. her vordrang und das Reich
S. gründete, das bis 1820 bestand. Die alte Haupt -
stadt S. am Blauen Nil, mit etwa 10000 E., ist
seit dem Aufblühen Chartums gesunken; größer sind
Wod Medina und Mesalamia.
Senne, Fluß in Belgien, entspringt in der Pro-
vinz Hennegau, 6 km südöstlich von Soignies, be-
rührt Brüssel und mündet, 103 km lang, 5 km
nordwestlich von Mccheln links in die Dyle. Von
Hal bis Vilvorde begleitet sie ein Kanal, der Charle-
roi mit Brüssel und Antwerpen verbindet.
Senne oder Senner Heide, wenig bebauter
Landstrich Westfalens, am westl. Abfall des Lippi-
schen Waldes, im Quellgebiet der Lippe und Ems,
erstreckt sich gegen NW. bis gegen Bielefeld hin. Sie
ist durch ihre Pferdezucht berühmt (s. Senner Pferd).
Sennerei, die Gewinnung der Milchprodukte in
den Alpenwirtschaften (s. d.). Die Sennhütten oder
Senten (in Skandinavien Sät er), wo die Ver-
arbeitung der Milch stattfindet, stehen bald einzeln,
bald zu Weilern vereinigt an geschützten Stellen der
Alpweiden und enthalten den Raum für die Küse-
<und Butter-)Vcreitung, den Schlafraum für die
Sennen (Küher, Käser), die in Tirol und Ober-
bayern oft durch Sennerinnen erfetzt werden, und
meist auch Stallungen zum Schutz des Viehes bei
schlechter Witterung. Die S., welche mit der gesam-
ten Alpenwirtschaft sich neuerdings durch weitere
Ausbildung des Genossenschaftswesens (Sennerei -
Genossenschaften, Gesellschafts- und Gemeindc-
läscrcien), bessere Pflege und Düngung der Alpen-
weiden und verbesserte Technik der Milchverarbeitung
sehr gehoben hat, wird namentlich in den Alpen der
Schweiz, Tirols, Oberbayerns, Salzburgs, Kärn-
tens u. s. w., ferner im Jura, in den Vogesen und
im Norden in Schweden, Norwegen, Island be-
trieben. In den Vordergrund tritt hier zumeist die
Fabrikation von Käse, der häufig von in der Ebene
nicht leicht zu erreichender Güte ist. Die meist sehr
zurücktretende Vutterfabrikation lieferte dagegen bis-
lang nicht felten ein Produkt, das der herrschenden
Vorstellung von "frifcher Alpenbutter" wenig ent-
spricht. Sennen heißt das Beziehen und Bewirt-
schaften der Alpweiden, Senntum das zurAlp ge-
hörende Vieh, S e nnz ei t dcrZeitraum zwischen Auf-
trieb und Abfahrt. (S. auch Milchwirtschaft.)
Senner Pferd, ein Pferdefchlag, der auf der
Senne (s. d.) in Westfalen schon im 12. Jahrh, ge-
zogen wurde. Dieses den Fürsten zu Lippe gehörige
Gestüt war das einzige halbwilde Gestüt Deutsch-
lands. Die Pferde waren sich vollkommen selbst
überlassen und blieben Sommer und Winter im
Freien. Sie waren mittelgroß, abgehärtet, aus-
dauernd und von orient. Typus. Obgleich 1680 in
Lopshorn, südwestlich von Detmold, GestütstaUnn-
gen eingerichtet und orient. und engl. Hengste ein-
geführt wurden, erhielt sich das Senner Gestüt doch
bis ins 19. Jahrh, hinein in seiner urwüchsigen
Eigenart. In Lopshorn beherbergt ein fürstl. lippi-
sches Gestüt noch Nachkommen des S. P.
Eennesblätter (l'oli3 86nn36), ein häusig an-
gewendetes Arzneimittel, sind die Blätter verschie-
dener strauchartiger Cassienarten, namentlick von
^38813 lenitivll ^?l'F/t., ^38813 3NFU8tjfoIi3 Vtt/l?,
(^831Ä odov3t3 Oo??"^. und (^38813 pud68c6N3 2i.
F,-. (S. 038813.) Man unterscheidet im Handel
80NN3 3,l0X3näi'in3. (alerandrinische, Apalto- oder
Palt-Scnna), 36NN3 trip0iit3N3, 3snn3 inäic3 ldie
beste Sorte die Mekka- oder Mokka-Senna) und die
aleppische oder syr. Senna. Sie haben einen eigen-
tümlichen süßlich-widrigen Gernch und einen bitter-
lichen, ekelhaft-schleimigen Geschmack. Ibr wirk-
samer Bestandteil ist ein drastisch-purgierender Ex-
traktivstoff, die Kathartinsäure (Kathartin);
außerdem enthalten sie zwei Glykoside, das Senna-
pikrin und das Sennakrol, ferner Chrysophen-
säure, Kathartomannit u. s. w. Die S. wirken als
sicheres und kräftiges Purgiermittel und werden
sehr häufig angewendet, sobald nur nicht entzünd-
liche Anlage, Anschwellung von Hämorrhoidalgefä-
ßen, Schwangerschaft, Menstruation oder Neigung
zu Krumpfen und Kolik den Gebrauch derselben ver-
bieten. Gewöhnlich werden sie in Aufguß verordnet,
aber auch in Pulvern und Pillen gegeben und sind
das Hauptmittel in dem sog. Wiener Tränkchen
(Infn8uin i3X3tivuin VI6NN6N36 oder 86NN36 coin-
P08itum), in der Sennalatwerge (s. d.) und in
dem Kurellaschen oder Brust Pulver (I^ilviz
I.iliuii'iti36 coni7>03itl.i8 oder I>nlvi8 i)6ctoi-3li3).
In neuerer Zeit finden auch die mit kallem Alkohol
ausgezogenen S. (I^olia 80nn36 8M-iw 6xti'3cw)
vielfach Verwendung; sie wirken milder als die ge-
wöhnlichen S. und bilden den Hauptbestandteil des
Saint-Germain-Thees (3^>6ci68 i3X3nt63 3t.
(^6i'M3in). Das Deutsche Arzneibuch von 1890 bat
die extrahierten Blätter nicht aufgenommen. Über
deutsche oder falsche S. s. 0o1ut63.
Sennheim, franz. Cernay, Hauptstadt des
Kantons S. (13329 E.) im Kreis Thann des Be-
zirks Oberclsaß, an der Thür, der Linie Mülhausen-
Wesserling und der Nebenlinie S.-Masmünster
(19,2 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Mülhausen), hat (1890)
4375 E., darunter 355 Evangelische und 177 Is-
raeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath.
Dekanat, Neste der alten Befestigungen, Pfarrkirche
St. Stephan; Eisengießerei, Kammgarnspinnerei,
Baumwollspinnerei und -Weberei, Etoffdruckerei,
Färberei, Spindelröhrchen- und Maschinenfabrik,
Ziegelei. Nahebei das Waisenhaus ^3ilo 3Fi-ic0i6,
in dem Knaben und Mädchen in der Landwirtschaft
ausgebildet werden. - Südlich von S. das sagen-
rcichc Ochscnfeld, eine unfruchtbare Kiesebene mit
Nadelwald. Hier soll die Entscheidungsschlacht zwi-
schen Cäsar und Ariovist (58 v. Chr.) stattgefunden
haben. Am 3. März 1l)31 schlug Vernbard von
Weimar daselbst die Lothringer unter Herzog Karl.
Semwnen, soviel wie Semnonen (s. d.).
Senön, die oberste Stufe der obern Abteilung
der Kreideformation (s. d.); ihr gehören die Kreide-
felsen an der Südküste von England und auf Rügen
an, während sie z. V. bei Quedlinburg aus sandigen
Gesteinen besteht. Einige Leitfossilien s. auf Tafel:
PetrefaktenderMesozoischenFormations -
gruppe IV, Fig. 12-15 (Bd. 11, S. 801).
Senonen, Völkerschaft in Gallien mit der Haupt-
stadt ^Feäincum, heute Sens (s. d.).