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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Serrosalmo piraya - Servet
8erro82.1ino pira^a., Flsch, s. Piraya.
Serfche, Seidengewebe, s. Serge.
Sertorlus, Quintus, röm. Feldherr, stammte
aus plebejischem Geschlecht aus Nursia im Sabiner-
laud und begründete seinen kriegerischen Ruf iu den
Kämpfen gegen die Cimbern und Teutonen unter
(..<".< Servilius Cäpio und Marius. 97 zeichnete er sich
, als Krv^gsvibun in Spanien, 91 als Quästor im
Vundesgenosjenkriege aus. Seine Bewerbung um
das Volkstribunat wurde durch Sulla vereitelt, weil
S. als Demokrat zur Marianischen Partei hielt. Er
gehörte im Bürgerkriege mit Cinna, Gnäus Papi-
rius Earbo und Marius selbst zu ihren Führern,
vermochte aber trotz redlichen Wollens und energi-
schen Durchgreifens dem Wüten der Marianischen
Banden (87) nicht Einhalt zu thun. 83 bekleidete er
die Prätur, im folgenden Jahre ging er in feine
Provinz, das jenseitige Spanien. Sulla, der ihn
geächtet hatte, sandte gegen ihn den C. Annius
Fuscus, und S. mußte vor diesem aus Spanien
flüchten. Er führte nun ein Abenteurerleben als
Piratenkönig und griff erfolgreich in die Thronstrei-
tigkeiten in Mauretanien ein, bis ihn die Lusitanier
zu ihrem Anführer beriefen. S. erzwang die Lan-
dung an der lusttanischen Küste, fammelte nach und
nach bedeutende Streitträfte, darunter viele flüch-
tige Römer, und führte gegen Quintus Metellus
Pius, den Sulla 79 ins jenseitige Spanien geschickt
hatte, mit Glück den kleinen Krieg; sein Quästor
Lucius Hirtulejus focht ebenfo glücklich im diesseiti-
gen Spanien. Seine vornehme gerechte Natur und
sein staatsmännisches Geschick erwarben ihm rasck
die begeisterten Sympathien der Spanier. 77 stieß
der flüchtige Perperna mit vielen Römern zu S.,
der nun einen Gegensenat aus 300 Römern errich-
tete. Auch Pompejus, der 76 aus Rom mit 30000
Mann in Spanien erfchien, vermochte ihm nicht
beizukommen trotz einzelner Erfolge, die jener und
namentlich Vtetellusin dem sog. Sertorianischen
Kriege errang. S.schloß 74 sogar ein Bündnis mit
König Mithridates von Pontus. S. siel durch seine
röm. Umgebung, die wegen Bevorzugung der Spa-
nier zürnte und das Bündnis mit dem Landesfeind
Mitbridates gegen ihn ausbeutete. An der Spitze
der Verschwörung stand der unfähige Perperna, der
. S.' Erbe in der fpan. Herrfchaft werden wollte. Bei
einem Gastmahl trafen S. die Dolche der Verschwo-
renen. Eine Biographie des S. schrieb Plutarch.
Sertularien, s. Hydroidpolypen.
Serubäbel, der erste der 12 Häuptlinge, die 537
v. Ehr. mit Erlaubnis des Cyrus 42000 deportierte
Iudäer und Benjaminiten nach Palästina zurück-
führten und die jüd. Gemeinde begründeten. S.
war aus dem Geschlecht Davids. Die Propbeten
Haggai und Zacharia erblickten in ihm den künftigen
messianischen König. Eine Zeit lang hat er als pers.
Statthalter denVerwaltungsbezirkIerusalem regiert.
Serum (lat.), Blurwasser, Bezeichnung von
Körperflüssigkeiten, in denen feste Teilchen, wie im
Blute (s. d.) die Blutkörperchen, aufgeschwemmt
sind, so im Eiter (Eiterserum), in der Lymphe
(Lymphserum). Das Blutserum tritt im
lebenden Körper fortwährend durch die Haargefäß-
wände und durchtränkt die Gewebe mit seröser
Flüssigkeit, die sich unter krankhaften Verbältnissen
in großen Mengen ansammeln kann, während sie
bei gesunden durch die Lymphgefäße ihren Abfluß
findet. Auch die Körperböblen (Bauch- und Brust-
höhle, Herzbeutel, Gchirnhöhlcn) enthalten bei Ge-
sunden etwas S., weshalb man die diese Höhlen
auskleidenden glatten Häute seröse Häute stiem-
di-aimL 5L1-08Ä6) nennt. (S. Haut.) - über Heil-
serum s. d. und Schutzimpfung.
Serumglobulin, s. Fibrinogen.
Sorbin iNotis (lat.), Molken.
5'e?'?'., hinter lat. Insektennamen Abkürzung für
Audinct de Serville (spr. -wil), geb. 1775,
gest. 1858 zu Paris (Entomolog).
Servais (fpr. -wäh), Francois Adrien, Violon-
cellvirtuos, geb. 7. Juni 1807'in Hall bei Brüssel,
Schüler Platels, wurde nach vielen .Kunstreisen
1848 Professor am Konservatorium zu Brüssel. Er
starb 25. Nov. 1866 in Hall, wo ihm ein Denk-
mal gesetzt ist. Von seinen Cellokompositionen sind
3 Konzerte und 16 Phantasien hervorzuheben.
Serval, Raubtier, s. Luchs.
Servante (frz., spr. -wängt, "Dienerin"), An-
richtetischchen, Kredenz, Silberschrank u. dgl.
Servatius, Heiliger, der letzte Bischof von Ton-
gern, war ein Gegner der Arianer und starb in
bohem Alter zu Maastricht um 400. Auf fein Grab
soll nie Schnee gefallen fein. Sein Gedüchtnistag,
der 13. Mai, ist als einer der Gestrengen Herren (s. d.
und Lostage) bekannt.
Servet, Michael, Arzt und Antitrinitarier, geb.
1511 als Sproß einer altchristl. Familie zu Tudela
in Aragomen. Nach seiner Mutter nannte er sich
oft auch Reves und nach Villanueva, seinem väter-
lichen Stammorte, Villanovanus. Um 1525
trat er in die Dienste des Paters Quintana, des
spätern Beichtvaters Karls V., und kam mit ihm
zunächst nach Toulouse, wo er Rechtswissenschaft
studierte und durch das Auffinden der Bibel zugleich
zum Studium der Heiligen Schrift angeregt wurde.
1530 wohnte er der Kaiserkrönung in Bologna und
dem Reichstag in Augsburg bei und verhandelte
in Bafel mit Okolampadius besonders über die
Lehre von der Dreieinigkeit. 1531 erschien in Ha-
genau seine Schrift "De ti-init9.ti8 6rroridu8", worin
er die sog. Wefenstrinität bestritt und nur drei
"Dispositionen" des einen, unteilbaren und ewigen
Gottes lehrte. In milderer Form sprach S. diesel-
ben Gedanken aus in der Schrift "DialoForuni
äs trinitatk lidri duo; äs ^uätitia l6Ani Odristi
capiwia yuatwoi-" (1532). Wegen feiner Ansichten
überall angefeindet, begab sich S. nach Paris, wo
er unter dem Namen Michel de Villeneuve
bis 1534 Mathematik und Medizin studierte. In
Lyon 1535 als Korrektor beschäftigt, veranstaltete
S. eine Ausgabe des Ptolemäus, kehrte 1537 nach
Paris zurück, wo er Vorlesungen über Geographie,
Astrologie, Mathematik und Medizin hielt und die
Schrift "1)6 3^ru^>i3" veröffentlichte, erregte aber
durch den Beifall, den er bei den Studierenden
fand, und durch feine heftigen Angriffe gegen die
damalige Medizin den Unwillen der ältern Arzte
in so hohem Grade, daß er durch ein gerichtliches
Urteil aus Paris vertrieben wurde. Er begab sich
1540 nach Vienne, wo fein Freund und früherer
! Zuhörer, der Erzbischof Paulmier, ihn schützte.
! Hier lebte S. 13 Jahre lang als Arzt. 1542 er-
i schien von ihm eine neue Ausgabe der lat. Bibel
^ des Dominikaners Santes Pagninus. Über theol.
! fragen stand S. in eifrigem Briefwechsel mit
^ Calvin, und 1553 erschien seine wichtigste Schrift:
^ "(^ki-i8tiNiii8iüi i-68titutio". Trotz der Anonymität
I wurde er als der Verfasser verraten und wegen
Ketzerei zur Verantwortung gezogen. Es gelang
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