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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Shakespeare

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Shakespeare

Sein Besitztum vermehrte er 1557 durch Verheiratung mit Mary Arden, die, aus einer alten angesehenen Familie in der Nähe, ihm Ländereien und auch einiges Geld zubrachte. Seit dem Jahre seiner Verheiratung bekleidete John S. in der städtischen Korporation verschiedene Ehrenämter, deren Höhepunkt er mit dem 1568-69 verwalteten Amte eines High Bailiff von Stratford erreichte. Auf eine Abnahme der günstigen Verhältnisse, in denen er bis dahin gelebt hatte, etwa seit 1583, scheint Verschiedenes hinzudeuten, ohne daß eine eigentliche Verarmung eingetreten sein mag. Wenigstens blieb er wohl stets im Besitz zweier Häuser in der Henleystreet in Stratford, in deren einem sein Sohn William im April 1564 das Licht der Welt erblickt haben soll. Als dessen Geburtstag bezeichnet die Überlieferung, wahrscheinlich auf die Inschrift des Grabsteins gestützt, den 23. April, den Tag seines Todes. Das Register der Stratforder Pfarrkirche giebt nur den Tauftag, den 26. April (alten Stils), an. Zwischen diesem Vermerk und dem folgenden, auf seine Heirat bezüglichen Dokument von 1582 ist eine Lücke, die sich nur durch Vermutungen ausfüllen läßt. Wahrscheinlich besuchte S. die öffentliche (Lateinschule, in der jeder Stratforder Bürgersohn unentgeltlich Unterricht erhielt. Zweifelhafter schon erscheint es, daß der Vater, infolge seiner beschränkten Verhältnisse, den Sohn vor der Zeit aus der Schule genommen habe, damit er ihm bei den Geschäften an die Hand gehe. Nach andern soll er Advokatenschreiber geworden sein; man stützt sich dabei auf seine genaue Kenntnis technischer gerichtlicher Ausdrücke. Ende 1582 verheiratete sich S. mit Anna Hathaway, laut ihrer Grabschrift acht Jahre älter als er, nachgelassener Tochter eines wohlhabenden Landmanns in Shottery bei Stratford. Das älteste Kind dieser Ehe, Susanna, wurde Mai 1583 in der Stratforder Kirche getauft. Später folgte noch ein Zwillingspaar, Hamlet und Judith, getauft ebendaselbst im Febr. 1585. Bald nach der Geburt dieser Zwillinge wird S. seine Familie verlassen und sich nach London begeben haben. Die Veranlassung zu diesem Schritt war, der Überlieferung nach, Furcht vor der Rache eines benachbarten Landedelmanns, Sir Thomas Lucy, in dessen Park S. gewilddiebt habe, außerdem aber auch, wie Aubrey berichtet, «eine natürliche Neigung zur Poesie und Schauspielkunst», die S. nur in der Hauptstadt in fruchtbringender Weise befriedigen und zur Basis seiner Existenz machen konnte. Wahrscheinlich schloß er sich dort sogleich der Schauspielertruppe an, als deren Genosse, wenngleich nicht als Mitbesitzer ihres Theaters, er später stets erscheint, der Truppe, die unter dem Patronat erst des Grafen Leicester, später des Oberkammerherrn der Königin, 1575 das Theater in Blackfriars gebaut hatte. An diesem Theater hat sich S. als Schauspieldichter im Verlauf weniger Jahre so emporgearbeitet, daß er, nach dem Zeugnis des sterbenden R. Greene, bereits 1592 alle Nebenbuhler überflügelt hatte. Für das Ansehen, das er schon damals auch außerhalb seines Berufskreises genoß, sprechen die Widmungen seiner episch-lyrischen Gedichte «Venus and Adonis» (1593) und «Lucrece» (1594) an seinen Gönner, den Grafen Southampton. Infolge von S.s Thätigkeit erreichte seine Truppe eine solche Blüte, daß sie sich nun auch das Globustheater (schon 1596 von ihr als Sommertheater benutzt) als zweite Bühne einrichtete. Seinen recht ansehnlichen Gewinn von dieser Theaterunternehmung verwandte S. 1597 zum Ankauf eines der größten Häuser in Stratford, in den folgenden Jahren zu weitern Erwerbungen von Grundbesitz in und bei seiner Vaterstadt, die er auch während der Londoner Wirksamkeit stets als Heimat betrachtet zu haben scheint, wohin er zum Besuch seiner dort ansässig gebliebenen Familie, nach Aubreys Zeugnis jährlich einmal gereist ist. 1598 erklärt Francis Meres, der in «Palladis Tamia. Wit's Treasury» zwölf S.sche Dramen anführt, S. für den besten Dramatiker unter den Engländern und erwähnt nebenbei mit großem Lobe auch dessen Sonette, die handschriftlich bei den Freunden umliefen und erst 1609 ohne Zuthun des Verfassers dem Druck übergeben wurden. Auch das Erscheinen einer Sammlung von Liebesliedern verschiedener Verfasser neben einigen echt S.schen Gedichten u. d. T. «The Passionate Pilgrim. By William S.» (1599) zeigt, wie berühmt S. damals sein mußte, daß ein Verleger solche Spekulation auf S.s Namen machte. Daß seine Dramen häufig vor Elisabeth und später vor ihrem Nachfolger mit vielem Beifall aufgeführt wurden, ist mehrfach bezeugt: auch wurde die S.sche Truppe bald nach der Thronbesteigung Jakobs I. (1603) als «königl. Schauspieler» (The King's players) besonders privilegiert. Um dieselbe Zeit findet sich auch der Name S. als Schauspieler zum letztenmal verzeichnet, unter den Darstellern des «Sejanus» von Ben Jonson. Von S.s Liebenswürdigkeit und Ehrbarkeit wird, sowohl aus seinen Londoner, wie spätern Tagen in der Heimat, mehrfach berichtet. März 1616 machte er sein Testament, wie er darin erklärt, noch bei vollkommener Gesundheit und Gedächtniskraft; indes verraten die drei eigenhändigen Unterschriften Spuren großer Körperschwäche, und er selbst überlebte die Abfassung des Testaments nur um wenige Wochen. Von der Natur und dem Verlauf der Krankheit, die ihn 23. April 1616 wegraffte, ist nichts Sicheres überliefert. Am 25. April wurde er in der Kirche zu Stratford an der Nordseite des Chors begraben. An dieser Stelle errichtete die Familie ihm zu Ehren eine bemalte steinerne Büste, jedenfalls vor 1623, da in einem Gedicht vor der in diesem Jahre erschienenen Gesamtausgabe der dramat. Werke auf sie angespielt wird. S.s Witwe überlebte ihn um sieben Jahre und ist an seiner Seite bestattet. Ebendaselbst ruht auch seine ältere Tochter Susanna, 1607 mit einem Stratforder Arzt Dr. Hall, vermählt und 1649 gestorben. Sie hinterließ eine einzige Tochter, mit deren Ableben (1670) S.s Nachkommenschaft erlosch, da sein einziger Sohn Hamnet bereits als zwölfjähriger Knabe, und die drei Söhne der jüngern, 1616 an den Weinhändler Thom. Quiney in Stratford verheirateten Tochter Judith, schon vor ihrer 1662 verstorbenen Mutter gestorben waren.

S.s Dramen, in einer teils nach überlieferten Notizen, teils nach Merkmalen des im Verlauf seiner dramat. Thätigkeit bedeutsam veränderten Stils und Verses bestimmten, freilich nur unsichern zeitlichen Reihenfolge sind nach den drei Abteilungen der ersten Folioausgabe (1623):

I. Comedies: 1) «The comedy of errors», zuerst gedruckt in der Folio 1623, erwähnt von Meres 1598, gegründet auf das lat. Lustspiel des Plautus «Menaechmi»; 2) «The two gentlemen of Verona», zuerst gedruckt in der Folio 1623, erwähnt von Meres 1598, teilweise gegründet auf Yonges engl. Über-^[folgende Seite]