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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sic transit gloria mundi - Siderismus
rhein. Neichsritterschaft gewählt und zog im Sep-
tember mit einem geworbenen Heer gegen den Erz-
bischof von Trier, mnßte jedoch die Belagerung der
Hauptstadt bald wieder aufheben. Das Reichsregi-
ment erklärte S. in die Acht, und die gehosfte Bei-
hilfe von Adel und Städten blieb aus. Nachdem S.s
übrige Burgen genommen waren, belagerten ihn die
verbündeten Fürsten von Hessen, Kurpfalz und Trier
im April 1523 in seiner Feste Landstubl (s. d.) bei
Kaiserslautern. Während der Beschießung wurde
S. schwer verwundet. Er mußte die Burg über-
geben und starb 7. Mai 1523. Sein Grab befindet
sich in der kath. Kirche zu Landstuhl. Ein Doppel-
denkmal Franz von S.s und Ulrichs von Hütten be-
findet sich auf der Ebernburg ls. d.). - Hauptquelle
für die Geschichte S.s ist die "Flersheimer Chronik"
(hg. von Waltz, Lpz. 1874). Vgl. Ulmann, Franz von
S. (Lpz. 1872); Prutz, Franz von S. (im "Neuen
Plutarch", Bd. 8, ebd. 1880); Bremer, Franz von
S.s Fehde gegen Trier (Straßb. 1885).
Der Sohn S.s wurde von Kaiser Maximilian II.
in den Neichsfrciherrenstand, seine Nachkommen 1773
von Kaiser Joseph II. in den Reichsgrafenstand
erhoben und 1791 in das schwäb. Grafenkollegium
eingeführt. Das Geschlecht teilte sich in mehrere
Linien, von denen aber nur die zu Sickingen reichs-
unmittelbare Güter in der Herrschaft Landstuhl be-
saß, die 1803 aufgegeben werden mußten. Gegen-
wärtig ist nur eine Linie übrig, an deren Spitze Graf
Joseph von Eickingen - Hohenburg, geb.
9. Jan. 1833, steht. - Vgl. Hüll, Franz von S.s
Nachkommen (Ludwigsh. 1887).
3io transit Gloria, niunäi (lat.), "so vergeht
der Ruhm, die Herrlichkeit der Welt".
Sicüler (lat.; grch. Sikelcr), nach der Tradi-
tion die ältesten Bewohner Latiums, die dann von
andern Stämmen verdrängt worden, nach dem
südl. Italien gewandert und zuletzt nach der Insel
hinübergezogen sein sollen, welche von ihnen den
Namen Sicilien (s. d.) erhielt. Wahrscheinlich von
ihnen verschieden, wenn auch vielleicht mit ihnen
verwandt, sind dieSikan er, die ältesten Einwohner
Siciliens.
3l0 V0i0, 810 FudoO, s. Ü00 V0i() U. s. W.
5io vos non vobis (lat.), "so (schafft, arbei-
tet) ihr (etwas, aber) nicht für Euch", eine vom jün-
gern Donatus ("Leben des Virgil", 17) auf Virgil
zurückgeführte Wendung.
Sicyon(grch.Sikyon oder S eky on,d.i. "Gur-
kenland", in mythischer Zeit angeblich Nokons, d. i.
"Mohnland" genannt), eine sehr alte Stadt an der
Nordküste des Peloponnes, die ihr eigenes, dem
Umfange nach beschränktes, aber zum Teil sehr
fruchtbares Gebiet zwischen dem von Korinth im
Osten und der Landschaft Achaja im Westen besaß.
Ursprünglich von Ioniern bewohnt, wurde es nach
der sog. dorischen Wanderung von Argos aus dori-
siert; allein das ion. Element, das sich in der Phyle
der Agialeer konzentriert hatte, erlangte über das
dorische das Übergewicht durch die Tyrannen aus
dem Geschlecht des Orthagoras (Orthagoriden),
die 100 Jahre laug (etwa 665-565 v. Chr.) an der
Spitze des kleinen Staates standen und von denen
namentlich Kleisthenes ihn zu hohem Ansebcn brachte.
Nachdem Sturze dieser Dynastie durch Sparta ver-
lor ^. zwar fast alle polit. Bedeutung, aber es blieb
angesehen und blühend durch seine bedeutende In-
dustrie und seine eifrige Pflege der bildenden Künste.
Der Bildhauer Polytlet und der Maler Pausias
stammten von S. Demetrius Poliorketes eroberte
die Stadt 303 v. Chr. und nötigte die Bewohner,
die bisherige untere Stadt, die sich bis ans Meer
ausdehnte, zu verlassen und auf der umfänglichen
Hochfläche, die bis dahin als Akropolis (Burg) ge-
dient hatte, eine neue, regelmäßig gHau^e Siadt
anzulegen. Die neue Stadt gelangte durch ihren
Mitbürger Aratus (s. d.) wieder zu großer polit.
Bedeutung als Mitglied des Achäischen Bundes
und wurde auch nach der Zerstörung Korinths (146
v. Chr.) anfangs von den neuen Herren Griechen-
lands, den Römern, begünstigt, später aber durch
M. Amilius Scaurus ihrer besten Kunstschätze be-
raubt und im Beginn der röm. Kaiscrzeit durch ein
heftiges Erdbeben heimgesucht; trotzdem standen im
2. Jahrh. n. Chr. noch zahlreiche erwähnenswerte
Tempel und sonstige öffentliche Gebäude, und noch
jetzt sind ausgedehnte, wenn auch nicht even ansehn-
liche Ruinen von ihr bei dem Dorfe Vasilikb erhal-
ten. Von ihnen ist 1887 das Theater durch amerik.
Ausgrabungen freigelegt worden. - Vgl. E. Cur-
tius, Peloponnefos, Bd. 2 (Gotha 1852).
3iüa. 2v., Pflanzengattung aus der Familie der
Malvaceen (s. d.) mit gegen 80 Arten in den wär-
mcrn Gegenden der Alten und Neuen Welt, kraut-
artige Gewächfe oder Sträucher mit dichtem Haar-
überzug und anfehnlichen meist in Trauben oder
Ähren stehenden lebhaft gefärbten Blüten. Von
mehrern Arten dienen die Bastfasern zur Herstel-
lung von Geweben, Seilen u. dgl., so von der ostind.
Sammetpappel, 8. r6tu8l^^.,und von der gleich-
falls ostindifchen 8. coi-clilolia _^.
Siddim, vollständig Ebene S., nach 1 Mos.
14,3 fg. der frühere Name der jetzt unter dem Wasser
des Toten Meers begrabenen Gegend. (S. Totes
Meer und Sodom und Gomorrha.)
Siddons (spr. ßidd'ns), Sarah, engl. Schau-
spielerin, geb. 4. Juli 1755 zu Brecknock in Wales,
war die Tochter des Schauspielers Roger Kemble
und die Schwester von Charles und John Philipp
Kemble. 1773 heiratete sie den jungen S., der zu
ihres Vaters Schauspielergcsellschaft gehörte. Gar-
rick berief sie 1775 nach London, wo sie als Portia auf
dem Drurylanetheater auftrat. Seit 1782 galt sie
als erste tragische Schauspielerin Englands. Sie
verließ 1818 die Bühne und starb 8. Juni 1831.
Ihre Hauptrollen waren Lady Macbeth und Katha-
rina in "Heinrich VIII.". - Vgl. Th. Campbell,
1.il6 0kNi-8. 8. (2. Aufl., 2 Bde., Lond. 1839).
Siddur (hebr.), das Gebetbuch der Juden, für
Wochentage, Sabbate und Feiertage, mit Ausschluß
der synagogalen Dichtungen. - Vgl. Zunz, Die
Ritus des synagogalen Gottesdienstes (Berl. 1859).
Sideral (lat.), auf die Sterne bezüglich.
Siderällicht, s. Drummonds Kalklicht.
Sideras, Siderocastrum, Valkanpaß, s.
Eisernes Thor 3.
Sideration (neulat.), Erkranken durch Witte-
rungseinfluß, besonders durch Hitze.
Sidertde, eisenhaltige Meteorsteine (s. d.).
Sidermgelb, Aquarell- und Ölfarbe, besteht
aus chromsaurem Eisenoxyd, wird erhalten, indem
eine Lösung von Eisenchlorid mit einer siedenden
Lösung von Kaliumbichromat gefällt wird.
Siderifch, auf die Sterne (lat. Liäöi-H) bezüg-
lich; fiderifcher Monat, f. Monat; sideri-
sches Jahr, s.Jahr. (S. auch Siderismus.)
Siderismus (grch.), der Einfluß, den nach aben-
teuerlichen Vorstellungen zunächst das Eisen, dann