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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Siebold (Philipp Franz von) - Sieden
nach München berufen, wo ihm später auch die Pro-
fessur der Zoologie sowie die erste Direktorstelle am
Zoologifch-zootomischen Kabinett übertragen wurde.
Er starb 7. April 1885 in München. S. hat sich nam-
hafte Verdienste um die Fortbildung der Natur-
wissenschaften erworben, indem er vorzugsweise den
innern Bau, die Lebens-undFortpstanzungsgeschichte
der niedern Tiere aufklärte. Er veröffentlichte ein
"Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbel-
losen Tiere" (Tl. 1 von S. und Stannius, "Hand-
buch der Zootonne", Verl. 1848); ferner: "über die
Band- und Vlasenwürmer" (Lpz. 1854), "Wahre
Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen"
(ebd. 1856), "Beiträge zur Parthenogenesis der
Anthropoden" (ebd. 1871), worin er nachwies, das;
auch aus unbefruchteten Eiern sich Tiere entwickeln
können; "Die Süßwassersische von Mitteleuropa"
(ebd. 1863). MitKölliker begründete S. 1849 die
"Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie".
Siebold, Philipp Franz von, Erforscher Japans,
Enkel von Karl Kaspar von S., Sohn des Würz-
burger Professors der Medizin Johann Georg Chri-
stoph von S., geb. 17. Febr. 1796 zu Würzburg,
studierte dafelbst, ging 1822 nach den Niederlanden
und von da als Sanitätsoffizier erster Klasse nach
Vatavia. Im Juni 1823 ward er der Gesandtschaft
nach Japan beigegebcn, von wo er 1830 nach Europa
zurückkehrte. 1859 unternahm er eine zweite Ncise
nach Japan, trat dort sogar 1861 auf einige Zeit in
die Dienste des Taikun, kehrte aber 1862 wieder nach
Europa zurück und starb in München 18. Okt. 1866.
Seine naturhistor. Sammlungen befinden sich in
Leiden. S. veröffentlichte: "Nippon, Archiv zur Be-
schreibung von Japan" (Leid. 1832-51, mit Atlas),
"^anng. Mponica", mit Temminck, Schlegel und
Haan bearbeitet (ebd. 1833 fg.), "^lora^aponieli"
(ebd. 1835 fg.) und "iZidliotiiecHMpmlicÄ", litho-
graphiert von dem Chinesen Ko-tsching-Dschang,
hg. gemeinschaftlich mit I. Hofsmann (6 Tle., ebd.
1833-41), "(^taloFug lidioi'um Mponicoi-uin"
(ebd. 1845), "IsaAOFO in didliotliecain Mponicain"
(ebd. 1841), "U^itoins linAnae MpoilicaL" (Batavia
1826; 2. Aufl., Leid. 1853), "^lorae ^ponicae la-
mi1ia6,iiHwrai63" (mitZuccarini, Münch. 1851) und
"Urkundliche Darstellung der Bestrebungen von
Niederland und Rußland zur Eröffnung Japans für
die Schiffahrt und den Scehandel" (Lpz. 1854).
Siebplatte, f. Gehirn (Bd. 7, S. 675 d u. 676a);
über die S. in der Botanik f. Sicbröhrcn.
Siebröhren, eigentümliche Zellformen, die in
ihrem Inhalt reichlich Eiweißkörper führen und durch
eine befondere Verdickung ihrer Wandungen aus-
gezeichnet sind. Sie bestehen aus Längsreihen von
Zellen, deren Querwände und teilweise auch Längs-
wände feine siebartige Durchlöcherungen besitzen, fo
daß die Fortbewegung der in ihnen vorhandenen
Stoffe auf dem Wege offener Kommunikation erfol-
gen kann. Die Längswände der S. sind in der Negel
sehr zart, die Querwände, Siebplatten, zeigen
nicht selten eine bedeutendere Verdickung; zu gewissen
Zeiten lagert sich denselben eine kallöse Masse auf und
verschließt dadurch die siebartigen Durchbohrungen;
bei lebhafter Stosswanderung wird dieser Pfropf wie-
der gelöst. Man nimmt an, daß die S. eine wichtige
Nolle bei der Wanderung der Eiweißverbindungen
in der Pflanze spielen. Über die Lagerung der S. in
den übrigen Geweben s. Gefäßbündcl und Phloem.
Siebschnäbler oder EntVögel (I^meiii-
ro5tr63), gut umgrenzte, gleichartig gebaute, aus
41 Gattungen und 190 Arten bestehende kosmopo-
litisch verbreitete Vogelordnung, die man zu den
Schwimmvögeln rechnet. Die S. sind ausgezeichnet
durch einen weichhäutigen, an der Spitze zu einer Art
Kegel erhärteten Schnabel, der immer an den Rän-
dern coulissenartig vorspringende Hornlamellen
trägt, die mit einer ähnlichen Seitenarmatur der im
übrigen fleischigen Zunge einen Seih- oder Sieb-
apparat darstellen, der die von den Tieren mit Wasser
aufgenommene, teils animalische, teils pflanzliche
Nahrung zurückhält, während das Wasser abläuft.
Die Flügel sind nicht sehr lang, haben aber zahl-
reiche Schwungfedern, der kurze Schwanz besteht
aus weichen, kleinen, auch meist zahlreichen Steuer-
federn. Die Beine sind kurz, aber kräftig, mit einer
genetzten Haut bedeckt; die drei Vorderzehen sind
durch ganze Schwimmhäute verbunden, die Hinter-
zehe ist klein. Die S. besitzen eine kosmopolit. Ver-
breitung, sind zum Teil an das Meer, zum größern
Teil aber an das süße Wasser gebunden. Man
rechnet zu ihnen die Enten, Gänse, schwane und
als abcrrante Formen die Flamingos (s. die be-
treffenden Artikel); einiae Naturforscher vereinigen
auch noch die Wehrvögel (s. d.) mit ihnen, die jedoch
meist zu den Stelzvögeln gerechnet werden.
Siebstuhl, s. Siebmacherstuhl.
Siebtuch, s. Veuteltuch.
Siebwerke, f. Sieb.
Siebwespe l^adro 2^b.), eine über 40 deutsche
Arten zählende Gattung der Grabwespen, mit dickem,
fast kubischem Kopfe und schwarzem oder schwarz
und gelb gezeichnetem Körper. Bei den Männchen
mancher Arten sind die Schienen der Vorderbeine
schildförmig verbreitert und mit durchscheinenden
Pünktchen versehen, so daß sie siebartig erscheinen.
Die S. nisten teils in der Erde, teils in altem Holz-
werk und tragen Fliegen oder Blattläuse als Nah-
rung für ihre Larven ein. Die gemeineS. (^i-aliio
ci-iwiiriuä^, f. Tafel: Insekten II, Fig. 5, Männ-
chen) findet sich allenthalben in Deutschland, meist
auf Blüten Fliegen nachstellend.
Siebzehner, s. Heuschreckensingzirpe.
Siechenhaus, ein Hospital, das ausschließlich
für die Aufnahme und Verpflegung unheilbarer
Kranker (Gelähmter, Altersschwacher und Gebrech-
licher, Krebskranker, Epileptischer u. dgl.) bestimmt ist.
Sisolo (frz., fpr.ßläkl), Jahrhundert.
Sisolo, XIX" (spr. disnöwlähm ßläkl, "Neun-
zehntes Jahrhundert"), von Edm. About 1871 ge-
gründete Pariser Zeitung, worin er zuerst die Politik
Thiers' verteidigte und dann das klerikal-reaktionäre
Regime Mac-Mahons bekämpfte. Nach dessen Sturz
verlor die Zeitung viel von ihrer Wichtigkeit und
siel fpäter in die Hände des radikalen Abgeordneten
Portalis, der sie zu Erpressungen gegen die Cercles
(Spielklubs) benutzte und deshalb 1894 flüchtete.
Siedelungsgefellfchaft für Deutsch-Süd-
westafrika, s. Deutsch-Südwestafrika.
Sieden oder Kochen, die bei einer bestimmten
Temperatur, dem Siede- oder Kochpunkt, unter
Aufbrausen erfolgende Verwandlung einer Flüssig-
keit in Dampf. Die Flüssigkeit verdampft dann nicht
nur an der Oberflüche, sondern es bilden sich auch im
Innern Dampfblafen, die aufsteigen und platzen.
Hierzu ist erforderlich, daß die Spannkraft der sich
bildenden gesättigten Dämpfe (f. Dampf) dem Luft-
druck mindestens gleich ist. Da uun diese Spannkraft
mit der Temperatur steigt, so findet man bei einem
höhern Luftdruck auch einen höhern Siedepunkt der