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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Silberwaren - Silicium
Silberwaren, die aus Silber (s. d.) oder Silber-
legierungen (s. d.) verfertigten Waren. Silber läßt
sich als Metall leicht bearbeiten, in feine Drähte aus-
ziehen, in dünne Platten walzen und schlagen, ohne
Schwierigkeiten löten, fchmelzen und leicht vergolden.
Diese Eigenschaften sichern dem Silber eine ausge-
dehnte Verwendung zu Schmucksachen und zu Tafel-
gerkt, urnsomehr, da S. nicht rosten und bei einiger
Sorgfalt und gelegentlichem Putzen ibren Glanz
Jahrhunderte hindurch unverändert behalten können.
In Silberschmucksachen aller Art ist die Fabrikation
in Verbindung mit Goldwaren, teils als reines, teils
als vergoldetes Silber in Pforzheim, Hanau und
Schwäbisch-Gmünd stark entwickelt. Namentlicb lie-
fert Gmünd vorwiegend Schmucksachen aus Silber,
während Pforzheim und Hanau autzer ihren Gold-
waren mit mehr oder weniger Silberzusatz, ihre S.
vorzugsweise vergoldet liefern. Feinere künstlerisch
ausgeführte S., z. V. Tafelaufsätze, Embleme, Figu-
ren, Becher, Kelche, Kirchengeräte u. a. m., werden
in den größern Städten der meisten Kulturstaaten,
so in London, Paris, Berlin, Wien u. s. w. ausge-
führt, in silbernem Tafclgerät (Löffel, Messer, Ga-
beln u. s. w.) leistet Berlin Hervorragendes. 1894
betrug die Ausfuhr des Deutfchen Reichs an Gold-
uno Silberwaren ohne Taschenuhren 22,8 Mill. M.,
bierzu 0,7 Mill. M. für Gold- und Blattsilber. -
Die feinen und feinsten Silberdrähte werden ferner
mit Tertilfäden (Nürnberg, Fürth, Freiberg, Dres-
den, Berlin) zu den echten leonifchen Waren, zu Tres-
sen, Militäreffekten u. s. w. verarbeitet, und es be-
trug in derartigen Gold- und Silbergespinsten 1894
die deutsche Ausfuhr weitere 21,i Mill. M. (S. auch
Goldwaren und Goldfchmiedekunst.)
Silberweiß, soviel wie Vleiweiß (s. d.).
Silberwurz, Pflanzengattung, s. vi-vag.
Silburyhügel, s. Avebury.
Silchar, Hauptstadt von Katschar (s. d.).
Silcher, Friedr., Komponist, qeb. 27. Juni 1789
in Schnaith bei Echorndorf in Württemberg, war
von 1817 bis zum Tode, 26. Aug. 1860, Musik-
direktor an der Universität Tübingen. Von S.s
vielen Liedersammlungen ist die bedeutendste die
"Sammlung deutscher Volkslieder, für vier Män-
nerstimmen ssesetzt". Unter den 144 Liedern dieser
Sammlung befinden sich auch die schönen Melodien,
die er selbst komponierte und die seinen Namen be-
rühmt gemacht haben: "Ich weiß nicht, was soll
es bedeuten", "Ännchen von Tharau", "Morgen muß
ich weg von hier", "Zu Etraßburg auf der Schanz"
u. a. Unter den deutfchen Komponisten volkstüm-
licher Melodien nimmt S. den ersten Platz ein.
Sein Denkmal in Tübingen wurde 1874, ein an-
deres zu Schnaith 1882 enthüllt.
Sildehval, s. Finnwal.
Silen, in der Mythologie, s. Silene.
3i1onV ^., Pflanzengattung aus der Familie
der Caryophyllaceen (s. d.) mit etwa 300 meist der ge-
mähigten Zone der Alten Welt angehörenden Arten.
Einige finden sich auch in Südafrika, Nordamerika
und in den arktischen Gegenden. Es sind krautartige
Gewächse mit gegenständigen ungeteilten Blättern,
regelmäßigen fünfzähligen Blüten, deren Blumen-
krone oft lebhaft gefärbt ist. Einige Arten werden
wegen des rasenartigen Wuchses und der schönen
Blüten in Gärten gezogen, z. V. das sog. Marien-
röschen, 8. ai-insi-ig. ^. Zu den häufigsten in
Deutschland wachsenden Arten gehört die Klatsch-
nelke oder Tauben kröpf, 3. wüatH^., mit blasig
entwickelten, weiß gefärbten Kelchen, von dem das
Kraut früher offizinell war. Zu den arktischen und
dockalpinen Arten gehört die schön blühende dichte,
Rasen bildende 3. g^aulis ^., die auch in Gärten,
auf Felspartien u. dgl. gezogen werden kann.
Silene, dämonische Wesen der griech. Mytholo-
gie, die ihrer ursprünglichen Naturbedeutung nach
Dämonen des Fruchtbarkeit verbreitenden fließenden
Wassers waren, und seit dem 5. Jahrh. v. Chr. als
unzertrennliche Begleiter des Dionysos auf seinen
ausgelassen lustigen Wanderzügen wie in seinen
Kämpfen gegen die Giganten, die Indier u. s. tv.
erscheinen. Der berühm-
teste der S. ist Marsyas.
In der Kunst werden die
S. zuerst mit tierischen
Attributen, Pferdeobren
undPferdcschweifen,zum
Teil auch mit Hufen dar-
gestellt; in derselben Ge-
stalt bildete man die
ibnen äbnlichen Satyrn
is. d.). Später wurde Si-
len l^ilenos) in der
Poesie sowie in der bil-
denden Kunst gewöhnlich
als dickbäuchiger, glatz-
köpfiger Alter mit einer
Stumpfnase und kleinen
Schweinsohren, häufig
mit einem Weinschlauch
in der Hand, oft trunken
auf einem Esel dem
bacchischen Zuge voran-
rcitend oder von ein
Paar Satyrn geführt
dargestellt. Eine schöne
Statue aus dem Altertum ist: Silen den Bacchuskna-
ben in den Armen haltend (im Louvre zu Paris, s. vor-
stebende Figur; ähnlich in der Glyptothek zu Mün-
cken und im Vatikan). - Vgl. Mannhardt, Antike
Wald- und Feldkulte (Berl. 1877); Bulle, Die S.
in der archaischen Kunst der Griechen (Münch. 1893).
Silengefchirr, s. Anschirren.
3i1sntiniu (lat), Schweigen; Silentiarker,
zum Schweigen verpflichteter Mönch (Trappist).
Silesia, der 257. Planetoid.
äiiesia., lat. Name für Schlesien.
Silesius, Angelus, s. Angclus Silesius.
Silesius Minor, Pseudonym von O. Mar-
bach (s. d.).
Silhouette (spr. ßiluett), s. Schattenbild.
3i1ioi3poii3i2.o, s. Kieselschwämme.
Silicium (chem. Zeichen 8i; Atomgewicht 28,4),
das von Berzelius 1810 in der Kieselsäure entdeckte
Element. Man kennt es in verschiedenen allotropen
Modifikationen (s. Allotropie). Amorph erhält man
es, wenn man ein Gemenge von Kieselfluornatrium
mit Kochsalz und metallischem Natrium in einen
glühenden Tiegel einträgt und unter Abschluß der
Luft einige Zeit im Glühen erhält. Am bequemsten
aber, wenn auch unrein, gewinnt man das S., in-
dem man 4 Teile Quarzsand mit 1 Teil Magnesium-
pulver im Neagenzrohr oder Hess. Tiegel erhitzt.
Nach dem Lösen der Schlacke hinterbleibt das S.
als dunkelbraunes, abfärbendes Pulver, das in
Wasser, Schwefelsäure und Salpetersäure unlöslich
ist, sich aber in Fluorwasserstoff und in wässerigem
Kali unter Entwicklung von Wasserstoff löst. Das
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