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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Simulia columbaczensis - Sinanu
düng einer dem Simulanten drohenden strafrecht-
lichen Verfolgung, die Vorschützung von Gebrechen
(s. d.) oder körperlichen Krankheiten, um vermögens-
rechtliche Vorteile zu erlangen, beim Militär, um sich
der Dienstpflicht zu entziehen (vgl. Derblich, Die
simulierten Krankheiten der Wehrpflichtigen, Wien
1880; Heller, S. und ihre Behandlung, 2. Aufl.,
Lpz. 1890); im Civilprozeß die Verfolgung von
angeblichen Ansprüchen, welche dem Kläger nicht
zustehen, im Einverständnis mit dem Beklagten,
um durch eine Zwangsvollstreckung wirklichen
Glaubigern des Beklagten Exekutionsobjekte zu ent-
ziehen; oder die Aufstellung erdichteter Forderungen
im Konkurse, um die Masse zu schmälern. Beides
ist strafbar. Über S. durch Rechtsgeschäft s. Schein-
geschäft. Mücke.
Zilniliia. oo1unidH02sn3i8, s. Kolumbatzer
Simulieren (lat.), erheucheln, vorspiegelnd'. Si-
mulation); über etwas grübeln.
5ünn1iiäa.s,s. Kriebelmücken. ^Gleichzeitigkeit.
Simultan (lat.), gleichzeitig; Simultane: tät,
Simultaneum (lat., d. b. etwas von zwei Per-
sonen zugleich Besessenes) nannte man früher das
gleichberechtigte Nebeneinanderbestehen der prot.
und kath. Kirche in einem Staate oder in einer
Stadt (s. Parität), wobei man einen Unterschied
zwischen notwendigem und willkürlichem S. machte.
Das notwendige S. trat ein, wo im Normaljahre,
dem I. 1624, der kath. und prot. Kultus in einem
Lande nebeneinander geübt worden waren, das will-
kürliche hingegen, wenn ein Landesherr später in
seinem Lande einen andern Kultus einführte. Jetzt
bezeichnet man mit E. die gemeinsame Benutzung
von Kirchengebäuden (Simultankirchen),Glocken
und Friedhöfen. Schulen für Kinder beider Kon-
fessionen heißen Simultan schulen.
sin., Abkürzung für Sinus, eine der Gonio-
metrischen Funktionen (s. d.).
Sina, Georg Simon, Freiherr von, Bankier,
geb. 1753 zu Serajcwo, ließ sich in Ungarn nieder
und wurde 3. April 1818 bei Erwerbung der ungar.
Herrschaften Hodos und Kisdia in den ungar. Adel-
stand erboben. Er starb 3. Aug. 1822. Seine beiden
Söhne Georg Simon, Freiherr von S., geb.
20. Nov. 1782, gest. 18. Mai 1856 zu Wien, Grün-
der des Bankhauses Simon G. Sina zu Wien, und
Johann Simon, Freiherr von S., geb.
16. Jan. 1804, gest. 4. Mai 1869 zu Wien, wurden
8. März 1832 in den österr. Adelstand erboben.
Mit dem Sohn des erstcrn, Georg Simon, Frei-
herr von S., geb. 15. Aug. 1810, gest. 15. April
1876, erlosch das Haus im Mannsstamm.
Sinai, Gebirgsstock der Halbinsel zwischen dem
Meerbusen von Sues und dem von Akabah. Der
Kern des Gebirges besteht durchweg aus Urgestein;
entfernter vom Centrum erscheint der Sandstein und
endlich nach den Rändern hin das Kalkgestein. Die
höchste Höhe des vielgipfcligen Gebirges, Dschebel
Katherin, mißt 2602 in, Dschebel Musa 2244 m,
Dschebel Serbal 2052 iu. Für alle Zeiten berühmt
wurde der S. durch die mosaische Gesetzgebung.
Als den Sinai-Horeb im engern Sinn, von wel-
chem herab nach der Bibel die Zehn Gebote verkün-
digt wurden, versteht man nach der Überlieferung
denjenigen Berg, dessen nordwestl. Höhe jetzt Ras
es-Safsafe (1994 m) und dessen südöstl. Höhe
Dschebel Musa heißt, und streitet sich nur darum,
ob die nördliche oder die südliche dazu geeigneter war.
Ebenen für versammelte Menschen liegen an beiden.
an der nördl. Höhe die Ebene er-Raha, an der süd-
lichen die Ebene Sebaije. Die letztere erscheint passen-
der, weil von ihr aus der ohnedem viel höhere
Dschebel Musa majestätischer emporragt als Ras
es-Safsafe über er-Raha. Raum für ein ganzes
Volk aber hat keine von beiden. Jene Überlieferung
reicht aber nicht über die christl. Zeit hinauf und be-
festigte sich erst dadurch, daß der Kaiser Iustinianus,
angeblich 527, am östl. Fuße des Einai-Horeb, in
dem Thale Schuaib, das berühmte feste Sinaikloster
(Katharinenkloster) mit einer Kirche der Ver-
klärung Christi gründete, in welcher auch Reliquien
der heil. Katharina gezeigt werden. In der frühern
Zeit gab es an dem Berge noch andere Klöster
<z. V/das Kloster der 40 Märtyrer, el-Arbam, dessen
Stelle im westl. Thale noch gezeigt wird), Kapellen
und Einsiedeleien. Lepsius und Ebers nehmen den
Berg verbal, nordwestlich vom Dschebel Musa, für
den biblischen S., aber eine Vergleichung des Ter-
rains mit den Angaben der Bibel läßt dies unge-
eignet erscheinen. Das Alte Testament nennt den
S. neben Sei'r (s. d.) und der Wüste Pharan (Richt.
5, 4, 5; 5 Mos. 33, 2), also an der Südostgrenze
Palästinas. Daß die Israeliten das eigentliche
Hochgebirge durchwandert hätten, ist durchaus un-
wabrschcinlick. (S. Firän.) - Vgl. Ebers, Durch
Gosen zum S. (2. Aufl., Lpz. 1881).
Sinaia, Badeort in Rumänien, unter dem Kloster
gleichen Namens, an der Eisenbahnlinie Predeal-
Ploesci-Bukarest (125 km), im Norden der Haupt-
stadt, mitten in den Karpaten, unweit der siebenbürg.
Grenze in schöner Umgebung am Flusse Prahova
gelegen, bat eine Wasserheilanstalt, Kurhaus, viele
elegante Villen und Hotels. Anlaß zum Entstehen
und Aufschwung S.s gab der jährliche Sommer-
aufenthalt des tönigl. Hofs im Schlosse Pelesch
(s. d.) am Fuße des Vutschetsch.
Sinaitische Inschriften, s. Nabatäer.
Sinalöa, Staat in Mexiko, am Golf von Kali-
fornien, wird im N. von Eonora, im O. von Chi-
buahua und Durango, im Süden vom Territorium
Tcpic durch den Fluß Vayona abgegrenzt. Er liegt
am Westabfall der Sierras Madre de Durango und
Tarahumare und hat auf 74 269 hkm (1893)
223684 E. Seine Gebirge, die gegen das Meer
vorgeschobenen Ausläufer dieser Ketten, erreichen
bis 2000 in Höbe und bestehen aus einer Achse von
paläozoischen Schiefern mit geringen Resten von
Trias und Tertiär, ferner aus großen Massen alter
Eruptivgesteine, namentlich Porphyr, die Küste aus
Alluvium. Diese ist wenig fruchtbar, desto mehr da-
gegen die mittlern Landschaften. Flüsse sind: No-
sario, Mazatlan, Piartla, Culiacan, S. und Fucrte.
Das Klima ist echtes Eecklima, angenehm mild, an
der Küste in der Regenzeit aber nicht ohne Gelbes
Fieber. Die Waldungen liefern Nutz- und Farbe-
bölzer, Mabagoni, Eichenholz, Brasilholz, Schwarz-
bolz; die Bevölkerung baut Mais und zahlreiche
tropische Früchte bis 600 in Höhe, dann Zuckerrohr,
Tabak, Kaffee, Orangen bis 1200 m Höhe; darüber
europ. Cerealien. Man zählt an 400 Minen, meist
Silber, Kupfer, Blei, doch auch Gold; aber es fehlt
an Kapital, Arbeitskräften, Verkehrswegen, Eisen-
bahnen. Hauptbeschäftigung ist noch Viehzucht und
Ackerbau. Die Einwohner verteilen sich auf 13 Städte,
70 Indianerreservationen (Pueblo) und 1000 Ran-
chos, Geböfte u. s. w. Hauptstadt ist Culiacan (s. d.),
größer ist Mazatlan (s. d.). lls. d.).
Sinanu, volkstümlicher Name von Megalopolis
! .