Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

1012

Skandinavische Kunst

das Schloß Oskarshall im engl.-got. Stil von Nebelong (1849-52), die got. Dreifaltigkeitskirche von Châteauneuf (1853-58; s. Taf. I, Fig. 3), die in Backstein aufgeführte Johanniskirche von Bull (1878 vollendet), das Skulpturenmuseum von A. Schirmer in ital. Renaissancestil. Die prächtigen Holzgebäude von Holmenkollen (1895 abgebrannt) und Frognersäter, im nationalen Holzbaustil von H. Munthe, verdienen besondere Erwähnung. Als das bedeutendste ist die Restauration des Doms zu Throndhjem durch Chr. Christie hervorzuheben.

^[Abb.: Holzkirche zu Borgund]

2) Bildnerei. Im Mittelalter beschäftigte sich die norweg. Skulptur besonders mit Holzschnitzereien zum Schmuck der Portale der Holzkirchen und got. Altarschreine; die Holzbildnerei blieb in den Zeiten des Verfalls seit dem 16. Jahrh. nur bei der bäuerlichen Bevölkerung in Übung. Aus diesen bäuerlichen Kreisen ging dann unter anderm der berühmte Elfenbeinschnitzer Magnus Berg (1666-1739) hervor. Die schweren Lebensverhältnisse, unter denen im 19. Jahrh. Michelsen, H. Hansen, Fladager und Budal zu kämpfen hatten, sind traurige Erinnerungen, die sich an die Geschichte der neuern norweg. Skulptur knüpfen. Glosimot wandte sich der Elfenbeinschnitzerei zu; C. Borch lieferte die Statue des Stortingspräsidenten Christie in Bergen, Brynjulf Bergslien die Reiterstatue Karls XIV. Johann und die Statue des Dichters Wergeland, Jul. Middelthun die des Professors Schweigaard und Jacobsen die des Königs Christian IV., alle in Kristiania. Unter den jüngern Bildhauern hat Stephan Sinding das treffliche Barbarenweib seinen Sohn aus dem Kampfgewühl tragend (im Skulpturenmuseum zu Kristiania) geliefert, während Matthias Skeibrok eine Giebelgruppe für das Universitätsgebäude (Athene den von Prometheus gebildeten Menschen belebend) 1891 vollendet hat.

3) Malerei. Die Malerei hat im Mittelalter einige merkwürdige Antemensalen (oft unrichtig als Antependien bezeichnet) hervorgebracht, die (besonders zahlreich in Stift Bergen) biblische und Heiligengeschichten darstellen, so ist mehrmals der Tod des Königs Olaf des Heiligen bei Stiklastad dargestellt. Auch die Holzgewölbe der Lettner in den Stabkirchen von Aal und Torpe (Hallingdal) sind mit Darstellungen aus der Heiligen Schrift und aus der Geschichte der heil. Margareta geschmückt. Einzelne Maler, wie Blumenthal in Bergen und der Bauer Peder Odnes tauchen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. auf. Die Neubelebung des Nationalbewußtseins im Anfang des 19. Jahrh., die Union mit Schweden 1814, die Errichtung der norweg. Universität 1811, die der Zeichenschule zu Kristiania 1819, die Errichtung des Kunstvereins in Kristiania 1836, der Nationalgalerie 1837 waren Impulse, welche die nationale Kunst wieder zum Leben erweckten. 1820 wurde der aus Bergen gebürtige Landschaftsmaler Joh. Chr. Dahl (s. Taf. II, Fig. 1) Professor an der Kunstakademie zu Dresden und zog seine jüngern Landsleute, die Landschafter Fearnley (1802-42), Baade (1808-79) und Frich (1810-58), an sich, während Görbitz in Wien und Paris arbeitete. Um 1840 fängt die zweite Periode der jungen norweg. Kunst an, indem der Schilderer des norweg. Volkslebens, Adolf Tidemand (s. Taf. II, Fig. 2) und der Landschafter Hans Gude (s. Taf. II, Fig. 3) ihre Schritte nach Düsseldorf lenken und eine ganze Schule jüngerer Künstler daselbst um sich versammeln. Besonders scharen sich um Gude eine große Reihe von Landschaftern zuerst in Düsseldorf und nach seiner Versetzung 1863 in Karlsruhe: H. Eckersberg, Morten Müller, H. Cappelen, Bodom, S. Jacobsen, Wexelsen, Ludw. Munthe, Amaldus Nielsen, Rasmussen, Joh. Nielsen, Smith-Hald, Otto Sinding, Diesen, Ulssten u. a. Unter dem Einfluß Tidemands, wenn auch nicht direkt als seine Schüler, entwickelten sich in Düsseldorf Knut Bergslien, Arbo, Karl Hansen und die ersten Damen, die sich in Norwegen der Kunst weihten: Frau H. Lund, Frau M. Dietrichson, Fräulein Hansteen und Fräulein Schreiber. Als Tiermaler zeichneten sich Siegwald Dahl (Sohn des Joh. Chr. Dahl), Fräulein Elisabeth Sinding, Uchermann und Askevold aus. Der Stilllebenmaler F. Böe und der Marinemaler Benetter bildeten sich in Paris.

Eine Bewegung von großer Bedeutung für die neuere Zeit brachte die Errichtung einer Malerschule in Kristiania durch J. F.^[Johan Fredrik] Eckersberg in den sechziger Jahren hervor, indem sie die jungen Künstler mehr an die Heimat knüpfte. Die weitere Entwicklung suchten diese Maler teils wie gesagt in Karlsruhe, teils in München in den siebziger Jahren. So Roß, Grönvold, Eilif Petersen, Heyerdahl, Kolstö, Skredsvig, Wergeland und Werenskiold, sowie der obengenannte Tiermaler Uchermann und die Landschafter Egenes und Fräulein Kielland. Später kamen auch der Landschafter Skramstad und der Figurenmaler C. Frithjof Smith nach München, während Chr. Krohg, Holter und Barth in Berlin, Grimelund und Thaulow hauptsächlich in Paris ihre Entwicklung suchten. Wilh. Peters und Axel Ender fingen als Schüler der Akademie zu Stockholm ihre Künstlerbahn an. Nach der Weltausstellung 1878 siedelte dann fast die ganze jüngere Künstlerschaft nach Paris über. Hier kamen viele unter den Einfluß der Hellmaler und Impressionisten und kehrten im Anfang der achtziger Jahre nach der Heimat zurück, für die folgende Zeit die norweg. Kunst mit dem Gepräge dieser Richtung versehend. Unter den jüngern Künstlern sind A. Hansteen, Wenzel, Diriks und Glöersen hervorzuheben. In den letzten Jahren sind verschiedene Institutionen zur Hebung der bildenden Kunst in Norwegen errichtet worden: schon