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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Soldo - Solfatara

langten. Die ersten, militärisch fester gegliederten Banden waren die Almogawaren in Spanien, leichte, vorzugsweise für den Kleinen Krieg gegen die Araber bestimmte Fußtruppen, die in Compagnien, deren Führer Almocadenes hießen, gegliedert und später durch Reiterabteilungen verstärkt wurden. Sie kamen 1282 unter Peter von Aragon auch nach Sicilien und machten sich dort unter Rüdiger von Flor gefürchtet. Kaiser Heinrichs Ⅶ. Römerzug vermehrte die italienischen S., deren Führer Matteo degli Visconti und Cangrande della Scala sich unter dem Titel kaiserl. Vikare zu Herren von Mailand und Verona machten. Die erste, in Italien nicht im Herrendienste, sondern für eigene Rechnung selbständig auftretende Söldnerbande war die Compagnia di Siena. Lodovio Visconti stiftete die Bande des heil. Georg, und seitdem bestimmten die Condottieri (s. d.) die Geschicke Italiens. Die französischen S. (bandits, aventuriers, brigands u. s. w.) waren niemals so fest geordnet wie die italienischen und traten zuerst unter Ludwig Ⅶ. auf. Sie entstanden aus den von Ludwig Ⅵ. errichteten Fähnlein der Gemeinden, nahmen viele Ausländer auf, namentlich Brabançons (s. d.), kämpften in den Kriegen Frankreichs und Englands im 12. Jahrh. auf beiden Seiten und verheerten das ganze Land, so daß sich die Stände dagegen erhoben; aber selbst Philipp Ⅱ. August besoldete S., soudoyers oder soldats genannt. Doch gewann erst im 14. Jahrh. das franz. Söldnerwesen große Bedeutung. Die in den Schlachten von Crécy (1346) und Maupertuis (1356) geschlagenen S. wurden bald eine schreckliche Plage ihres eigenen Landes und die Hauptträger revolutionärer Bewegungen. 1365 gelang es, 50000 S. unter dem «Erzpriester» Cervola ins Elsaß zu treiben, und König Karl Ⅴ. nahm mehrere Bandenführer als capitaines ordonnés in Sold; aber Abhilfe brachte erst der Connétable Duguesclin (s. d.), der die zügellosen Scharen durch strenge Disciplin schulte und zum Kriege gegen die Engländer befähigte. Von neuem spielten S. in Frankreich eine Rolle, als Bernhard von Armagnac 1410 mit seinen gascognischen Truppen in den Parteienkampf eingriff. Die Armagnaken (s.d.) wurden nun durch ihre Raubsucht eine Gefahr, die lange Zeit das eigene Land bedrohte, bis sie von Karl Ⅶ. durch die Ordonnanzcompagnien (s. d.) sowie durch den Krieg gegen die Schweizer 1444 unschädlich gemacht wurden. Besser waren die schott. Soldbogenschützen, die im Kampfe gegen England den franz. Königen treffliche Dienste leisteten.

In Deutschland waren die S. die Vorläufer der Landsknechte (s. d.), haben jedoch niemals die Bedeutung und den polit. Einfluß der italienischen und französischen S. erlangt. Die berühmteste Söldnerbande war die «Große Garde» (Magna Guardia), deren «Schwarze Haufen» 6000 Mann stark waren. Die Garde stand 1464 im Dienste des Königs Matthias von Ungarn, diente dem Kaiser in Geldern und kämpfte im dän. Solde in Schweden; sie focht dann gegen die Friesen und wurde 1517 im geldernschen Dienste fast aufgerieben.

Die Schweiz stellte, nachdem schon im 13. Jahrh. vereinzelt Leute aus den Waldstätten in auswärtigen Kriegen mitgewirkt hatten, seit Mitte des 15. Jahrh. bis in die neuere Zeit vielfach andern Mächten Soldtruppen (Schweizer, Schweizertruppen, Schweizerregimenter genannt, s. Reislaufen). Obgleich im Juli 1859 die Bundesregierung ein verschärftes Gesetz erließ, das die Anwerbungen mit Gefängnis, Geldbuße und selbst Verlust der polit. Rechte bestrafte, ist noch jetzt die Zahl der Schweizer im ausländischen Kriegsdienste, besonders in Holländisch-Ostindien und in der franz. Fremdenlegion, bedeutend. In Rom sind seit 1870 die Schweizertruppen im päpstl. Solde auf eine Leibgarde (etwa 100 Mann) beschränkt worden. ^[Spaltenwechsel]

Soldo, der 20. Teil der Lira (s. d.).

Sold’or oder Sol, franz. Geldgröße, s. Sou.

Sole (Soole), kochsalzhaltiges Wasser, entweder natürliches, aus salzhaltigen Quellen aus der Erde fließend, oder künstliches, durch Leitung von süßem Wasser über Steinsalzlager gewonnen (s. Salz).

Solĕa, Fischgattung, s. Schollen.

Soleć, Stadt, s. Schulitz.

Soleil, Le (spr. ßŏläj), Pariser polit. Tageszeitung, das Organ der orleanistischen Partei, von Edouard Hervé, Mitglied der Französischen Akademie, 1873 gegründet und noch jetzt geleitet, erscheint in einer Auflage von gegen 100000 Exemplaren.

Soleillet (spr. -läjeh), Paul, franz. Afrikareisender, geb. 29. April 1842 zu Nimes, unternahm seine erste Afrikareise (in Algerien) 1865 und 1866. In den J. 1873 und 1874 versuchte er von Algerien aus zum Niger vorzudringen, um direkte Handelsverbindungen nach dem Sudan anzubahnen; es gelang ihm nur, zur Oase Aïn-Salah vorzudringen, was vor ihm allein Laing und Rohlfs geglückt war. S. begann darauf eine unermüdliche Agitation für das Projekt, Algerien und Senegambien durch eine transsaharische Eisenbahn zu verbinden. Im Interesse dieses Plans begab er sich 1878‒80 nach Senegambien, wo indessen Machinationen des franz. Gouverneurs seine Arbeiten vereitelten. S. suchte daher an einer andern Stelle dem franz. Einfluß in Afrika neue Bahnen zu öffnen; 1881 drang er über Schoa nach Kaffa vor und legte den Grund für die Beziehung Frankreichs zu den südl. Nachbarländern Abessiniens. Die Schaffung der franz. Kolonie Obok am Golf von Aden ist wesentlich sein Verdienst. Im Begriff, eine neue Expedition nach Schoa anzutreten, starb er 10. Sept. 1886 in Aden. S. schrieb: «Exploration du Sahara central» (1874), «L’avenir de la France en Afrique» (1875), «L’Afrique Occidentale» (1877), «Les voyages et découvertes de Paul S.» (1881), «Obok, le Choa, le Kaffa» (1886).

Solen, Muscheltiere, s. Messerscheiden.

Solenhofen, s. Solnhofen.

Solénn (lat.), feierlich; Solennität, Feierlichkeit; solennisieren, feiern.

Solenŏdon, s. Madagaskarigel.

Solenoīd, s. Elektrodynamik, nebst Fig. 6.

Sōlent, Meeresarm, welcher die Nordwestküste der engl. Insel Wight vom Festlande trennt. Hurst-Fort im W. und Fort Victoria im O. verteidigen die westl. Einfahrt.

Solesmes (spr. -lähm). 1) Stadt im Arrondissement Cambrai des franz. Depart. Nord, rechts an der Selle, an den Linien Valenciennes-Le Cateau (-Hirson-Sedan) und Cambrai-Bavay (-Mons) der Nordbahn, hat (1896) 5704, als Gemeinde 6322 E.; Brauerei, Weberei von Batist, Linon (Schleierleinwand), Taschentüchern und Baumwollwaren sowie bedeutende Zuckerfabrikation. – 2) Flecken an der Sarthe, s. Sablé.

Soleure (frz., spr. ßolöhr), s. Solothurn.

Solfatāra (ital.), Soufrière (frz.), Name für jeden Krater eines Vulkans, der nur schwefelhaltige