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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Somasker – Somerset

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Somalland'

dern und Ziegen auch Strauße gehalten. – Die Hauptmasse der Bevölkerung bilden die Somal (s. d.); unter ihnen leben an der Küste Araber und im Innern Reste der ursprünglichen Bewohner, Bantuneger. Ein Zusammenleben oder gar eine Vermischung mit den Galla findet nicht mehr statt. Die hauptsächlichsten Ortschaften sind: am Golf von Aden Zeila, Berbera (s. d.), Halule (Bandar Alula) und Lasgori mit lebhaftem Handel nach Arabien und Persien; am Indischen Ocean Hopia (Obbia), Warschech, Makdischu (Mogdischu, s. d.) und die wichtigen Hafenplätze Merka, Barawa und Kismaju (s. d.); im Innern Milmil und Faf in Ogaden und Bardera am Jub.

Forschungsreisen. Bei der Feindseligkeit der Somal gegen alle Fremden wurde S. nur mühsam erforscht; erst 1891 gelang die erste Durchquerung von Süden nach Norden. Die bedeutendsten Entdeckungsreisenden waren: Burton und Speke (1855), von der Decken (1865), Brenner (1867–68), Haggenmacher (1874), Révoil (1882–86), Menges (1881–85), Paulitschke (1885), James, der erste Europäer, der 1885 Ogaden erreichte, Baudi und Candeo (1891), Robecchi (1891), der von Mogdischu durch das Innere bis Berbera kam, Ruspoli (1891 und 1892–93), Bottego (1893), Graf Hoyos (1893–94), Donaldson Smith (1894/95) und Fürst Demeter Ghika Comaneşti (1895/96).

Geschichte. Die ersten Niederlassungen in den Hafenplätzen gründeten Araber im 13. Jahrh.; 1698 vertrieb Sef, der Sultan von Maskat, die Portugiesen von den Küstenorten, und 1814 breitete Abdallah, der Statthalter von Sansibar, seine Macht vorübergehend hier aus. Erst 1866, unter Seid Madjid, kamen Kismaju, Barawa, Merka und Mogdischu unter die dauernde Herrschaft des Sultanats Sansibar. Im Golf von Aden bemächtigte sich 1875 Ägypten der Städte Zeila und Berbera, überließ aber diese sowie die Landstriche bis Harrar 1884 den Engländern. Bei dem Abkommen zwischen Frankreich und England im Mai 1887 wurde als Grenze eine Linie von Ras Dschebulil (Südspitze der Tedschurabai) festgesetzt. Durch das engl.-ital. Abkommen vom 15. April 1891 wurde der Jubfluß als die Grenze zwischen Englisch-Ostafrika und Erythräa (s. d.) bestimmt. Italien gewann 1892 von dem Sultan von Sansibar gegen eine jährliche Entschädigung das Recht der Verwaltung und damit die Herrschaft über die Handelsplätze an der östl. Somalküste.

Vgl. Burton, First footsteps in Eastern Africa (Lond. 1856); von der Decken, Reisen in Ostafrika (4 Bde., Lpz. 1869–79); Haggenmacher, Reise in S. (in «Petermanns Mitteilungen», 1884–85); James, The unknown Horn of Africa (Lond. 1888); Baudi di Vesme und Candeo, Un' escursione nel paradiso dei Somali (Rom 1893); Graf Hoyos, Zu den Aulihan (Wien 1895); Mocchi, La Somalia Italiana (Benadir) e il suo avvenire (Neapel 1896).

Somasker, ein nur in Italien verbreiteter geistlicher Orden, der sich vorzugsweise mit Unterricht beschäftigt, gegründet 1532 von Hieronymus Emiliani (Ämilianus, gest. 1537; 1761 von Clemens XIII. heilig gesprochen), 1540 von Paul III. und von spätern Päpsten bestätigt.

Somaterĭa, s. Eiderente.

Somātisch (grch.), körperlich.

Somatolŏgie (grch.), Lehre vom (menschlichen) Körper.

Somatōse, ein aus Fleisch dargestelltes Albumosenpräparat, das die Eiweißstoffe des Fleisches ↔ in leicht löslicher Form enthält. S. dient als diätetisches Nahrungsmittel.

Somatōse-Muttermilch, s. Auffütterung (Bd. 17).

Sombor, Stadt in Ungarn, s. Zombor.

Sombrerēte, Stadt im mexik. Staate Zacatecas, in 2570 m Höhe, nahe der Grenze von Durango, am Fuße der erzberühmten beiden Cerros von S. gelegen, gehörte mit Fresnillo und Zacatecas zu den berühmtesten Silberminenstädten Mexikos und hat etwa 9700 E.

Sombrerīt, Mineral, s. Phosphorit.

Sombrērohüte, s. Chamaerops.

Somerset (spr. ßömměrßett), eine der südwestl. Grafschaften Englands, von Gloucester im N., dem Severnästuar und Bristolkanal im NW., Devon im SW., Dorset im S. und Wilts im O. begrenzt, zählt (1891) auf 4248 qkm 484326 E., d.i. 114 auf 1 qkm. Die Nordküste ist im W. steil, im O., namentlich zwischen dem Parret und Axe, von Marsch- und Moorboden eingenommen. Im O., wo Oolithenkalk, Lias und Keuper vorherrschen, erreichen die Mendip-Hills 298 m, im W. der Exmoor-Forest im Dunkerry-Beacon 518 m. Dieses westl. höhere Bergland zerteilt sich in mehrere Äste, Thäler und Comben oder Seitenschluchten, die hier und da bewaldet sind. Von den Flüssen geht der Exe südwärts in den Kanal, der (Lower-)Avon an der Nordostgrenze, der Axe, Brue und Parret in den Bristolkanal. Der Dorset-Somerset-Kanal durchschneidet den Westen, der Kennet-Avon-Kanal den Osten. Die Great-Western-Railway durchzieht die ganze Grafschaft. Das Klima ist, außer im Berglande, gemäßigt. Trotz der großen Strecken von Marsch- und Moorland ist das Land fruchtbar, namentlich die Thalebene von Taunton. Der Feldbau erzielt Getreide, Hanf und Flachs. Der Obstbau liefert namentlich Apfel und Birnen, woraus Cider und Perry bereitet wird. Wichtiger ist die Viehzucht, die gutes Schlachtvieh, Butter und den Cheddarkäse liefert. In den sumpfigen Landstrichen ist die Gänsezucht sehr ansehnlich. Dazu kommt die Ausbeutung von Kohlen-, Eisen- und Bleigruben und Fabrik- und Manufakturbetrieb in Tuchen, Seidenwaren, Spitzen, Handschuhen, Glas, Papier, Eisenwaren u.s.w. Die Grafschaft sendet sieben Abgeordnete in das Parlament. Hauptstadt ist Bath; wichtig auch Taunton, Bridgwater, Frome, Shepton-Mallet, Wells, Bedminster und Wellington.

Somerset (spr. ßömměrßett), engl. Grafen- und Herzogstitel, dessen erste Träger dem Hause Beaufort (s. d.) entstammten. John Beaufort (gest. 1409) wurde von Richard II. 1396 zum Grafen von S. erhoben. Diese Würde erbten seine drei Söhne: Henry (gest. 1419), John (gest. 1444), der zum ersten Herzog von S. erhoben wurde, und Edmund, zweiter Herzog von S. (gest. 1455). Dieser nahm hervorragenden Anteil an den Kriegen in Frankreich und trat hier schon in Gegensatz zu Richard von York, an dessen Stelle er 1447 die Statthalterschaft in Frankreich erhielt. Dafür verdrängte ihn York, der 1453 für den geistesgestörten Heinrich VI. Protektor wurde, und warf ihn sogar vorübergehend in den Tower. Er fiel 1455 in der ersten Schlacht des Rosenkrieges (s. d.) bei St. Albans. Mit seinem jüngsten Sohn John starb die herzogl. Linie 1471 aus, der Name S. wurde Familienname eines illegitimen Seitenzweiges (s. Beaufort).

Die heutigen Träger der Herzogswürde stammen aus dem Hause Seymour (s. d.). Edward Seymour, der Bruder von Heinrichs VIII. dritter Ge-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 44.