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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Spodium; Spodumen; Spohr; Spokane-Falls; Spöke; Spöl; Spölalpen; Spoleto

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Spodium - Spoleto

mauerte Galerien schützen auf dieser Strecke die Straße vor Lawinen. Dicht hinter Pianazzo überschreitet sie den wilden Madesimo, der mit einem prächtigen, 200 m hohen Wasserfall zum Liro hinabstürzt, durchbricht drei Felsenthore und senkt sich in scharfen Kehren zur grünen Wiesenebene des Doppeldorfes Campo dolcino (1083 m) hinab. Von hier an folgt sie der Sohle des engen, von Felsblöcken übersäten Lirothals (Valle San Giacomo), in welchem beim Dorfe Gallivaggio sich die Üppigkeit der südl. Vegetation entfaltet, und steigt durch Felswildnisse und Kastanienwälder, zuletzt durch Fruchtfelder und Weinberge über San Giacomo nach Chiavenna (317 m, 28,5 km von der Paßhöhe) hinab.

Spodium (grch.), s. Knochenkohle und Knochen.

Spodumen oder Triphan, ein mit dem monoklinen Augit isomorphes Mineral, das auch chemisch einen Lithionaugit darstellt, indem es auf die Formel Li<sub>2</sub>Al<sub>2</sub>Si<sub>4</sub>O<sub>12</sub> oder Li<sub>2</sub>SiO<sub>3</sub> + Al<sub>2</sub>Si<sub>3</sub>O<sub>9</sub> führt, mit 64,5 Proz. Kieselsäure, 27,4 Thonerde, 8,1 Lithion. Krystalle sind selten; meist erscheint das Mineral in individualisierten Massen oder in breitstengligen und dickschaligen Aggregaten, mit Glasglanz (auf den orthodiagonalen und prismatischen Spaltungsflächen mit Perlmutterglanz), durchscheinend, von grünlichweißer und lichtgrünlichgrauer Farbe, der Härte 6,5 bis 7 und dem spec. Gewicht 3,13 bis 3,19. Von Säuren wird der S. nicht angegriffen. Fundorte sind die Insel Utö in Norwegen, Tirol, Schottland, Norwich und Sterling in Massachusetts, die Black-Hills in Dakota. Eine Varietät des S. ist der Hiddenit (s. d.).

Spohr, Louis, Komponist und Violinspieler, geb. 5. April 1781 zu Braunschweig als der Sohn eines Arztes, trat 15 J. alt als Kammermusikus in die Dienste des Herzogs von Braunschweig. Seit 1801 machte er Kunstreisen in Deutschland und erhielt 1805 eine Anstellung als Hofkonzertmeister zu Gotha, wo er sich 1806 mit der Harfen- und Klavierspielerin Dorette Scheidler verheiratete. Kompositionen aus dieser Zeit sind: die Opern "Alruna" und "Der Kampf der Geliebten", das Notturno für Harmoniemusik sowie die Streichquartette, verschiedene Violinkonzerte, Sonaten für Violine und Harfe, endlich auch seine erste Sinfonie (Es-Dur) und das Oratorium "Das Jüngste Gericht". 1812 ging S. nach Wien, wo er beim Theater an der Wien bis 1814 als Kapellmeister wirkte. Als Tonsetzer schuf er in der Zeit von 1813 bis 1815, neben Streichquartetten und Quintetten, Violinsachen u. s. w., sein Nonett und Oktett, die Kantate "Das befreite Deutschland" (zur Feier der Schlacht von Leipzig) und die Oper "Faust". Als Virtuos erntete er besonders bei den Festlichkeiten des Kongresses in Wien großen Beifall, war 1815-17 auf Kunstreisen und dann bis 1819 am Theater zu Frankfurt a. M. als Kapellmeister, wo er im April 1819 seine reizende Oper "Zemire und Azor" aufführte. 1820 ging S., von der Philharmonischen Gesellschaft berufen, nach London, wo namentlich seine zweite Sinfonie (D-moll) gefiel. Auch in Paris hatte er Erfolg. 1822 übernahm S. das Amt eines Hofkapellmeisters zu Cassel. Hier entwickelte er auch eine einflußreiche Thätigkeit als Violinlehrer und schuf seine reifsten Werke: die Opern "Jessonda" (1823), "Der Berggeist" (1825), "Pietro von Abano" (1827), "Der Alchimist" (1830), "Die Kreuzfahrer" (1845), die Oratorien "Die letzten Dinge" (1825), "Des Heilands letzte Stunden" (1835), "Der Fall Babylons" (1840 oder 1841), das "Vaterunser" von Mahlmann (1829) und das von Klopstock (1838), die "Hymne an Gott" (1836), die dritte Sinfonie (1828; C-moll), die vierte Sinfonie (F-dur) "Die Weihe der Töne" (1832), die Doppelquartette, drei achtstimmige Psalmen (1831), die sechste ("historische") Sinfonie (1839), die Doppelsinfonie "Irdisches und Göttliches im Menschenleben" (1841), die Sinfonie "Die Jahreszeiten". Dazu kamen Quartette und Quintette, Klaviertrios, ein- und mehrstimmige Lieder, Violinsachen u. s. w. in reicher Zahl. 1848 verlor S. die Gunst des Hofs seines polit. Liberalismus wegen; 1857 wurde er in den Ruhestand versetzt. Er starb 22. Okt. 1859. Sein Denkmal zu Cassel (Bronzestatue von Hartzer) wurde 5. April 1883 enthüllt.

In allem, was S. geschaffen, macht sich eine edle Empfindung geltend, welcher aber der Mangel eines feurigen, leidenschaftlichen Ausdrucks anhaftet. Dadurch haben sich auch S.s Opern und Oratorien trotz ihres reichen musikalischen Gehalts nicht lebensfähig erwiesen. Seine Violinkonzerte und andere Stücke werden nicht veralten. Was er für die kunstgemäße Ausgestaltung des deutschen Violinspiels gethan hat, sichert ihm eine hervorragende Stellung in der Musikgeschichte. S.s Violinspiel war von einem edeln, gediegenen und maßvollen Gepräge. Der "Spohrsche Bogen" ist im besten Sinne sprichwörtlich geworden. Die Grundsätze seiner Methodik des deutschen Violinspiels hat er in seiner "Violinschule" (1831) niedergelegt. S.s Selbstbiographie (2 Bde., Gött. 1862) erschien nach seinem Tode.

Spokane-Falls (spr. spocken fahls), Hauptort des County Spokane im nordamerik. Staate Washington, nahe der Ostgrenze des Staates, am Spokane-River, der hier zwei Fälle bildet, war früher ein Handelsposten und wuchs, seitdem es 1881 von der Northern-Pacific-Bahn erreicht wurde, von 350 E. auf (1890) 19922 E. Jetzt ist es bedeutender Eisenbahnknotenpunkt und Mittelpunkt für eine große, Weizen bauende Gegend und für die Bergbaudistrikte von Cœur d'Alene im Osten, wo 1884 Gold entdeckt wurde, Colville Valley im Norden und den Okanandistrikt. Die Industrie ist durch Mahl- und Sägemühlen, Maschinenbau, Fabrikation von Möbeln, Fenstern u. s. w. vertreten. S. hat zwei Colleges, Opernhaus, Hotels und viele Zeitungen. Seit dem Brande (1889) ist S. stattlicher wieder aufgebaut worden.

Spöke, s. Seekatzen.

Spöl, rechter Nebenfluß des Inns, durchfließt das größte Seitenthal des Inns, zunächst auf ital. Boden (s. Livigno), tritt dann in den Kanton Graubünden, in das schluchtartige und waldreiche Val Praspölg und mündet bei Zernez.

Spölalpen, s. Ostalpen.

Spoleto, Hauptstadt des Kreises S. (73336 E.) in der ital. Provinz Perugia, 95 km im NNO. von Rom, an der Mareggia, Station der Linie Ancona-Orte, ist mit steilen, engen und winkligen, aber reinlichen Gassen an einem Hügel hinaufgebaut. S. ist Sitz eines Erzbischofs und zählt (1881) 9026, als Gemeinde 21507 E., die zum Teil von der Herstellung von Fleisch-, Frucht- und Gemüsekonserven, zum Teil auch von Bergbau leben. Es besteht ein Gymnasium, technische Schule, Seminar und eine Akademie. In Garnison liegt das 19. Infanterieregiment (außer einem Bataillon). Die Wälder der Umgegend liefern Trüffeln. Die Burg (Castello La Rocca), von Theodorich d. Gr. erbaut, 1155 vom Kaiser Friedrich I. eingenommen, später vom Kardi-^[folgende Seite]