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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Spolien - Sponheim

nal Albornoz verstärkt, 18. Sept. 1860 nach tapferer Gegenwehr von den Piemontesen erobert, dient jetzt als Strafhaus. Die hoch gelegene Kathedrale Sta. Maria Assunta, namentlich im Innern 1644 erneut, hat fünf Bogen mit antiken Säulen, ein großes Mosaik des Solfernus von 1207, im Chor Fresken von Fra Filippo Lippi, vollendet von Fra Diamante 1470. Großartig ist die 206 m lange, auf 10 Bogen ruhende Wasserleitung Ponte delle Torri, die zugleich über eine tiefe Schlucht nach dem Monte-Luco führt, wahrscheinlich zuerst von Herzog Theodolapius (604), in seiner jetzigen Gestalt 1355 erbaut. Der dicht belaubte Monte-Luco trägt Einsiedeleien, die jetzt meist als Landhäuser benutzt werden. Der Palazzo pubblico und der Convento di San Domenico haben Gemälde von Spagna.

Im Altertum war Spoletium eine der bedeutendsten Städte Umbriens. Sie wurde 241 v. Chr. röm. Kolonie latinischen Rechts, verteidigte sich standhaft gegen Hannibal 217, weshalb noch jetzt ein Thor Porta d'Annibale heißt. Im Bürgerkriege zwischen Marius und Sulla litt S. sehr. Von den Goten wurde die Stadt zerstört, durch Narses aber wieder aufgebaut. Während der langobard. Herrschaft in Italien erhob sie sich 574 zum Herzogtum, das am Ende des 9. Jahrh. den größten Teil des östl. Mittelitaliens umfaßte, so daß sich Herzog Guido (s. d.) von S. zum König und 891 zum röm. Kaiser machte; auch sein Sohn Lambert 898 behielt diese Würde bei. Später bildete sich aus dem Herzogtum S. die Mark Ancona, deren Grafen zeitweise das ganze Herzogtum beherrschten. Seit etwa 1220 gehörte es bis 1860 zum Kirchenstaat.

Spolien (spolia), bei den alten Römern die Waffen und die Rüstung, die der Soldat dem erschlagenen Feinde im Einzelkampf abnahm oder aus der gemeinsamen Beute von dem Feldherrn zugesprochen erhielt, und die er dann entweder in dem Tempel eines Gottes, dem er sie weihte, oder im eigenen Hause aufhing. Besonders berühmt sind die spolia opima ("die reichen S."), die Rüstung des getöteten feindlichen Feldherrn, und zwar zunächst die vom röm. Feldherrn selbst erbeutete. Zuerst sollte Romulus, nachdem er Acron, den König der Cäninenser, erschlagen hatte, die spolia opima erbeutet und in dem von ihm dafür gestifteten kleinen Tempel des Jupiter Feretrius aufgehangen haben. Nach ihm weihten noch solche S. Aulus Cornelius Cossus, als er 437 den Vejenterkönig Tolumnius, und Marcus Claudius Marcellus, als er 222 den König der gallischen Insubrer, Viridomar, bei Clastidium getötet hatte.

Spolienklage (vom lat. spolium, das seit dem Mittelalter im Sinne von Besitzentsetzung gebraucht wird), die durch das kanonische Recht eingeführte und vom Gemeinen Recht übernommene Klage auf Rückgabe des Besitzes. Mittels der Spolieneinrede kann der Beklagte jede auch einen andern Gegenstand betreffende Klage des Spoliators (Besitzentziehenden) so lange von sich abwenden, bis er die ihm gewaltsam entzogene Sache wiedererlangt hat. (S. Besitzklagen.) Das neue Deutsche Bürgerl. Gesetzbuch (Einführungsgesetz Art. 55) beseitigt beide Ausdrücke.

Spolienrecht (Jus spolii), die Befugnis, den beweglichen Nachlaß kath. Geistlicher einzuziehen. Diese wurde im Mittelalter von den Grundherren, dem Kaiser und dem Landesherrn ausgeübt und erhielt sich so für einzelne Teile Deutschlands bis ins 16. Jahrh. Auch die Bischöfe übten S. den Pfarrern gegenüber, und, nachdem ihnen im Dekretalenrecht diese Vergewaltigung ihrer Diöcesangeistlichkeit untersagt war, die Päpste, gegen die nun die Staaten die Geistlichkeit schützten. Gegenwärtig ist das S. gänzlich unpraktisch.

Spoliieren (lat.), plündern, berauben.

Spondeus (grch.), ein aus zwei langen Silben (-- --) bestehender Versfuß.

Spondias L., Pflanzengattung aus der Familie der Anacardiaceen (s. d.) mit gegen 10 in den Tropen weit verbreiteten Arten, Bäume mit unpaarig gefiederten Blättern, kleinen unansehnlichen Blüten und pflaumenähnlichen Früchten. Am bekanntesten sind der Mombinpflaumenbaum in Südamerika, S. Mombin L., der die Mombinpflaumen oder otaheitischen Äpfel, in Südamerika und Westindien ein beliebtes Obst, liefert, und der Amrabaum in Ostindien, S. magnifera Pers., dessen Früchte ebenfalls gegessen werden; aus dem Holze beider Bäume wird das Amra- oder Aruraharz zum Räuchern gewonnen. Eßbare Früchte tragen ferner S. dulcis Forst. (Gold- oder Cytherenapfel) auf den Südseeinseln, die südamerikanische S. lutea L. mit gelben Früchten (Schweinspflaumen) und S. tuberosa Arr. (Imburzeiras) in Nordbrasilien, dessen Wurzelknollen reichlich Wasser enthalten.

Spondylarthrokace (grch.), Wirbelvereiterung (s. Pottsches Übel); Spondylītis, Wirbelentzündung.

Spondylus, s. Klappmuschel.

Spongiae, Spongien (lat.), s. Schwämme. - S. compressae, s. Preßschwämme; S. ustae, gebrannter Badeschwamm, veraltetes Mittel gegen den Kropf (der Jodhaltigkeit halber angewendet).

Spongillidae, die Süßwasserschwämme (s. Kieselschwämme).

Spongin, die organische Substanz der Badeschwämme, ein den leimgebenden Geweben chemisch nahe stehendes Proteïd, das durch Kochen mit Säuren unter Bildung von Glykokoll und Leucin zersetzt wird.

Spongiös (lat.), schwammig; spongiöse Korper, soviel wie Schwellkörper (s. d.).

Spongiosa, die feine, aus netzförmig verbundenen Knochenbälkchen bestehende Substanz im Innern des Knochens, im Gegensatz zur festen Knochenrinde und zum weichen Knochenmark (s. Knochen).

Spongosis (grch.), Schwammbildung, Entstehung schwammartiger Geschwülste.

Sponheim (Spanheim), ehemalige Grafschaft im Hunsrück, südwestlich von Bingen. Als deren Stammvater erscheint 1044 Graf Eberbard I. von S.; sein Bruder Siegfried (gest. 1065) wird als Stammvater der Grafen von Ortenburg (s. d.) bezeichnet. Gottfrieds II., Grafen von S. (gest. 1220), drei Söhne stifteten die Linien Sponheim-Kreuznach (vordere Grafschaft), Sponheim-Starkenburg (hintere Grafschaft) und Blankenberg. Letztere Linie, deren Stifter Heinsberg im Jülichschen erheiratete, nahm von diesem den Namen an. Die Linie Sponheim-Kreuznach, deren früh erloschener Seitenzweig auch noch Bolanden durch Heirat erworben hatte, erlosch mit dem Grafen Simon IV. von S. 1414. Seine Tochter Elisabeth (gest. 1416) brachte ein Fünftel der Vordergrafschaft an die Pfalz, während seine Schwester Elisabeth, vermählt mit dem Grafen Johann IV. von S. aus der Starkenburger Linie, die übrigen vier Fünftel an diese vererbte. Die