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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sprengwirkung; Spreu; Spreublätter; Spreublume; Spreustein; Spreutafeln; Sprichwort

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Sprengwirkung - Sprichwort

man 1) das einfache S. oder Sprengbock (s. Fig. 1), welcher aus dem Spannbalken a, den beiden Sprengstreben b b, den beiden Klebpfosten c c und dem Unterzug d besteht, gültig für eine Spannweite von 7,5 bis 9 m. 2) Das doppelte S. oder Sprengbock (Fig. 2), gültig für 10 bis 12 m Spannweite, bestehend aus dem Spannbalken a, den beiden Sprengstreben b b, den beiden Klebpfosten c c, dem Spannriegel d, den doppelten Zangen e e, welche entweder senkrecht zur Richtung des Spannbalkens oder der Sprengstreben angeordnet werden können. Die Sprengstreben mit dem Spannriegel tragen alsdann die Unterzüge in Entfernungen von 3 bis 4 m, auf welche die Balkenlage aufgekämmt wird, welche letztere bei Brücken den Bohlenbelag der Brückenbahn trägt. Bei größern Spannweiten werden mehrere Sprengböcke ineinander geschoben (wie z. B. in Fig. 3), so daß die Spannriegel derselben aufeinander liegen und durch eiserne Bolzen und hölzerne Dübel miteinander befestigt werden. Der stumpfe Schnitt in der Halbierungslinie des Winkels, welchen Spannriegel und Sprengstrebe bilden, wird durch die Doppelzangen gedeckt, auch wendet man statt ihrer gußeiserne Schuhe an. Bei der Konstruktion hölzerner Brücken durch Nebeneinanderreihen von Sprengböcken entstehen sog. Brückenjoche, bei welchen sich die Sprengstreben gegen Schwellen ansetzen, welche den Querverband der einzelnen Brückenjoche vermitteln. Ob man bei einem zu überspannenden Raume ein Hängewerk oder ein S. anwenden soll, richtet sich nach den Umständen; so wird man, wo eine freie untere Ansicht der Balkenlage gewonnen werden soll, z. B. bei Zimmerdecken u. s. w., Hängewerke anwenden, während man S. anbringt, wo die obere Fläche der Balkenlage in Betracht kommt, z. B. bei Brücken. Sehr oft bringt man S. und Hängewerke zugleich an, welche sich gegenseitig ergänzen, z. B. bei Dachkonstruktionen über größern Sälen, wo es gilt, nicht nur die Saaldecke von oben, sondern auch das Dach von unten zu stützen; ferner bei Holzbrücken, wo das S. die Brückenbahn unterstützt und das an beiden Seiten befindliche Hängewerk zugleich das Brückengeländer bildet oder (bei überdeckten Brücken) das Dach trägt. (S. Holzbrücken.)

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

^[Fig. 3.]

Sprengwirkung, die zertrümmernde Wirkung einer Sprengladung (s. d.) gegen den Gegenstand, mit dem sie in Berührung gebracht wird. Insbesondere besteht die S. eines Geschosses zunächst in der Zertrümmerung der Geschoßwand, so beim Shrapnel und bei der Granate; bei letzterer kommt hinzu die Wirkung gegen die Teile des Zieles, mit denen die Granate bei der Detonation in unmittelbarer Berührung ist, je nach Art des Zieles und der Eindringungstiefe des Geschosses eine durchschlagende oder minenartige. Gegen leicht entzündliche Stoffe des Zieles kann sich auch eine Brandwirkung der Sprengladung äußern; hierzu werden event. besondere Brandgeschosse (s. d.) verwendet.

Spreu oder Kaff, die beim Ausdreschen der Körnerfrüchte abfallenden Spelzen und Samenhüllen, Grannen, vermengt mit Blättern, entkörnten Ähren und Stengelteilen. Die S. ist im allgemeinen etwas reicher an Protein und Fett als das zugehörige Stroh, also auch etwas nahrhafter.

Spreublätter, s. Kompositen.

Spreublume, s. Achyranthes.

Spreustein, eine Varietät des Natroliths (s. d.).

Spreutafeln, s. Gipsdielen.

Sprichwort, minder richtig Spruchwort, im weitesten Sinne ein dem Volksmunde entsprungener, in ihm oder auch in der Litteratur sich fortpflanzender Ausspruch von präciser, gern bildlicher Form und eindrucksvollem, sinnfälligem Gepräge, der sich bei bestimmten Anlässen als natürlicher Ausdruck einer bewährten Erfahrung wie von selbst einstellt. Durch seine volkstümliche Herkunft und allgemeine Beliebtheit unterscheidet er sich von den persönlichen Denk- und Wahlsprüchen und den meist litterar. Quellen entnommenen Sentenzen. Doch ist nicht gerade ausgeschlossen, daß auch glücklich gefaßte Aussprüche litterar. Ursprungs (z. B. aus der Bibel) allmählich zum S. werden; dahin gehören namentlich manche der sog. geflügelten Worte. Das sicherste Kriterium für das S. wird immer seine kurze, volkstümliche Form und sein volkstümlicher Gebrauch sein müssen: nur der thatsächliche Erfolg, die wiederholte Anwendung im Munde anderer Leute als des Autors macht ein Wort zum S. Von jeher hat man das S. als Quelle reicher Lebensweisheit geschätzt. Besondere Bedeutung hat es außerdem auch für Sprachkunde und Kulturgeschichte.

Seit dem 16. Jahrh. begann man in Deutschland die einheimischen S. zu sammeln und zu erklären. Die wichtigsten ältern Sammlungen sind die von Tunnicius (zuerst 1513), Joh. Agricola (zuerst 1529), Sebast. Frank (1541 u. ö.), von einem Ungenannten in Egenolffs Verlag (1548), von Eyering (1601), Petri (1605), Lehmann (zuerst 1630), Blum (1780) u. s. w. Mit Wagener (1813), dessen Sammlung 3737 S. enthält, beginnt die Gruppierung unter alphabetisch geordneten Hauptbegriffen, eine Form, die Körte (1837) mit 7202, Eiselein (1838) mit etwa 12 000 und Simrock (1846) mit 12 396 S. als die zweckmäßigste beibehielten. Doch ist man einer vollständigen Sammlung des reichen deutschen Sprichwörterschatzes erst näher gekommen, seit die wissenschaftliche Erforschung der Volksmundarten auch aus diesen die üblichen S. gesammelt hat; es giebt Sammlungen für die Schweiz von Sutermeister und Curti, für die Alpenländer von Hörmann, für Schwaben von Birlinger, für die Oberpfalz von Schönwerth, für Bayern von Sailer, für Luxemburg von Dicks, für Nassau von Kehrein, für Köln von Honig, für die Grafschaft Mark von Woeste, für Waldeck von Curtze, für Franken von Hartmann, für Sonneberg von Schleicher, für Rudolstadt von Wagner, für Friesland von Johansen, Dirksen und Kern, für Göttingen von Schambach, für Westfalen von Prümer, für Meiderich von Dirksen, für Oldenburg von Lübben, für Bremen von Mindermann, für Niederdeutschland von Eichwald, W. Schröder und Eckart, für die Altmark von Schwerin, für Brandenburg von Engelien, für Schlesien von Langer und Peter, für Ostpreußen von Frischbier, für Siebenbürgen