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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stagione; Stagira; Staglaterne; Stagnation; Stagnelius; Stagnieren; Stagno; Stagnone; Stagnopleura guttata; Stagsegel; Stähelin; Stahl

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Stagione - Stahl (Friedr. Jul.)

sterium und Chef der Banksektion und wurde seit 1810 ein vertrauter Mitarbeiter Hardenbergs. Er begleitete ihn nach Paris, London und Wien zum Kongreß. 1816 wurde S. geadelt, 1817 in den Staatsrat berufen und 1819 an die Spitze der "Staatszeitung" gestellt, welche Stellung er 1820 wegen seiner gemäßigten Haltung bei den Demagogenverfolgungen aufgeben mußte. Er starb 17. Dez. 1840. Seine vaterländischen Dichtungen beweisen mehr feinen Sinn für Formenschönheit als ursprüngliches Dichtertalent. S. gab sie zuerst als "Kriegsgesänge aus den J. 1806-13" (Halle 1814; 2. Aufl. 1816), dann vermehrt u. d. T. "Histor. Erinnerungen in lyrischen Gedichten" (Lpz. 1828) heraus. Zarte Empfindung bekundete er in den Sonetten, die er seiner Gattin widmete und die u. d. T. "Erinnerungen an Elisabeth" (Lpz. 1835) als Handschrift gedruckt wurden. - Vgl. auch die aus dem Nachlasse Varnhagen von Enses herausgegebenen Briefe von S., Metternich, Heine und Bettina von Arnim (Lpz. 1865).

Stagione (ital., spr. -dschohne), Jahreszeit, soviel wie Saison (s. d.).

Stagira oder Stagirus (grch. Stageira oder Stageirus), eine 656 v. Chr. von der Insel Andros aus gegründete griech. Stadt auf der Ostküste der Halbinsel Chalkidike, am Strymonischen Meerbusen, ist die Vaterstadt des Aristoteles, der deshalb oft der Stagirit genannt wird und auf dessen Verwendung die von König Philipp II. von Macedonien zerstörte Stadt wiederhergestellt wurde.

Staglaterne, s. Positionslaternen.

Stagnation (lat.), Stillstand, Stockung.

Stagnelius, Erik Johan, schwed. Dichter, geb. 14. Okt. 1793 auf Öland, studierte in Lund und Upsala und wurde dann in Stockholm in der königl. Kanzlei angestellt. Er starb 3. April 1823. Im J. 1817 erschien sein episches Gedicht "Wladimir d. Gr." (von der Schwedischen Akademie gekrönt). Die ganze Fülle seines Talents zeigten aber seine theosophischen Gedichte "Liljor i Saron" (3. Aufl., 1821-22 mit dem großartigen Drama "Matyrerna") und das Schauspiel "Bacchanterna eller Fanatismen" (1822). Seine "Samlade Skrifter" (3 Bde., 1824-26; neue Ausg. von Eichhorn, 2 Bde., 1867-68; deutsch von Kannegießer, 6 Bde., Lpz. 1851) wurden von Hammarsköld herausgegeben. Seine Phantasie ist glühend, sein Versbau melodisch. - Vgl. Hammarsköld, Erik Johan S. (Stockh. 1823); Böttigers Abhandlung in den "Schwed. Ak. Handl." (1872) und in Ljunggrens "Svenska Vitterhetens Häfter" (Bd. 5).

Stagnieren (lat.), stillstehen, stocken, versumpfen.

Stagno (spr. stannjo), serbo-kroat. Ston, Hauptort eines Gerichtsbezirks auf der dalmatin. Halbinsel Sabbioncello (s. d.).

Stagnone (spr. stannjohne), Isole dello, Inselgruppe an der Westküste Siciliens, etwa 10 km nördlich von Marsala, gehört zur ital. Provinz Trapani und besteht aus den Eilanden Isola Grande (Lunga), Sta. Maria und San Pantaleo. Auf San Pantaleo lag die von den Phöniziern gegründete, später den Karthagern gehörende und 397 v. Chr. von Dionysius I. zerstörte Stadt Motye, von der noch Reste vorhanden sind.

Stagnopleura guttata, s. Diamantfink.

Stagsegel, s. Segel.

Stähelin, Rudolf, prot. Theolog, geb. 22. Sept. 1841 zu Basel, studierte daselbst, in Berlin und Tübingen, wirkte dann als Pfarrer und Lehrer und habilitierte sich 1873 in Basel, wo er 1874 außerord. und 1876 ord. Professor der Theologie wurde. S. gehört der vermittelnden Richtung an. Er schrieb: "Erasmus' Stellung zur Reformation" (Bas. 1873), "De Wette nach seiner theol. Wirksamkeit und Bedeutung" (ebd. 1880), "Die ersten Märtyrer des evang. Glaubens in der Schweiz" (Heidelb. 1883), "Huldreich Zwingli und sein Reformationswerk" (Halle 1883), "Briefe aus der Reformationszeit" (Bas. 1887), "Huldreich Zwingli. Sein Leben und Wirken" (ebd. 1895).

Stahl, jedes schmiedbare Eisen, dem man durch Härten und darauffolgendes Anlassen einen beliebigen Härtegrad erteilen kann. (S. Härten.) Je nach seiner Darstellungsweise unterscheidet man Renn-, Frisch-, Cement-, Puddel-, Bessemer-, Guß-, Flammofenflußstahl u. s. w. Früher nannte man S. eine Eisensorte mit 0,75 bis 1,80 Proz. Kohlenstoff, man weiß aber jetzt, daß auch andere Substanzen als Kohle Eisen in S. umzuwandeln vermögen; so verdankt der Wolframstahl seine besondere Festigkeit und Härte einem Gehalt an Wolfram. Über die Darstellung der wichtigsten Stahlsorten s. Eisenerzeugung.

Stahl, Christian Ernst, Botaniker, geb. 21. Juni 1848 zu Schiltigheim im Elsaß, studierte in Straßburg, Halle und Würzburg, wurde 1880 außerord. Professor der Botanik in Straßburg, 1884 ord. Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Jena. Seine hauptsächlichsten Schriften sind: "Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Flechten" (2 Hefte, Lpz. 1877), "über sog. Kompaßpflanzen" (2. Aufl., Jena 1883), "Pflanzen und Schnecken" (ebd. 1888), "Regenfall und Blattgestalt" (Leid. 1893), "Über bunte Laubblätter" (Buitenzorg 1896), "Über den Pflanzenschlaf und verwandte Erscheinungen" (Lpz. 1897).

Stahl, Friedr. Jul., Politiker und Staatsrechtslehrer, geb. 16. Jan. 1802 zu München, von jüd. Abkunft, trat 1819 zu Erlangen zur evang. Kirche über und studierte die Rechte in Würzburg, Heidelberg und Erlangen, worauf er sich 1827 als Privatdocent in München habilitierte. Zunächst dem röm. Recht zugewendet, dem auch die Schrift "über das ältere röm. Klagerecht" (Münch. 1827) angehört, wurde er später, besonders durch Schellings Einfluß, rechtsphilos. Studien zugeführt, auf deren Gebiet ihm seine "Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht" (2 Bde., Heidelb. 1830-37; 5. Aufl., Freib. i. Br. 1878) eine bedeutende Stellung gesichert hat. 1832 wurde er als außerord. Professor nach Erlangen, schon im November aber als ord. Professor nach Würzburg berufen. Seit 1835 lehrte er wieder in Erlangen, bis er 1840 einem Rufe nach Berlin folgte. Hier gewann er einen weitgreifenden Einfluß. Gegen Hegel polemisierend, folgte er ganz den Impulsen Schellings und suchte Recht und Staat auf der christl. Offenbarung zu begründen. Sein ganzes System wurzelt in der Behauptung, daß der Staat wegen der biblischen Lehre vom göttlichen Ursprünge der Obrigkeit eine göttliche Institution sei. Daraus folgert er, daß die Befehle der Obrigkeit die Macht eines göttlichen Gebots haben, dem sich der Einzelne unbedingt fügen muß. Autorität, nicht Majorität solle herrschen. Die Kirche des Staates soll eine streng konfessionelle sein. Seine Schrift "Der christl. Staat und sein Verhältnis zum Deismus und Judentum" (Berl. 1847) entwickelt diesen Gedanken weiter. Seit 1849 Mitglied der preuß. Ersten Kammer,