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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stalldünger - Stamm

dem Terrain liegen. Für die Böcke werden einzelne mit Bohlenwänden abgetrennte Stände (Bocklogen) von 1,2 bis 2 qm Grundfläche geschaffen. Der Futterraum liegt am besten in der Mitte des S. – Schweineställe berechnet man derart, daß auf ein Ferkel 0,5, ein Faselschwein 0,8 bis 1, ein Mastschwein 1,6 bis 2, eine Zuchtsau oder einen Eber 4 qm kommen. Die Wände müssen mit Bohlen verkleidet, der Fußboden stark gepflastert, die Futtervorrichtungen (Tröge) von außen bedient werden können. – Federviehställe müssen für eine Pute 0,3, eine Gans 0,25, eine Ente 0,15, einen Hahn 0,12 qm Fläche haben. – Vgl. Rueff, Bau und Einrichtung der Stallungen u. s. w. (Stuttg. 1875); Wanderley, Die Stallgebäude (Karlsr. 1887).

Stalldünger, s. Dünger.

Stallfütterung, s. Futter und Rindviehzucht.

Stallgraf, s. Graf und Connétable.

Stallprobe, s. Milch.

Stallupönen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen, hat 703,16 qkm und (1895) 45664 (22172 männl., 23492 weibl.) E., 1 Stadt, 203 Landgemeinden und 32 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im Kreis S., 11 km von der russ. Grenze, auf der Wasserscheide zwischen Riemen und Pregel, an der Linie Königsberg-Eydtkuhnen und der Nebenlinie Tilsit-S. (76,2 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Insterburg) und Steueramtes, hat (1895) 5134 E., darunter 61 Katholiken und 112 Israeliten, in Garnison die 3. und 4. Eskadron des Dragonerregiments von Wedel (pomm.) Nr. 11, Postamt erster Klasse, Telegraph, Warendepot der Reichsbank; Maschinenfabriken, Dampfmühlen, Landwirtschaft, Vieh- und erheblichen Getreidehandel.

Stallwachen, s. Wache.

Stālwarts (engl., «Feste», «Starke», «Mutige»), in den Vereinigten Staaten von Amerika Bezeichnung der Republikaner, die unter Anführung von Conkling, Cameron und Logan den vergeblichen Versuch machten, General Grant auf der 1880 zu Chicago abgehaltenen Konvention zum drittenmal zum Präsidentschaftskandidaten zu nominieren. Auf der 1884 abgehaltenen Nationalkonvention spielten die S. keine Rolle mehr.

Stalybridge (spr. stehlĭbrĭdsch) oder Staleybridge, Municipal- und Parlamentsborough auf der Grenze der engl. Grafschaften Lancashire und Chester, liegt 15 km östlich von Manchester an dem überbrückten Tame, dem Huddersfieldkanal und der Linie Manchester-Leeds in öder Heidegegend, hat (1891) 26783 E., blühende Fabrikation von Baumwollzeug, Gießerei und Maschinenbau.

Stambul, der türk. Name für Konstantinopel (s. d.); im engern Sinne der älteste Teil dieser Stadt.

Stambūlow, Stephan Nikolow, bulgar. Staatsmann, geb. 1855 in Tirnova als Sohn eines Gastwirts, war an den Verschwörungen und Aufstandsversuchen in Bulgarien 1875‒76 eifrig beteiligt, nach deren Mißlingen er nach Rumänien entkam. Während des Russisch-Türkischen Krieges von 1877 bis 1878 diente er in der Intendanz, während der russ. Occupation als Beamter bei der Polizei seiner Vaterstadt, später in der Direktion des Innern. Seit 1879 als Advokat in Tirnova ansässig, machte er sich als Redner in der Nationalversammlung bemerkbar, wo er anfangs sehr radikal auftrat und als Gegner des Fürsten Alexander galt. Während des Kampfes zwischen Zankow und Karawelow 1884 wurde S. Präsident der Nationalversammlung und organisierte nach dem Sturz des Fürsten Alexander (21. Aug. 1886) mit seinem Schwager, dem Oberstlieutenant Mutkurow, die Gegenrevolution. Dann regierte er bis zur Wahl des Fürsten Ferdinand als Mitglied der Regentschaft, nachher 1887‒94 als Ministerpräsident mit eiserner Faust, wechselte die Minister seines Kabinetts nach Gutdünken, drückte den Einfluß der Nationalversammlung völlig nieder, verfolgte alle wirklichen und vermeintlichen Anhänger Rußlands und schloß sich in der äußern Politik möglichst der Türkei, dem Dreibund und England an. Am 29. Mai 1894 mußte S. zurücktreten und Fürst Ferdinand berief ein Kabinett aus S.s Gegnern unter Stoilow. Eine Anklage gegen S. wurde 1895 längere Zeit vorbereitet, aber niemals erhoben; immerhin diente sie als Anlaß, ihm die Reise ins Ausland zu verwehren. Am 15. Juli 1895 wurde S. von mehrern Personen überfallen und schwer verwundet; 18. Juli erlag er seinen Verletzungen. – Vgl. Beaman, Stambuloff (Lond. 1895).

Stamen (Mehrzahl stamĭna, lat.), Staubblätter, s. Staubgefäße.

Stamentienpfeife, Art der Schnabelflöte (s. d.).

Stamford (spr. stämmf’rd), Municipalborough in der engl. Grafschaft Lincoln, an der Grenze von Rutland, links am Welland, Station der Midland- und der Great-Northern-Bahn, hat (1891) 8358 E., Lateinschule, ein Museum, vier schöne Kirchen, alte Thore; Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen, Brauerei, Schiffahrt und Handel mit Steinkohlen, Malz und Getreide.

Stamford (spr. stämmf’rd), Stadt im County Fairfield im nordamerik. Staate Connecticut, 70 km von Neuyork am Long-Island-Sund, an der Neuyork-New-Haven-Hartford- und einer Lokalbahn, mit (1890) 15700 E. und einem guten Hafen; hat Schuhfabriken, eine Yale Lock-(Schloß-) Fabrik und ist seiner hübschen Lage wegen beliebter Sommeraufenthalt der Neuyorker.

Stamford (spr. stämmf’rd), Grafen von, s. Grey.

Stamīn, soviel wie Etamin (s. d.).

Stamĭna (lat.), Mehrzahl von Stamen (s. d. und Staubgefäße).

Staminodĭen, Staubgefäße, die nicht vollständig entwickelt sind und keinen Pollenstaub enthalten. Sie haben oft nur die Gestalt kleiner fadenförmiger oder wärzchenartiger Erhebungen, die an den Stellen sich finden, wo sonst normalerweise die eigentlichen Staubgefäße stehen. Besonders häufig kommen S. in den weiblichen Blüten eingeschlechtiger Pflanzen vor, wo sie dann zwischen den Blumenblättern und den Fruchtknoten oder Griffeln sitzen.

Stamm, in der Botanik jedes Organ der höhern Pflanzen, das Blätter trägt oder doch die Fähigkeit besitzt, an seinem fortwachsenden Scheitel, dem Vegetationspunkte, Blattorgane zu bilden. Im gewöhnlichen Leben bezeichnet man mit dem Worte S. meist nur die dicken Hauptachsen der baumartigen Gewächse im Gegensatz zu den Zweigen und Ästen. Im botan. Sinne gehören die letztern beiden natürlich gleichfalls unter den Begriff S., ebenso wie die im Boden wachsenden Achsenorgane, die sog. Rhizome. Es ist in manchen Fällen schwer zu unterscheiden, ob ein bestimmtes Organ als Blatt, S. oder Wurzel zu betrachten ist, da die äußere Form sowie der anatom. Bau keine ganz charakteristischen Merkmale für die Unterscheidung dieser drei Kategorien abgeben. Doch kann man ähnlich wie beim Blatt (s. d.)