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Stanislaus Ⅱ. August – Stanley (Frederick Arthur)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Stanislaus Ⅱ. Leszczynski'
Karl ⅩⅡ. bewirkte, daß S. selbst 12. Juli 1704 vom Reichstag zu Warschau zum König gewählt wurde. Am
4. Okt. 1705 gekrönt, mußte zu seinen Gunsten August Ⅱ. im Frieden zu Altranstädt (1706) der Krone
Polens entsagen. Nach der Schlacht bei Poltawa (1709) floh S. nach Schweden. Um den Frieden
herbeizuführen, war er bereit, auf die Krone zu verzichten, und unternahm in der Absicht, Karls ⅩⅡ.
Zustimmung hierzu zu erlangen, sogar eine Reise nach der Türkei. In der Moldau verhaftet, wurde er
vom Hospodar nach Bender geschickt und hier bis 1714 festgehalten. Darauf überließ ihm Karl ⅩⅡ. das
Herzogtum Zweibrücken; nach dessen Tode wies ihm der franz. Hof Weißenburg im Elsaß zum Aufenthalt
an, und von hier aus wurde 1725 seine Tochter Maria Leszczynska (s. d.) mit Ludwig ⅩⅤ.
vermählt. Als August Ⅱ. 1733 starb, rief ihn eine Partei in Polen, die von Frankreich
unterstützt wurde, wieder zum König aus, woraufhin sich S. selbst nach Warschau, darauf nach Danzig
begab. Doch August Ⅲ., sein von Rußland und Österreich begünstigter Gegner, behielt in dem
ausbrechenden
Polnischen Thronfolgekrieg
(s. d.) die Oberhand; Danzig wurde von den Russen eingeschlossen, und mit Mühe entkam S. nach
Königsberg. Die Wiener Friedenspräliminarien vom 3. Okt. 1735 setzten endlich fest, daß S. der poln.
Krone entsagen, jedoch auf Lebenszeit den Titel eines Königs von Polen behalten sollte; seiner
Familie wurden die in Polen eingezogenen Güter zurückgegeben, er selbst erhielt den Besitz der
Herzogtümer Lothringen und Bar, die nach seinem Tode an Frankreich fallen sollten. Er residierte
fortan in Lunéville und Nancy und starb 23. Febr. 1766. Seine «Œuvres du
philosophe bienfaisant»
(4 Bde., Par. 1765; neue Ausg. 1850) sind philos., moralischen und polit. Inhalts.
Stanislaus Ⅱ. August, der letzte König von Polen, geb. 17. Jan. 1732 zu
Wolczyn, war der Sohn des Grafen
Stanislaus Poniatowski
(s. d.) und der Fürstin Konstantia Czartoryiska. In seiner Jugend besuchte er Paris, wurde 1752
Landbote des Reichstags und zeichnete sich durch Beredsamkeit aus. König August Ⅲ. sandte ihn an
die Kaiserin Elisabeth nach Petersburg, und hier erwarb sich S. die Gunst der Großfürstin,
nachherigen Kaiserin Katharina Ⅱ. Nach Augusts Tode (1763) brachte diese es durch ihren Einfluß
dahin, daß S. auf dem Reichstag zu Warschau 7. Sept. 1764 zum Könige gewählt und 25. Nov. in
Warschau gekrönt wurde. Ein Freund der Wissenschaften und Künste, konnte er doch das Wohl seines
Vaterlandes nicht fördern, da es ihm an Kraft fehlte, den Adel zu zügeln und sich der russ. Politik
zu entziehen. Der unzufriedene Adel trat daher mehrfach zu Konföderationen zusammen und erklärte den
Thron für erledigt. In der Nacht vom 3. Nov. 1771 wurde S. von Verschworenen aus Warschau entführt;
doch gelang es ihm freizukommen und nach Warschau zurückzukehren. Als 1772 die erste Teilung Polens
zur Ausführung kam, protestierte S. vergebens. Durch die Annahme der Konstitution vom 3. Mai 1791
gewann er zwar die Achtung seiner Nation wieder und schien entschlossen, dem Zorne der russ.
Kaiserin Trotz zu bieten; aber schnell durch Preußens und Rußlands Drohungen entmutigt, trat er der
neuen Konföderation zu Targowitz (14. Mai) bei und empörte dadurch den bessern Teil der Nation, ohne
doch, was er wollte, Polen mit Rußland zu versöhnen. Sein Widerspruch gegen die zweite Teilung
Polens 1793
↔
hatte zur Folge, daß Katharina ihn nach Grodno bringen ließ, wo er den dritten Teilungsvertrag
unterzeichnen und 25. Nov. 1795 dem poln. Throne entsagen mußte. Paul Ⅰ. berief ihn nach dem Tode
Katharinas nach Petersburg. Hier lebte er von einer russ. Pension und starb 12. Febr. 1798. – Vgl. Mémoires secrets et inédits de S.
(Lpz. 1862).
Stanislausorden, russ., ursprünglich poln. Orden, 7. Mai 1765 zu Ehren des
Schutzpatrons von Polen durch König Stanislaus Ⅱ. August gestiftet, später vom Herzogtum Warschau,
dann von Rußland übernommen und 1. Dez. 1815 in vier Klassen erneuert, 29. Nov. 1831 den russ. Orden
einverleibt und 28. Mai 1839 auf drei Klassen beschränkt. Ordenszeichen ist ein an seinen acht
Spitzen mit goldenen Kugeln besetztes, von vier goldenen russ. Doppeladlern bewinkeltes, rot
emailliertes Kreuz, auf dessen rundem, weiß emailliertem und mit grünem Lorbeerkranz umgebenem
Mittelschild die verschlungenen roten Buchstaben S. S. Das
Ordensband ist rot mit einer beiderseits doppelten weißen Einfassung. Auf dem Stern zur ersten
Klasse, die über der rechten Schulter getragen wird, ist die Devise:
Praemiando incitat.
Stanisławów, poln. Name von Stanislau (s.
d.) in Galizien.
Staníza, jede Ansiedelung der Kosaken. Diese Dörfer werden von den nicht
zum Dienst berufenen Kosaken bewohnt, deren jeder von dem zugehörigen Gelände 30 Dessätinen (= 32,
7
ha) als erbliches Eigentum besitzt und daneben Anteil an dem gemeinsamen Weideland hat.
Die S. der Linien- (d. i. Grenz-)Kosaken war befestigt und mit hohen, in der Regel hölzernen
Aussichtstürmen versehen, deren oberstes Stockwerk mit Wachtposten besetzt war.
Stanley
(spr. stännlĕ), Arthur Penrhyn, engl. Theolog, geb. 1815 als Sohn des
Bischofs von Norwich, war in Rugby Schüler von Th. Arnolds, studierte in Oxford und wurde Fellow und
Tutor im University College, 1851 Domherr von Canterbury, 1858 Domherr von Christ Church und
Professor der Kirchengeschichte in Oxford und erlangte 1863 das Dekanat der Westminsterabtei in
London. In dieser Stellung übte S. als Kanzelredner durch seine freisinnigen Ansichten wie durch
seine gemeinnützige Thätigkeit weit reichenden Einfluß aus. Er starb 18. Juli 1881. Schon 1844 hatte
sich S. durch ein vorzügliches «Life of Dr. Arnold» einen
angesehenen Namen gemacht. Später erschienen die ausgezeichneten
«Historical memorials of Canterbury»
(1854 u. ö.),
«Sinai and Palestine»
(1855),
«Lectures on the history of the Eastern Church»
(1861), «Lectures on the history of the Jewish Church» (1863‒65),
«Historical memorials of Westminster Abbey»
(1868),
«Essays on Church and State»
(1870) und «Christian institutions» (1881).
Stanley
(spr. stännlĕ), Frederick Arthur,
sechzehnter Graf von Derby, konservativer engl. Staatsmann, geb.
15. Jan. 1841 in London, besuchte die Schule in Eton und trat 1858 in das Garde-Grenadierregiment,
verließ den Dienst als Kapitän und stieg nachher noch in der Miliz bis zum Oberst. 1865 trat er ins
Unterhaus, war 1866 kurze Zeit Admiralitätslord, 1874‒77 Finanzsekretär im Kriegsamt, bis April 1878
Finanzsekretär der Schatz-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 252.