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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stanleyfälle – Stans

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Stanley (Henry Morton)'

Stanley Pool stromaufwärts ab nach Banalja am Aruwimi, wo Major Bartelott mit 257 Mann zurückgelassen, aber bei einem Aufruhr seiner Leute im Juli 1888 ermordet wurde. S. marschierte 28. Juni 1887 von Banalja ab mit 383 Mann. Er folgte dem Lauf des Aruwimi direkt nach Osten. Ein ungeheurer Urwald nahm ihn auf; nach 160 Tagen hatte er ihn 3. Dez. durchschritten, nachdem in Ibwiri das Fort Bodo angelegt und mit 173 Mann besetzt worden war. Am 13. Dez. 1887 stand S. auf den Höhen von Kavalli am Ufer des Albertsees. Da er keine Nachricht von Emin vorfand, kehrte er vorläufig nach Fort Bodo zurück, wo er bis zum 2. April 1888 blieb. Endlich traf er 29. April 1888 mit Emin bei Kavalli zusammen, nachdem er unzählige Beschwerden und Kämpfe mit den Eingeborenen bestanden. Seine Mittel waren erschöpft. Um sie zu ergänzen und Emin wirkliche Hilfe leisten zu können, beschloß er, die Nachhut unter Major Bartelott aufzusuchen und heranzuholen. In 82 Tagen marschierte er von Kavalli nach Banalja, wo er 17. Aug. 1888 nur die elenden Reste seiner Depotmannschaften (71 Mann) vorfand. Sofort am Ende des Monats machte er sich wieder auf durch den schrecklichen Urwald und traf 18. Jan. 1889 am Albertsee ein. (Näheres s. Emin Pascha.) S. setzte sich 8. Mai 1889 mit der 1450 Mann starken Karawane in Marsch, zuerst nach Süden, um den Schneeberg Runsóro, nach dem Albert-Eduard-See, durch Karagwe und Unjamwesi und traf endlich 5. Dez. 1889, von Major Wissmann empfangen, in Bagamojo ein. Nach einer austral. Reise ließ er sich 1892 in England naturalisieren und wurde 1895 ins Unterhaus gewählt, wo er der unionistischen Partei angehört.

Die geogr. Resultate seiner Reisen sichern S. einen Rang unter den ersten Afrikaforschern. Hauptergebnis seiner ersten Expedition war der Nachweis, daß der Tanganika nicht zum Quellsystem des Nils gehöre. Auf der zweiten Reise stellte er durch Umfahrung des Ukerewesees dessen Einheitlichkeit fest, entdeckte einen neuen großen See, den Albert-Eduard-See, und löste sodann durch die Durchquerung des dunkeln Erdteils das Rätsel des Kongostroms, dadurch den Hauptcharakterzug der centralafrik. Geographie klar legend. Durch die dritte Reise hat er den ganzen Lauf des Aruwimi und den des von Junker entdeckten Nepoko festgestellt, dann den Zusammenhang des Albert- mit dem Albert-Eduard-See durch den Fluß Semliki nachgewiesen und endlich die vollkommen unbekannten Länder längs des Aruwimi und westlich vom Victoria-Njansa erforscht. Seine Emin-Pascha-Expedition beschrieb er in «Im dunkelsten Afrika» (2 Bde., Lpz. 1890; 5. Aufl. 1891). «S.s Reise durch den dunkeln Weltteil» von Volz (5. Aufl., Lpz. 1890) ist eine für weitere Kreise bestimmte Bearbeitung von S.s erster Kongofahrt. S. veröffentlichte außerdem: «My dark companions and their strange stories» (Lond. 1893) und «My early travels and adventures in America and Asia» (2 Bde., ebd. 1895). – Vgl. Reichard, Stanley (Berl. 1897).

Stanleyfälle (spr. stännle-), s. Kongo.

Stanley Pool (spr. stännlĕ puhl), Ausbuchtung des Kongo unter 4° 10' südl. Br., 280 m ü.d.M., eine Wasserfläche von 210 qkm und 60 m Tiefe, mit 17 dicht bewaldeten Inseln, rings von Bergen (600 m) umgeben. Stanley hatte den Pool 12. März 1877 entdeckt. Er gründete 1882 hier am südl. Ufer die Station ↔ Leopoldville (s. d.), welche sich allmählich zu einem Emporium des Handels und geogr. Forschungsexpeditionen für das ganze Kongobecken entwickelte. Eine Eisenbahn zwischen Matadi und S. P. ist im Bau (s. Kongobahn). Am nördl. Gestade hatte de Brazza 1880 die franz. Flagge geheißt und die Station Brazzaville (s. d.) errichtet. Unmittelbar abwärts von Leopoldville beginnen die Livingstonefälle. Die umwohnende Bevölkerung, Bateke (s. Französisch-Kongo), ist den Weißen freundlich gesinnt.

Stannāte, die Salze der Zinnsäure (s. Zinnoxyd).

Stanniōl (vom lat. stannum, d. i. Zinn), s. Blech.

Stannioxyd, s. Zinnoxyd.

Stanniverbindungen, die dem Zinnoxyd entsprechenden Verbindungen.

Stannooxyd, s. Zinnoxydul.

Stannotypie (lat.-grch.), s. Woodburytypie.

Stannoverbindungen, die dem Zinnoxydul entsprechenden Verbindungen.

Stannum (lat.), das Zinn (s. d.); S. chlorātum, Zinnchlorür; S. bichlorātum, Zinnchlorid; S. bisulfurātum, Zinnsulfid; S. oxydātum album, Zinnoxyd; S. oxydātum grisĕum, Zinnasche.

Stanowoigebirge, Gebirge in Ostsibirien, das die Wasserscheide zwischen den Flüssen des nördl. Eismeers und des Stillen Oceans, von der Südgrenze Dauriens an bis zu dem Ostkap Asiens an der Beringstraße bildet. Es erstreckt sich durch die russ. Gebiete Transbaikalien, Amur, Jakutsk und durch das Küstengebiet auf einer Strecke von über 4250 km. Das S. beginnt an der Grenze der Mongolei in der Quellgegend des Onon und der Ingoda und zieht sich in nordöstl. Richtung zunächst bis zum Südwestwinkel des Ochotskischen Meers hin; auf dieser Strecke trägt es den Namen Jablonoigebirge (s. d.). Hierauf verläuft es parallel mit den Ufern des Ochotskischen Meers und zwar meist dicht an demselben, schlägt dann eine nordnordöstliche, zuletzt östl. Richtung ein. Im Südwesten bildet das Gebirge mehrere Parallelketten und zahlreiche Ausläufer; zu den erstern müssen auch die Baikalgebirge gerechnet werden. Das eigentliche S. stellt einen ungeheuern Gebirgswall mit steilen Abhängen dar, auf dem sich nackte, schroffe Gipfel erheben und der nur unter großen Schwierigkeiten zu übersteigen ist; die einigermaßen gangbaren Pässe, unter denen der an der Quelle der Olekma einer der besuchtesten ist, haben eine Höhe von 1000 bis 2000 m, während der Kamm und die Gipfel 2500 m übersteigen.

Stans (Stanz), Flecken und Hauptort des schweiz. Kantons Unterwalden nid dem Wald, 12 km nordöstlich von Sarnen, in 455 m Höhe, am Fuße des Stanser Horns (1900 m), hat (1888) 2458 meist kath. E., Post, Telegraph, Pfarrkirche im ital. Stil (17. Jahrh.), Kapuziner- und Nonnenkloster, Brunnendenkmal Arnolds von Winkelried, eine Marmorgruppe von Schlöth, Rathaus mit den Bildnissen der Landammänner seit 1521, in dem 1481 durch die Vermittelung des Einsiedlers Nikolaus von der Flüe das Stanser Verkommnis (s. Schweiz, ältere Geschichte) zwischen den entzweiten Eidgenossen geschlossen wurde, ein Gymnasium, Zeughaus, Theater, Spital und eine Steintafel auf dem Kirchhof zur Erinnerung an den tapfern, wenngleich erfolglosen Widerstand der Unterwaldener gegen die Franzosen (9. Sept. 1798). Haupterwerbszweige sind Alpenwirtschaft, Acker- und Obstbau. 3,5 km nordwestlich von S. an der Seeenge zwischen dem Alpnacher und dem Vierwaldstätter See, in 439 m

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 254.